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Tourismus: Suche nach Wildcampern: Wir haben die Polizei im Allgäu begleitet

Tourismus

Suche nach Wildcampern: Wir haben die Polizei im Allgäu begleitet

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    Immer wieder erwischt die Polizei Wildcamper in Naturschutzgebieten. 120 Euro zahlen sie im Schnitt.
    Immer wieder erwischt die Polizei Wildcamper in Naturschutzgebieten. 120 Euro zahlen sie im Schnitt. Foto: René Buchka

    Die schwüle Nachtluft drückt auf das Füssener Umland, ein Wetterleuchten erhellt den Himmel. Ein VW-Bus der Polizei fährt einen Schotterweg entlang. Die Scheinwerfer beleuchten ein dreieckiges Schild mit grünem Rand und einem schwarzen Greifvogel auf weißem Grund. „Naturschutzgebiet“ ist darauf zu lesen. Die beiden Füssener Polizisten Stefan Pfeifer und Markus Unger sind in dieser Nacht am Schwansee und am Hegratsrieder Weiher auf Streife. Parken und Schlafen ist in den beiden Naturschutzgebieten ab gewissen Zeiten verboten.

    200 bis 250 Euro Bußgeld fürs Zelten im Naturschutzgebiet

    Diesmal entdecken die Beamten ein leeres Auto am Hegratsrieder Weiher. Unger leuchtet ans Ufer. „Da steht ein Zelt.“ Ebenso wie ein Lagerfeuer im Naturschutzgebiet kostet das 200 bis 250 Euro. Pfeifer füllt ein Formular aus, Unger macht Fotos. Die Anzeige geht ans Landratsamt, das den Verstoß verfolgt und über die Höhe der Strafe entscheidet.

    Billiger kommt da ein Wohnmobilfahrer weg, der etwa 50 Meter weiter übernachtet. „Das kostet im Schnitt 120 Euro“, sagt Pfeifer. Die Frau und der Wohnmobilfahrer müssen wegfahren. Dabei handelt es sich um keine Einzelfälle: In der Nacht auf Freitag stellte die Polizei rund um den Forggensee erneut zahlreiche Verstöße nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz fest, teilt sie mit. Hauptsächlich begangen von Menschen, die mit ihren Wohnmobilen in den Landschaftsschutzgebieten übernachten. „Der Großteil verhält sich in solchen Fällen einsichtig“, meint Pfeifer. Sie verstünden, dass sich durch das das Verbot Flora und Fauna erholen – und sich Einheimische und Urlauber dort wohlfühlen.

    Wildcampen und -parken: Schwangauer Bürgermeister lädt zum runden Tisch

    Dass es beiden Seiten gut geht, das will auch der Schwangauer Bürgermeister Stefan Rinke. Deshalb hat er am Donnerstag zu einem Runden Tisch zum Thema Wildcampen -und parken geladen. Unter anderem kamen Edmund Martin, Leiter der Füssener Polizeiinspektion, Michael Weisenbach vom Verein „Unser Ammergebirge“ sowie Hotel, Park- und Campingplatzbetreiber aus der Region.

    Für die Gemeinde ist die Lage laut Rinke aktuell nicht schlimmer als im Sommer 2019. Dem widersprach Weisenbach als Vertreter des Gebietsbetreuers für den Ostallgäuer Alpenrand, Thomas Hennemann: In den Bergen campieren laut Weisenbach regelmäßig Urlauber. Zudem starten Gleitschirmflieger verbotenerweise von der Säulingwiese – und vertreiben so Wild wie Steinböcke.

    Wildcamper haben Angst, sich auf Campingplätzen mit Corona anzustecken

    Dienststellenleiter Martin entgegnete, seine Mitarbeiter hätten die Säulingwiese kontrolliert. 350 Euro Strafe habe jeder gezahlt. Die Polizei könnte aber nicht immer und überall vor Ort sein. Martin erinnerte daran, dass jeder ein Foto mit Kennzeichen, Ort, Datum, Uhrzeit und Name des Zeugen an die Polizei schicken kann. „Dann gehen wir dem nach.“ Außerdem hätten viele Betroffene angegeben, dass sie auf Campingplätzen Angst hätten, sich mit dem Corona-Virus anzustecken.

    Auch Thorsten Preßler, Außendienstleiter des Zweckverbands Kommunales Diensteistungszentrum Oberland, riet von einem Überwachungswahn ab: „Kontrolle ist gut – aber kein Allheilmittel.“ Zusammen mit seinen Mitarbeitern bietet er über 130 Gemeinden Verkehrsüberwachung an – unter anderem auch der Gemeinde Schwangau. Erst am Donnerstagmorgen um 4.30 Uhr haben seine Kollegen offenbar den Parkplatz an der Tegelbergbahn kontrolliert – und 40 Wohnmobilfahrer verwarnt. Seiner Meinung nach ist es besser, „die Kräfte zu bündeln“ und beispielsweise vermehrt mit der Polizei zusammen zu arbeiten. Denn der Zweckverband könne nur nach der Straßenverkehrsordnung ermahnen. An Autos, die im Naturschutzgebiet stehen, müssten sie tatenlos vorbeilaufen.

    Sollen Jäger und Naturschutzwächter Kontrollen durchführen dürfen?

    Richard Müller vom gleichnamigen Hotel in Hohenschwangau war nur einer von mehreren, die höhere Strafen forderten. Florian Lingenfelder vom Hotel König Ludwig schlug ein Leitsystem vor, das auf weitere Parkplätze hinweist und anzeigt, wie viele Autos dort noch parken können. Weisenbach verteilte sogar ein zweiseitiges Konzept. Unter anderem steht darin, dass für alle Gebiete die gleiche Verordnung gelten soll und auch beispielsweise Berufsjäger und Naturschutzwächter kontrollieren dürfen sollten.

    Der Anfang sei nun gemacht, sagte Rinke. Nun könnten die Beteiligten weiter in kleineren Gruppen an den Ansätzen arbeiten.

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