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Tornado: "Gigantische Hilfsbereitschaft" für Opfer des Tornados

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"Gigantische Hilfsbereitschaft" für Opfer des Tornados

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    Der Tornado hat im Affinger Ortsteil Gebenhofen eine Spur der Zerstörung hinterlasen. Zahlreiche Helfer versuchen mit Schubkarren und Baggern die gröbsten Trümmer zu beseitigen.
    Der Tornado hat im Affinger Ortsteil Gebenhofen eine Spur der Zerstörung hinterlasen. Zahlreiche Helfer versuchen mit Schubkarren und Baggern die gröbsten Trümmer zu beseitigen. Foto: Ulrich Wagner

    Motorsägen brummen, viele Hausdächer sind mit grünen Planen abgedeckt und überall räumen Helfer Trümmer weg. Im Affinger Ortsteil Gebenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg) sind am Freitagnachmittag die Spuren des Tornados noch deutlich zu sehen. Der Ort ähnelt einem Schlachtfeld.

    Auch der Hof von Anton Lechner ist übersät mit Dachziegeln, Ästen und Holzbalken. Zwei gelbe Bagger schaufeln die größten Trümmer beiseite. Die drei Scheunen des Bauern sind komplett zerstört. Der Sturm hatte die Dächer abgedeckt. Außerdem ist bei zwei der Gebäude die Decke herunter gebrochen. Lechners Fahrzeuge wurden unter Holztrümmern begraben. Lechner sagt: „Da ist nichts mehr zu retten. Es wird Wochen dauern bis alles aufgeräumt ist.“ Der einzige Lichtblick für Lechner ist derzeit die große Hilfsbereitschaft. Ungefähr 20 Leute arbeiten am Freitag in seinem Hof. Sie räumen Schutt und zerbrochene Ziegel weg. Jonas Bubmann ist extra aus Stadtbergen gekommen. Er nimmt einen voll beladenen Schubkarren in Empfang. Gemeinsam mit zwei anderen Helfer wuchtet er ihn in die Höhe und leert den Inhalt in einen großen Container. Er sagt: „Ich habe im Radio von dem Sturm gehört und mir gedacht, dass ich helfen muss.“

    "Viele helfen bis zur völligen körperlichen Erschöpfung"

    Luftaufnahme vom 14.05.2015 zeigt Unwetterschäden in der Gemeinde Affing, Landkreis Aichach Friedberg (Bayern). Ein schweres Unwetter in den späten Abendstunden des 13.05.2015 verursachte in der Region Schäden in Millionenhöhe. Foto: Mario Lindner/LSV Aichach dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
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    Ein Unwetter hat in der Region im Mai 2015 eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Dächer wurden abgedeckt, Menschen verletzt und Häuser evakuiert.

    So dachten viele Menschen. Mehr als 300 Freiwillige räumen gestern Schutt, Trümmer und umgestürzte Bäume zur Seite. Ben Bockemühl, Einsatzleiter der Feuerwehr, ist überwältig: „Die Hilfsbereitschaft ist gigantisch. Viele helfen bis zur völligen körperlichen Erschöpfung.“ Ein Dachdecker sei am Donnerstagabend so ausgelaugt gewesen, dass er nicht mal mehr einen Nagel in eine Latte schlagen konnte. „Jeder bringt sich entsprechend seiner Fähigkeiten ein. Alle stehen zusammen“, sagt Bockemühl. Zimmerer Jürgen Hermann ist aus Burtenbach (Landkreis Günzburg) angereist und hilft, ein Dach einzudecken. Er erklärt: „Ich wollte nicht nur blöd rumsitzen.“

    Rund 180 Häuser seien laut Kreisbrandinspektor Christian Happach durch den Tornado schwer beschädigt worden. Das Rote Kreuz hatte deshalb in der Sporthalle eine Notunterkunft eingerichtet. Allerdings seien inzwischen alle Leute bei Nachbarn oder Verwandten untergekommen.

    Die notwendigsten Dinge konnten die Bewohner vorher unter Aufsicht der Rettungskräfte zusammenpacken und mitnehmen. Kreisbrandinspektor Happach ist froh, dass es keine Schwerverletzten und Toten gab: „Das ist angesichts des Schadens schon ein großes Glück.“

    "Ich hätte niemals gedacht, dass bei uns so etwas möglich ist.“

    Bernhard Schmid stimmt ihm zu: „Ich habe vergangenes Jahr mit meiner Frau Bilder von Gebenhofen nach der Bombardierung 1945 angeschaut. Da hatte es genauso ausgesehen.“ Schmid ist selbst aus Gebenhofen. Sein Haus lag glücklicherweise nicht in der ungefähr 150 Meter breiten Schneise, durch die der Tornado zog. Als er am nächsten Tag aufstand und den Schaden bei den anderen Dorfbewohnern sah, setzte er sich sofort ans Steuer seines Schleppers, um zu helfen. Von sechs Uhr morgens bis ein Uhr nachts transportierte er Trümmerteile ab. Immer wieder musste er Leute, deren Häuser zerstört waren, in den Arm nehmen und beruhigen: „Sie waren kaum ansprechbar, haben gezittert und standen unter Schock.“

    Manfred Haas steht vor einem riesigen Trümmerhaufen aus Ziegelsteinen. An dieser Stelle stand sein frisch renovierter Stadel. Davon ist nichts mehr übrig. Er ist komplett zusammengebrochen. Bei der benachbarten Halle hat der Sturm einen Tragebalken beschädigt. Sie muss wahrscheinlich abgerissen werden.

    Haas wollte wieder in die Landwirtschaft einsteigen. Ob das jetzt noch möglich ist, weiß er nicht. Denn die Gebäude seien nur gegen einen Brandschaden versichert gewesen. Am Mittwochabend war Haas in der Arbeit in Augsburg, als seine Frau anrief, dass es durch das Dach regnete. Kurz darauf meldete sich ein Nachbar mit der Nachricht, dass sein Stadel eingestürzt sei. Sofort fuhr er nach Hause und konnte nicht glauben, was er sah: „Es war wir in einem Geisterfilm. Ich hätte niemals gedacht, dass bei uns so etwas möglich ist.“ Traurig und müde blickt er jetzt über sein Grundstück. Stundenlang haben er und seine Helfer schon gearbeitet und dennoch ist noch unglaublich viel zu tun.

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