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Tourismus: Neun Dinge, die Urlauber im Allgäu auf keinen Fall tun sollten

Tourismus

Neun Dinge, die Urlauber im Allgäu auf keinen Fall tun sollten

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    In den Allgäuer Bergen ist Vorsicht geboten - davon zeugen viele Unfälle und Abstürze. Was sonst noch zu beachten ist, erfahren Sie in unserem kleinen Allgäu-Knigge.
    In den Allgäuer Bergen ist Vorsicht geboten - davon zeugen viele Unfälle und Abstürze. Was sonst noch zu beachten ist, erfahren Sie in unserem kleinen Allgäu-Knigge. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Ohne Touristen ist das Allgäu kaum vorstellbar. Die Region lebt von Urlaubsgästen. Und die meisten Allgäuer stehen laut einer Studie der Hochschule Kempten zum Tourismus.

    Doch im Corona-Sommer fühlen sich immer mehr Einheimische vom Touristen-Ansturm überrollt: Statt Idylle gibt es mancherorts Stau, Stress und Streit. Das böse Wort vom Overtourism macht die Runde. Auch Naturschützer und Landwirte klagen über negative Auswüchse.

    Muss das sein? Wir meinen: nein! Wer ein paar (ungeschriebene) Gesetze einhält, trägt seinen Teil dazu bei, dass Allgäuer und Touristen auch weiterhin friedlich koexistieren.

    Neun Dinge, die Sie im Allgäu besser NICHT tun sollten: 

    Wiesen als Parkplatz benutzen: Nur weil es auch andere machen, wird es nicht richtiger:  Allgäuer Wiesen und Weiden sind keine Parkplätze! Wer Natur und Nerven schonen will, reist zum Wandern am besten mit Bus, Bahn oder (E-)Bike an. In Gemeinden wie Oberstdorf fahren Shuttle-Busse, die Ausflügler zu beliebten Ausgangspunkten für Wanderungen bringen. Zum Beispiel ins Rappenalptal.  

    Planlos eine Bergtour starten: So schön die Allgäuer Berge auch sind, so leicht bergen sie Gefahren. Das Wetter, beispielsweise, kann innerhalb kurzer Zeit umschlagen. Brenzlig wird es für Wanderer auch, wenn sie sich selbst überschätzen, ihre Ausrüstung vernachlässigen oder sich verlaufen. Deshalb: eine Bergtour IMMER im Voraus sorgfältig planen.

    Ein Bergtour, wie hier zur Kemptner Hütte, sollte sorgfältig geplant sein.
    Ein Bergtour, wie hier zur Kemptner Hütte, sollte sorgfältig geplant sein. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Die Bergwacht als Taxi missbrauchen: Wer in den Bergen in Not gerät, wählt die 112. Die europaweit einheitliche Notrufnummer ist kostenlos aus allen Mobilfunknetzen zu erreichen. Die ehrenamtlichen Allgäuer Bergwachtler geben dann alles, um verunglückte Wanderer zu retten. Sie tun das mit Herzblut und Leidenschaft. Doch sie ärgern sich verständlicherweise, wenn Urlauber in ihnen eine Art Taxi sehen. So sorgte bei der Bergwacht Füssen ein Tourist für Kopfschütteln, der einen Notruf absetzte - und beim Eintreffen der Retter Kaiserschmarrn am Tisch einer Alpe aß und Radler trank. Seine Aufforderung ("Wartet doch noch, bis ich fertig bin") schlug dem Fass den Boden aus.

    Allgäuer für hinterwäldlerisch halten: Dass der typische Allgäuer kein Musterbeispiel für Kommunikationsfreude ist, sollte man ihm nachsehen. Das Allgäu war früher eine bettelarme Region. Der Spruch: "Schaffen statt schwätzen", ist deshalb tief in der DNA seiner Bewohner verankert. Wer das sparsame Mitteilungsbedürfnis des Allgäuers und seine Skepsis gegenüber allem "modernen Zuig" jedoch als hinterwäldlerisch interpretiert, liegt falsch. Im Gegenteil: Das Allgäu ist eine Region der Tüftler und Mächler, in der "modernes Zuig" eben erst dann akzeptiert wird, wenn es WIRKLICH was taugt. Auf dieses Knowhow vertrauen internationale Player wie Dachser, Liebherr, Bosch oder der Traktorenhersteller AGCO/Fendt. Auch viele Start-ups zeugen von Innovationsfreude und Kreativität "made im Allgäu". Nichtzuletzt kann der Allgäuer über sich selbst lachen. Anders wären die Erfolge von Kabarettist Maxi Schafroth oder der Kluftinger-Krimis wohl kaum zu erklären.

    "Käsespätzle" oder "Käsespätzchen" bestellen: Wer sich in einer urallgäuer Dort-Wirtschaft nicht in die Nesseln setzen möchte, der benennt das Allgäuer Traditionsgericht mit seinem richtigen Namen: Kässpatzen!

    Kässpatzen, hier auf dem Wochenmarkt in Kempten präsentiert, gelten als "Allgäuer Nationalgericht".
    Kässpatzen, hier auf dem Wochenmarkt in Kempten präsentiert, gelten als "Allgäuer Nationalgericht". Foto: Ralf Lienert

    Hirten für Hipster halten: Auch wenn er einen langen Bart und manchmal eigenwillige Kleidung trägt: Ein Allgäuer Alphirte verbringt den Sommer nicht am Berg, um als Selfie-Partner für Instagramer, Blogger und Influencer herzuhalten. Ihm geht es um die Pflege seiner Jungrinder, im Allgäu Schumpen genannt, und einer jahrhundertealten Tradition. Wer ihn mit aufrichtigem Interesse und Respekt darauf anspricht, dem erzählt er gern davon. Allen anderen sei geraten: "Lasst's den Ma' in Ruh.'"

    Alpen mit Luxus-Ressorts verwechseln: Von den knapp 600 Alpen im Allgäu haben rund 170 eine Konzession zur Bewirtung von Gästen. Die Älpler freuen sich über jeden Gast. Doch es gibt auch Momente, in denen sie einfach nur mit den Augen rollen. Wer auf 2000 Metern Höhe einen "laktosefreien Chai Latte und ein Gläschen Prossecco" bestellt, wird es bemerken...

    Im Naturschutzgebiet zelten: Auch wenn es noch so romantisch und verlockend klingt: Wildcampen ist im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen verboten. Wer sich ein böses Erwachen ersparen will, hält sich daran. Andernfalls drohen Bußgelder bis zu 400 Euro.

    Kühe erschrecken: Allgäuer Bergwiesen sind kein Kuschelzoo. Deshalb: Finger weg von Jungrindern und Kühen. Das deutlich gestiegene Aufkommen an Ausflüglern in diesem Sommer setzt die Tiere ohnehin schon unter Stress. Machen Sie vorsichtshalber also einen respektvollen Bogen, um sich schmerzliche Attacken zu ersparen, wie sie zuletzt beispielsweise aus dem Tannheimer Tal gemeldet wurden. Richtig gelungen ist ein Urlaub schließlich erst dann, wenn man wohlbehalten die Rückreise nach Hause antritt. Mehr zum Thema lesen Sie hier: Kühe-Erschrecken: Bauern kritisieren Aktion als "unverantwortlich".

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