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Interview: Tourismusmanager: "Influencern geht es nicht um die Region, sondern um sich"

Interview

Tourismusmanager: "Influencern geht es nicht um die Region, sondern um sich"

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    Aufruhr am Königssee in den Berchtesgadener Alpen: Weil ein abgelegener Ort am Königsbachfall zum Instagram-Hotspot wurde, konnte sich der Nationalpark vor Fotojägern kaum retten.
    Aufruhr am Königssee in den Berchtesgadener Alpen: Weil ein abgelegener Ort am Königsbachfall zum Instagram-Hotspot wurde, konnte sich der Nationalpark vor Fotojägern kaum retten. Foto: Lino Mirgeler, dpa (Archiv)

    Das Berchtesgadener Land hat viele Sehenswürdigkeiten. Haben sich die Besucherzahlen durch Instagram noch gesteigert?

    Sepp Wurm: Ob allein wegen Instagram mehr Besucher zu uns kommen, lässt sich nicht so genau nachvollziehen. In diesem Jahr hat etwa auch die Corona-Krise dazu beigetragen, dass viele Menschen im Berchtesgadener Land Urlaub gemacht haben. Aber wir merken schon: Es sind einige hier, die nur an den Instagram-Hotspot am Königssee wollen. Man erkennt diese Klientel meist sofort, weil sie ganz anders ist als die Touristen, die sonst zu uns kommen: Sie sind deutlich jünger, legerer angezogen und meist auch nicht so gut ausgerüstet wie etwa Wandertouristen. Instagrammer haben oft nicht einmal richtiges Schuhwerk an.

    Sepp Wurm ist seit 2010 Social Media Manager beim Tourismusverband Berchtesgadener Land. Er hat miterlebt, wie sich Instagram in den letzten zehn Jahren auf den Tourismus ausgewirkt hat.
    Sepp Wurm ist seit 2010 Social Media Manager beim Tourismusverband Berchtesgadener Land. Er hat miterlebt, wie sich Instagram in den letzten zehn Jahren auf den Tourismus ausgewirkt hat. Foto: Berchtesgadener Land Tourismus

    Hat die Region durch Instagram auch wirtschaftlich profitieren können?

    Wurm: Es mag einzelne Reiseblogger geben, die tolle Botschafter für unsere Region geworden sind. Aber von den meisten, die wegen Instagram kommen, hat keine Region wirklich viel. Den Influencern geht es nicht um die Region, sondern in erster Linie um sich selbst. Die haben eine bestimmte Pose, mit der sie umherreisen und die immergleichen Fotos machen. Die Landschaft und die Natur verkommen auf den Bildern zur Kulisse, die sie nicht wirklich interessiert.

    Welche Folgen hat der Besucherandrang bei Ihnen am Königssee?

    Wurm: Besonders beliebt ist bei Instagrammern ein Ort am Königsbachfall im Nationalpark, der als "Natural Infinity Pool" bekannt geworden ist. Diesen Namen haben wir uns nicht etwa einfallen lassen, der kam direkt aus der Community. Früher waren die Gumpen nur über einen kleinen Pfad erreichbar, heute sind es ganz viele Trampelpfade. Die vielen Fotojäger treten uns die Vegetation kaputt, hinterlassen an vielen Stellen ihren Müll und fliegen mit ihren Drohnen über geschützte Gebiete. Manche zünden sogar Lagerfeuer an oder campen dort. Dabei ist all das strengstens verboten.

    Macht sich der Tourismusverband Instagram selbst zunutze, um für Fotojäger attraktiver zu werden?

    Wurm: Wir nutzen es als Marketingtool vor allem, um auch unbekanntere Orte im Berchtesgadener Land in den Fokus zu rücken. Wir posten Fotos von Stellen, an denen weniger los ist. Dabei stellen wir aber fest: Klassische Motive wie vom Königsbachfall ziehen unter Instagrammern immer noch eher. Und diejenigen, die extra für ein Motiv hierher kommen, die lassen sich von uns auch nicht umleiten.

    Wie reagieren Sie auf die negativen Folgen durch den Run auf Instagram-Hotspots? Stellen Sie Regeln für Touristen auf?

    Wurm: Es gibt zwar Initiativen wie #nogeotag, die verhindern soll, dass Instagrammer bei ihren Fotos angeben, wo genau sie diese aufgenommen haben. Aber das hilft einfach nichts, denn man findet im Zweifel trotzdem heraus, wo genau der Instagram-Hotspot ist. Nachdem es in diesem Sommer so viel Ärger gab, wird für das Gelände rund um den "Natural Infinity Pool" wohl aus naturschutzrechtlichen Gründen ein Betretungsverbot ausgesprochen. Der Fall liegt derzeit beim Landratsamt, das dafür zuständig ist.

    Wünschen Sie sich angesichts der negativen Folgen manchmal, Instagram wäre nie erfunden worden?

    Wurm: Nein, denn es funktioniert für uns als Kommunikationskanal für das Tourismusmanagement ja doch auch gut. Wir erhalten Resonanz auf unsere Region und bekommen auch viel Feedback auf unsere Aktionen. Das einzige Problem ist, dass sich diese Community völlig verselbstständigen kann. Dann haben wir keinerlei Kontrolle mehr.

    Zur Person: Sepp Wurm ist seit 2010 Social Media Manager beim Tourismusverband Berchtesgadener Land. Er stammt aus der Gemeinde Ramsau und bloggt für den Tourismusverband von seinen Bergtouren und Skitouren. Die Plattform Instagram nutzt er bei seiner Arbeit selbst gern, sieht die Eigendynamik, die das Netzwerk entwickeln kann, aber äußerst kritisch.

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