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Transplantation: Neues Leben mit den Armen eines Toten

Transplantation

Neues Leben mit den Armen eines Toten

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    Neues Leben mit den Armen eines Toten
    Neues Leben mit den Armen eines Toten Foto: lmb gr

    Für Karl Merk könnte bald ein neues Leben beginnen. Der Mann aus Westerheim (Unterallgäu) hat wieder zwei Arme. Das ist für den 54-jährigen Landwirt alles andere als selbstverständlich. In einer 15-stündigen Operation haben die Ärzte dem Mann die beiden Gliedmaßen transplantiert.

    Das war Ende Juli. Jetzt ist er erstmals mit den transplantierten Armen vor die Presse getreten. Dabei hat er gestern klargestellt: "Ich geb¿ sie einfach nicht mehr her".

    Das Gefühl, wieder zwei komplette Arme zu haben, ist für Merk selbst nur schwer zu beschreiben. Als er sie nach der Operation das erste Mal sah, sei er "wirklich überwältigt" gewesen, so Merk, "einfach unvorstellbar". Und jetzt zählt nur noch eins für ihn: "Dass alles irgendwann richtig funktioniert."

    Auch seine Ärzte sind mehr als zufrieden. "Die Arme sind gut angeheilt", erklärt Professor Edgar Biemer, die Heilung verlaufe insgesamt erstaunlich gut. Ende Juli war der Mann im Münchner Klinikum rechts der Isar operiert worden. Es war das erste Mal weltweit, dass einem Menschen Gliedmaßen eines Toten transplantiert wurden.

    Karl Merk sei dafür der ideale Patient gewesen, "Persönlichkeit und Umfeld müssen stimmen", sagt Biemer. Dass Merk tatsächlich ein stabiler Patient ist, zeigte sich auch nach der Operation. Zehn Tage lang musste er auf der Intensivstation liegen. Sein Kreislauf sei in dieser Phase enorm geschwächt gewesen, wie die Ärzte berichten. "Das alles war anstrengend für ihn", sagt Christoph Höhnke, der das Ärzteteam leitet.

    Auch Merk habe diese Zeit als schwierig beschrieben. Als er dann auf die Transplantationsstation verlegt wurde, kamen schon die nächsten Herausforderungen auf das Ärzteteam zu. Merk sollte sich schließlich bewegen können. Ein Bettgestell mit Ketten wurde gebaut, ein spezielles Korsett entwickelt.

    Der Patient trägt es bis heute. Das Korsett liegt auf den Schultern, hält die Arme und Hände, die der Mann bis jetzt noch kaum bewegen kann. Aber es kribbelt. Das sei ein gutes Zeichen für die Regeneration der Nerven, sagen die Ärzte.

    Ihre größte Befürchtung war, dass die Arme vom Körper abgestoßen werden könnten. Zudem könnte sich auch das Knochenmark aus den transplantierten Oberarmen gegen das Immunsystem des Körpers wenden, erklären die Experten. Noch sind diese Gefahren nicht endgültig auszuschließen. "Verhalten optimistisch" lautet die Vorhersage von Höhnke.

    Merk kämpft derweil weiter für die neuen Gliedmaßen. Seine eigenen Arme hatte er vor sechs Jahren bei einem Arbeitsunfall verloren. Seitdem ist er auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen, selbst wenn es um ganz alltägliche Dinge geht. Das sei vor allem am Anfang sehr hart gewesen. Die Prothesen seien zwar sehr gut, aber "unbefriedigend", wie er selber sagt.

    Um wieder selbstständiger zu werden, absolviert Merk täglich zeitaufwendige Therapien. Auch das Gehirn müsse erst wieder an die Arme gewöhnt werden. Laut Experten kann das bis zu zwei Jahre dauern. Dem Patienten geht es nun täglich besser.

    Die kleinen Erfolge lassen die Ärzte nicht unerwähnt: So könne Merk schon den Lichtschalter benutzen oder die Knöpfe am Fernseher. Wenn nur das Heimweh nicht wäre. Wann genau Merk die Klinik in München verlassen kann, steht noch nicht fest.

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