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Tradition: Mit Ratschen durch das Dorf ziehen

Tradition

Mit Ratschen durch das Dorf ziehen

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    Mit solchen Handratschen und größeren Ratschen auf Leiterwagen ziehen Kinder in der Karwoche durch viele Dörfer. Die Ratschen dienen als Ersatz für die Kirchenglocken, die zwischen Karfreitag und der Osternacht verstummen.
    Mit solchen Handratschen und größeren Ratschen auf Leiterwagen ziehen Kinder in der Karwoche durch viele Dörfer. Die Ratschen dienen als Ersatz für die Kirchenglocken, die zwischen Karfreitag und der Osternacht verstummen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Augsburg Ein verhülltes Kreuz, keine läutenden Glocken und Witze im Gottesdienst: In der Karwoche ist in den Kirchen und Gemeinden in der Region einiges anders als sonst. Was genau, erklärt Pater Roman Löschinger, Direktor des Bildungszentrums Kloster Roggenburg.

    Ratschen Zwischen Karfreitag und der Osternacht läuten die Kirchenglocken nicht. „Als Kindern wurde uns erzählt, dass die Glocken nach Rom fliegen“, sagt Pater Roman. In der Kirche werden die Glocken durch Klappern ersetzt, während Ministranten mit sogenannten Ratschen oder Rätschen durch das Dorf ziehen. „Man könnte sie auch als katholische Vuvuzelas bezeichnen“, scherzt Pater Roman. Die Ministranten sind damit Botschafter und erinnern die Gläubigen an die Gebetszeiten – wofür sie mit Süßigkeiten und Geld belohnt werden.

    Verhülltes Kreuz Das Kreuz in der Kirche wird oft schon eine Woche vor dem Palmsonntag verhüllt. „Am Karfreitag wird es in die Kirche getragen und vor den Augen der Gläubigen enthüllt“, sagt Pater Roman. Damit haben die Menschen den Tod Jesu, aber auch ihre eigene Sterblichkeit vor Augen.

    Heilige Gräber In manchen Gemeinden werden an Ostern Heilige Gräber aufgebaut. „Das sind große Kulissen, die den Altar teilweise verdecken“, erklärt Pater Roman. Zeitgleich zur Liturgie wird so die Ostergeschichte nachgespielt – von der Grablegung bis zur Auferstehung.

    Osterlamm und Osterhase Ein gebackenes Lamm zu Ostern symbolisiert die Auferstehung Jesu Christi. „Das ist im Gegensatz zum Osterhasen also ein echtes, religiöses Symbol“, sagt Pater Roman. Woher der Osterhase als Symbol kommt, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Eine Theorie ist, dass sich ein Osterlamm beim Backen verformt habe und dann fälschlicherweise als Osterhase interpretiert wurde.

    Osterei Das Ei gilt in der Kirche als Symbol für neues Leben.

    Osterkerze Die Osterkerze steht für den auferstandenen Jesus Christus. Auf der Kerze erinnert ein Kreuz mit fünf Wunden und den Symbolen Alpha und Omega (für Anfang und Ende) an den Tod und die Auferstehung.

    Osterlachen „Mindestens einmal soll der Priester die Gläubigen im Ostergottesdienst zum Lachen bringen“, weiß Pater Roman. Damit soll Freude ausgestrahlt werden. Manche Prediger lassen auch Witze in ihre Festansprache einfließen.

    Osterholzscheit Im Zusammenhang mit dem Osterfest ist im südlichen Landkreis Augsburg der alte Brauch der Osterprügel bekannt. Im Osterfeuer angebrannte und geweihte Holzscheite werden dabei aufgehängt, um das Anwesen und die Bewohner vor Gewitter und Unheil zu schützen.

    Fuirspringen In Pfronten im Allgäu gibt es das Fuirspringe. Buben laufen dort mit glimmenden Buchenschwämmen durch die Gemeinde, um geweihtes Feuer zu bringen.

    Ostereierwerfen Das Ostereierwerfen war besonders vor 100 Jahren im Unterallgäu populär, weiß Heimatpfleger Gerhard Willi vom Bezirk Schwaben. Dabei wirft der Hausbesitzer ein hart gekochtes Ei über sein Hausdach. Der Tradition nach soll dies das Haus vor Blitz und Hagel schützen.

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