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Umwelt: Sanierungsfall Allgäuer Moore

Umwelt

Sanierungsfall Allgäuer Moore

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    Von Dorothea Schuster Schwangau. Es summt und zirpt in der Pfeifengraswiese. Heuschrecken hüpfen durchs Gras, Schmetterlinge fliegen auf ihre Blütenpflanzen, Libellen stehen in der Luft.

    Er zeigt auf den "Riedteufel", einen Charakterschmetterling der Feuchtwiese. Den "Teufelabbiss" und den dazugehörigen "Abbiss-Scheckenfalter".

    Die feuchten Streuwiesen in der Moorlandschaft sind heute "die einzigen bunten Wiesen im Allgäu," stellt Sepp Freuding vom Landschaftspflegeverband Ostallgäu fest. Die Streuwiese beim Bannwaldsee nahe Schwangau wird noch von Bauern gemäht. Viele andere nicht mehr. Sie sind wirtschaftlich uninteressant und liegen brach. "Wir müssen den Landwirten eine Perspektive geben, damit diese ökologisch besonders wertvollen Lebensräume erhalten bleiben", sagt Dieter Frisch von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt, der von Anfang an das Naturschutz-Großprojekt Allgäuer Moor-Allianz begleitet hat.

    Die Allgäuer Moor-Allianz hat ein großes Ziel erreicht. Sie ist einer von fünf Siegern des Bundeswettbewerbs "idee.natur - Zukunftspreis Naturschutz". Zehn Millionen Euro fließen in den nächsten zehn Jahren in die dringend notwendige Renaturierung von Mooren in den Landkreisen Ost- und Oberallgäu. Denn die jahrzehntelange Entwässerung hat ihre Spuren hinterlassen: Der Torfkörper zersetzt sich. Dieser Prozess muss gestoppt werden. Günter Riegel von der Regierung von Schwaben bringt die Problematik auf den Punkt: "In Bayern kommen acht Prozent der klimarelevanten Gase aus den Moorflächen."

    Die Zahl zeigt, dass es bei der Renaturierung der Moore keineswegs nur um Arten- und Biotopschutz geht. Es ist vielmehr ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Hochwasserschutz - und es ist eine Chance für eine nachhaltige Landwirtschaft. "Feuchtwiesenschutz, das heißt Erhalt durch Nutzung," unterstreicht Freuding. Für Bauern wird die Moor-Allianz deshalb ein "50-Höfe-Programm" auflegen. Sie sollen die Streu nach alter Tradition mähen und im eigenen Betrieb nutzen. Notwendige Investitionen in Stall oder Ladewagen werden durch einen besonderen Fonds gefördert.

    "Gemeinsam für den Moorschutz", heißt die Devise. Naturschützer, Fachbehörden und alle Landnutzer, Landwirte wie Förster, sitzen an einem Tisch. Darauf sind die Initiatoren der Moor-Allianz stolz. Wie es funktionieren kann, zeigt das Beispiel Eduard Christa aus Lechbruck. Auf dem Hof, der seit Jahrhunderten in Familienhand ist, stehen 38 Milchkühe - zu wenig, um davon leben zu können. Freuding weiß das. Deshalb hat er den Jungbauer frühzeitig für die Landschaftspflege begeistert, ein wichtiges zweites Standbein. Christa mäht im Auftrag Streuwiesen und buckelige Steilwiesen. Und er macht das, was der alten Tradition entspricht: Er nutzt die Streu im eigenen Stall.

    Im "Schwindenmoos" in Geltnachtal konnte bereits mit der Renaturierung begonnen werden. Im Moor, das der Stadt Marktoberdorf gehört, wurde ein alter Entwässerungsgraben durch Holzwehre aufgestaut, der Wasserspiegel angehoben. Bis die idee.natur-Gelder für große Projekte fließen, muss die Moor-Allianz nicht warten. Aus dem "Klimaprogramm Bayern 2020" bekommt sie bis 2011 zwei Millionen, sodass bereits jetzt Flächen gekauft und Vernässungen in Angriff genommen werden können.

    Und Riegel liebäugelt mit einer Marke "Allgäuer Moor-Allianz". Partner können alle sein, die in der Region zu Hause sind. Landwirte, Gasthäuser, Bäcker, Metzger. Nicht zu vergessen der Tourismus. Urlauber sollen bei Exkursionen die Schönheit der Moore erleben.

    Serie Als nächstes stellen wir das Benninger Ried vor, in das fünf Millionen ¤ (Konjunkturpaket II) fließen.

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