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Tongrube Hammerschmiede: "Udo" im Museum: Uni zeigt Funde zum Allgäuer Menschenaffen

Tongrube Hammerschmiede

"Udo" im Museum: Uni zeigt Funde zum Allgäuer Menschenaffen

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    Menschenaffe "Udo" wird zum Ausstellungsstück - zumindest in Kopie.
    Menschenaffe "Udo" wird zum Ausstellungsstück - zumindest in Kopie. Foto: Rekonstruktion: Velizar Simeonovski

    Millionen Jahre lang lag Udo in einer Allgäuer Tongrube – doch seit Wissenschaftler Knochen von ihm gefunden haben, rückt der mutmaßlich erste Fußgänger der Menschheitsgeschichte immer weiter ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Nun dreht sich eine eigene Ausstellung in Tübingen um den Sensationsfund. Bis zum 31. Mai ist im Schloss Hohentübingen unter anderem eine Nachbildung des Menschenaffen zu sehen – aus Lehm und begleitet von Repliken der gefundenen Knochen. Unter dem Titel „Udo. Der erste Fußgänger“ will die Universität Tübingen von Donnerstag an einen hautnahen Blick auf das Skelett aus der Tongrube Hammerschmiede in Pforzen (Landkreis Ostallgäu) bieten.

    "Udo" bewegte sich vor 11,62 Millionen Jahren auf zwei Beinen fort

    Zu den ersten Besuchern der Ausstellung wird auch eine Gruppe aus dem Allgäu gehören, darunter Pforzens Bürgermeister Herbert Hofer. Sie soll darüber entscheiden, ob die Schau bald im Allgäu zu sehen sein wird. Die Gemeinde überlegt, die Ausstellung nochmals in Auftrag zu geben. Die Kosten dafür lägen im fünfstelligen Bereich, auf jeden Fall über 15000 Euro, schildert Hofer.

    Nach der Eröffnung in Pforzen soll die Präsentation dann auf eine Reise durch Kaufbeuren, das Ostallgäu und die angrenzenden Landkreise gehen – am besten unter einer gemeinsamen Trägerschaft, so wünscht es sich zumindest Hofer. „Mir geht es darum, dass die Region sagt: Ja, wir wollen das.“ Auch Josef Freuding, Pforzens Zweiter Bürgermeister, betont: „Bisher fehlt das regionale Bewusstsein der Politik, der Gedanke ‚Wir alle sind Udo‘.“

    Die Unterstützung des Freistaats lässt noch auf sich warten

    Die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker kann sich eine finanzielle Förderung durch den Landkreis sehr gut vorstellen. „Nachdem Udo ein Ostallgäuer ist, begrüßen wir die Einrichtung einer Wanderausstellung.“ Und wie sieht es mit dem Wissenschaftsministerium aus? Mitte November hatten Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Bernd Sibler die Unterstützung des Freistaats für einen modernen Ausstellungsort zugesagt. Und heute? „Leider wurde mir noch kein konkreter Termin für ein Gespräch genannt“, sagt Landrätin Zinnecker.

    Die Nachricht von dem Fund in Pforzen hatte im vergangenen November für Furore gesorgt und Hypothesen zur Evolution des aufrechten Gangs infrage gestellt.Die versteinerten Fossilien der bislang unbekannten Primatenart Danuvius guggenmosi weisen nach Ansicht von Wissenschaftlern darauf hin, dass sich der aufrechte Gang in Europa statt in Afrika entwickelt haben könnte. Nach den Erkenntnissen eines internationalen Forscherteams um die Tübinger Udo-Entdeckerin Madelaine Böhme lebte der Primat vor fast zwölf Millionen Jahren.

    Udo ermöglicht neue Sicht auf die Evolution

    „Der Gang von vier auf zwei ist umstritten und sagenumwoben“, sagte Kurator Frank Dürr am Dienstag. Es sei wahrscheinlich, dass es abgesehen vom Menschenaffen aus dem Allgäu mehrere Ursprünge für diesen Evolutionsschritt gebe. „Aber dieser hier ist hoch spannend, weil es derzeit der älteste Fund ist.“ Die bis dahin ältesten Belege für den aufrechten Gang sind rund sechs Millionen Jahre alt und stammen aus Kenia.

    Neben seiner Hauptrolle in der Tübinger Ausstellung spielt Udo auch in einer TV-Doku eine tragende Rolle: „Europa – Wiege der Menschheit?“ kommt am 8. Februar um 21.40 Uhr auf Arte. (mit dpa)

    Lesen Sie dazu auch: "Udo" hatte mehrere Partnerinnen: Woher wissen Sie das, Frau Professor Böhme? (Plus+)

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