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Uli Hoeneß: Promi-Tourismus im Gefängnis: Alle wollen zu Hoeneß

Uli Hoeneß

Promi-Tourismus im Gefängnis: Alle wollen zu Hoeneß

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    Uli Hoeneß wird demnächst seine Haftstrafe im Landsberger Gefängnis antreten. Neben der Familie wollen ihn auch Freunde besuchen. Steht der Haftanstalt ein Promi-Tourismus bevor?
    Uli Hoeneß wird demnächst seine Haftstrafe im Landsberger Gefängnis antreten. Neben der Familie wollen ihn auch Freunde besuchen. Steht der Haftanstalt ein Promi-Tourismus bevor? Foto: Fred Schöllhorn

    Günter Netzer hat es fest versprochen: Er will Uli Hoeneß im Gefängnis besuchen. Die Visite in Landsberg am Lech sei eine ausgemachte Sache, sagte der Ex-Fußball-Nationalspieler dieser Tage: "Das wird garantiert passieren. Vorausgesetzt, ich komme rein." Auch andere Freunde wollen den wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilten ehemaligen FC Bayern-Boss besuchen. Steht dem 50 Kilometer von München entfernten

    "Es werden alle gleich behandelt", sagte Gefängnischefin Monika Groß vor einer Woche über ihre Insassen - bei dem von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) anschließend kritisierten Besichtigungstermin für über 150 Journalisten. Wenn dies zutrifft, wird Hoeneß nur zweimal im Monat je zwei Stunden Besuch bekommen, solange er im geschlossenen Vollzug ist, also das Gefängnis nicht verlassen darf. Dann wird er zuerst seine Frau Susi und seine beiden Kinder sehen wollen. Auch sein Bruder Dieter dürfte dazugehören.

    Bis zu drei Besucher gleichzeitig sind erlaubt, wie der stellvertretende Gefängnisleiter Harald Eichinger bei dem Medientermin schilderte. Gefangener und Besucher sitzen im wenig schmucken Besucherraum hinter vergitterten Fenstern an quadratischen Holztischen. Körperkontakt ist erlaubt, doch das Wachpersonal sieht alles.

    Dass auch Weggefährten wie FC Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Trainer Pep Guardiola oder Kapitän Philipp Lahm bei Uli Hoeneß vorbeischauen wollen, darf vermutet werden. Damit ist das Kontingent an Besuchern aber fürs Erste erschöpft. Ob da noch Zeit für alte Bekannte wie Netzer und Co. bleibt, erscheint fraglich.

    Eine Frage ist auch, wie lange Hoeneß überhaupt im geschlossenen Vollzug bleibt. Zwar versicherte Gefängnischefin Groß, dass jeder Häftling ausnahmslos die erste Zeit ohne Lockerungen hinter Gefängnismauern darben muss, anfangs in einer Zwei-Mann-Zelle. Doch fügte der für den Strafvollzug im bayerischen Justizministerium zuständige Abteilungsleiter Frank Arloth hinzu: "Es gibt Fälle, in denen jemand tatsächlich früher in den offenen Vollzug kommt."

    Hoeneß hinter Gittern: Ausgang, Urlaub, Freigang...

    Normalerweise ist dies 18 Monate vor dem voraussichtlichen Haftende der Fall. Hoeneß könnte bei guter Führung nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haft entlassen werden, also nach zwei Jahren und vier Monaten. Zieht man davon 18 Monate ab, dürfte Hoeneß nach rund 10 Monaten geschlossenem Vollzug mit spürbar gelockerten Haftbedingungen rechnen. Ausgang, Urlaub und sogar Freigang würden dazugehören. Der Freigänger kehrt nur abends in seine Zelle zurück. Tagsüber kann er in relativer Freiheit einer geregelten Arbeit nachgehen.

    Gefängnis: Das ist die JVA Landsberg

    1923 saß Adolf Hitler wegen Hochverrats in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg ein, nachdem sein Putschversuch gescheitert ist.

    Während seiner 13-monatigen Haft schrieb Hitler sein Buch „Mein Kampf“.

    Hitlers Zelle gibt es nicht mehr, da die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg den Festungstrakt entkernen ließen. Hier steht nun der Arbeitstrakt der JVA.

    Viele der 550 männlichen Inhaftierten sind zum ersten Mal im Landsberger Gefängnis.

    In das Gefängnis in Landsberg kommen meistens Verurteilte mit einer Strafe von bis zu sechs Jahren.

    Den Gefangenen steht in Landsberg ein Fußballplatz zur Verfügung.

    Außerdem gehört zu dem Gefängnis eine Außenstelle für Freigänger in Andechs. Hier gibt es rund 100 Plätze.

    Das Gefängnis in Landsberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als „War Criminal Prison No. 1“ (Kriegsverbrecher-Gefängnis Nummer eins) von der US-Militärgerichtsbarkeit verwendet.

    Auf dem Landsberger Gefängnisfriedhof liegen zahlreiche hingerichtete NS-Kriegsverbrecher.

    Vielleicht wird der prominente Häftling Hoeneß auch schon bald nach Haftantritt in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe Andechs (Landkreis Starnberg) verlegt. Der landwirtschaftliche Betrieb dient nach Angaben der Haftanstalt seit 1995 als arbeitstherapeutische Einrichtung. Hohe Mauern und Stacheldraht sucht man dort vergebens. Die Insassen können sich in dem Gelände frei bewegen.

    Zwischen 10 und 15 Gefangene versorgen dort an die 1200 Rinder, Ziegen, Damwild und Geflügel oder helfen bei der Arbeit im Gemüsegarten und im Wald. Hoeneß ist gelernter Metzger. Er kennt sich als Bratwurstfabrikant mit dem Zerlegen und Verarbeiten von Nutztieren aus. Die Haftbedingungen sind dort weit weniger hart als in Landsberg - Wecken um 5.50 Uhr und "Generaleinschluss" in die Zelle um 19.00 Uhr dürften kein Thema sein.

    Ein Blick auf den Fußballplatz der JVA Landsberg. In dieser Justizvollzugsanstalt muss der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Uli Hoeneß in einigen Wochen seine Haftstrafe antreten.
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    Kurz bevor Uli Hoeneß seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg antrat, öffnete diese ihre Pforten für die Medien.

    In dem Betrieb werden auch soziale Verhaltensweisen trainiert, die für die Wiedereingliederung der Häftlinge nach ihrer Entlassung wichtig sind. In einer Broschüre des Landsberger Gefängnisses sind die Bereiche aufgeführt, mit denen sich die Häftlinge in den Trainingseinheiten auseinandersetzen sollen. Ein Thema lautet: Geld und Schulden.  dpa

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