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Top Terrorist: Drahtzieher von Münchner Olympia-Anschlag tot

Top Terrorist

Drahtzieher von Münchner Olympia-Anschlag tot

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    Mohammad Abu-Daud, gestikuliert in einem Krankenzimmer in einem Krankenhaus in Damaskus (Archivfoto vom 16.02.2006). Der mutmaßliche Drahtzieher des Münchner Olympia-Anschlags von 1972 ist tot. Der Palästinenser Abu Daud sei im
    Mohammad Abu-Daud, gestikuliert in einem Krankenzimmer in einem Krankenhaus in Damaskus (Archivfoto vom 16.02.2006). Der mutmaßliche Drahtzieher des Münchner Olympia-Anschlags von 1972 ist tot. Der Palästinenser Abu Daud sei im Foto: gk tmk

    Knapp 40 Jahre nach dem blutigen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München ist der mutmaßliche Drahtzieher in Syrien in Freiheit gestorben. Abu Daud, der mehr als 40 Decknamen gehabt haben soll, wurde am Samstag auf dem "Märtyrer-Friedhof" im Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus beigesetzt. Der fünffache Vater starb im Alter von 73 Jahren an Nierenversagen. Bereut hat er die Bluttat nie. Auch vor Gericht musste sich der lange weltweit gesuchte palästinensische Top- Terrorist, der eigentlich Mohammed Daud Audeh hieß, nicht verantworten.

    Am 5. September 1972_hatten acht palästinensische Terroristen der Gruppe "Schwarzer September" das Quartier der Israelis im Olympischen Dorf überfallen und elf Athleten in ihre Gewalt gebracht. Zwei Israelis, die sich widersetzten, wurden sofort erschossen. Nach stundenlangem Nervenkrieg wurde auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck ein Flugzeug für die Terroristen und ihre Geiseln bereitgestellt. Bei einer misslungenen Befreiungsaktion starben alle neun Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen im Kugelhagel.

    Abu Daud hatte sich 1999 in seinem Buch "Palästina - Von Jerusalem nach München" zu dem Anschlag bekannt. Danach wurde in Deutschland erneut Haftbefehl gegen den damals in Ramallah im Westjordanland lebenden Palästinenser erlassen, und er musste nach Syrien ins Exil gehen. Die bereits 1972 gegen ihn aufgenommenen Ermittlungen waren nie eingestellt worden. Ein 1977 erlassener Haftbefehl wurde im Jahr darauf jedoch aufgehoben, nachdem Rechtshilfeersuchen im Ausland erfolglos geblieben waren. In den 1980ern soll sich Abu Daud zeitweise - offenbar mit Duldung der damaligen kommunistischen Staatsführung - auch in der DDR aufgehalten haben.

    In seinem Buch, das sich teilweise wie ein Polit-Thriller liest, schildert Abu Daud, wie er den Anschlag organisiert und vorbereitet hat. Er habe die Gegebenheiten ausgekundschaftet, das Kommando in Empfang genommen und es für den Überfall bis an den Zaun des Olympischen Dorfes geführt.

    Laut Daud war die Operation, mit der von Israel festgehaltene Palästinenser freigepresst werden sollten, als friedliche Aktion geplant. Nach dem blutigen Ende habe er sich über Rom nach Tunesien abgesetzt. Abu Daud schließt sich in dem Buch der schon früher geäußerten, von den deutschen Behörden aber immer wieder dementierten Version an, dass auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck Geiseln und Geiselnehmer im Kugelhagel der deutschen Polizisten starben.

    Eine Verkettung verschiedener Umstände hätten ihm die Operation erleichtert, schrieb Abu Daud. Sein verfälschtes Visum fiel nie auf. Den Torwächter am Olympischen Dorf konnte er leicht täuschen. Eine junge Israelin, bei der er und seine beiden Komplizen sich als angebliche Freunde Israels ausgaben, zeigte ihnen die Wohnräume der Athleten. Amerikanische Sportler, die als Spätheimkehrer ebenfalls über den Zaun des Olympischen Dorfes kletterten, reichten nichtsahnend noch dem Kommando die Sportsäcke mit den Waffen nach.

    Allerdings bleibt die Frage, wie wahr sein über 700 Seiten umfassendes Buch ist, in dem er PLO-Chef Jassir Arafat als Mitwisser des Anschlags darstellte. Ziel der Aktion sei es gewesen, "die Aufmerksamkeit der Welt auf das palästinensische Problem zu lenken" und dabei die Präsenz der Weltpresse in München zu nutzen.

    "Ich bereue nichts", sagte der in die Jahre gekommene Ex-Terrorist noch vor vier Jahren "Spiegel TV". "Dass ich mich entschuldige, davon können sie nur träumen." Abu Daud ließ aber keinen Zweifel, dass auch seiner Ansicht nach die Gewalt beendet und Israelis und Palästinenser sich die Hand reichen müssten.

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