Eine glatte Eins würden die Verantwortlichen dem Oktoberfest gerne ins Zwischenzeugnis schreiben. Festleiter Josef Schmid, Zweiter Bürgermeister der Stadt München, Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst präsentieren nach einer Woche Wiesn erfreuliche Zahlen. Doch eine tödliche Auseinandersetzung am Freitagabend sorgt für Bestürzung. Denn eigentlich sei die Wiesn so friedlich wie lange nicht mehr, sagt Schmid.
Mann stellt sich nach tödlichem Streit
Gegen 22 Uhr gerieten ein 58-Jähriger aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck und ein unbekannter Mann aneinander. Der 58-Jährige brach nach der Auseinandersetzung bewusstlos zusammen. Zwar seien Sanitäter sehr schnell zur Reanimation vor Ort gewesen, wie Peter Aicher, Leiter der Wiesn-Sanitätsstation, berichtet, doch der Mann starb später im Krankenhaus an einer Hirnblutung. Grund soll ein wuchtiger Schlag gegen den Kopf sein.
Am Samstag gegen 16 Uhr meldete sich ein 42-jähriger Münchner in Begleitung seines Anwalts bei der Polizei. Er gab an, am Streit beteiligt gewesen zu sein. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass es sich bei dem Mann um den Täter handelt. Der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins, betont, es habe nur 18 Stunden gedauert zwischen der Tat „und bis wir den Namen des Täters hatten“.
Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Der 42-Jährige wird nun dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Gerüchten zufolge soll der Mann vorbestraft sein, was Polizeisprecher da Gloria Martins nicht bestätigt.
Der Polizei zufolge liegt der letzte gewaltsame Todesfall auf dem Oktoberfest mehr als 25 Jahre zurück: 1991 starb ein 20-Jähriger bei einer Messerstecherei.
Weniger Straftaten auf der Wiesn
Die Münchner Polizei zeigt sich mit dem diesjährigen Verlauf abseits des tödlichen Vorfalls „extrem zufrieden“. In fast allen Bereichen seien die Zahlen rückläufig. So melden die Beamten 128 Fälle von Körperverletzung im Vergleich zu 149 im Vorjahr. Der Maßkrug war in zwölf Fällen Tatwaffe, 2017 noch in 18 Fällen. Die Raubdelikte sanken von fünf auf eins, die Sexualdelikte von 34 auf 21 – darunter zwei Vergewaltigungen.
In beiden Fällen wurde der Täter gefasst. Taschendiebstähle sind um fast 17 Prozent zurückgegangen (von 102 auf 85), obwohl der Tatbestand inzwischen „abgelegte Taschen- oder Mäntel-Diebstahl“ heißen sollte, sagt da Gloria Martins. Diebstähle aus Handtaschen werden seltener, wohl wegen des Taschenverbots auf dem Gelände. Der Sprecher der Münchner Feuerwehr, Klaus Heimlich, bestätigt, die Wiesn sei so ruhig wie lange nicht mehr. Zwölf Mal sei die Feuerwehr alarmiert worden, „das aufregendste war ein Schlüssel im Gulli“.
3,3 Millionen Oktoberfest-Gäste in der ersten Woche
Schätzungen zufolge strömten in der ersten Woche 3,3 Millionen Gäste auf das Festgelände, 240.000 besuchten die Oide Wiesn. 2017 waren es zur Halbzeit noch drei Millionen beziehungsweise 190.000 gewesen. Mehr als 70 Prozent der Besucher kamen aus München und dem Umland. Unter den Touristen beobachten die Standl-Betreiber heuer besonders viele US-Amerikaner neben den Stammgästen wie Italienern und Australiern. Der Pro-Kopf-Bierkonsum sei auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Jahr, berichtet Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel.
Gegessen wurde aber mehr, zum Beispiel 70 Ochsen statt 60 wie im Vorjahr und 29 Kälber statt 21. Verhältnismäßig weniger Bier, aber mehr Essen – Festleiter Josef Schmid sieht sich darin bestätigt, dass wieder mehr Familien mit Kindern und Senioren kommen. Und: „Eine große Renaissance feiert die Zuckerwatte“, sagt er.
Einen Grund für den Besucheransturm sieht Schmid im sommerlichen Spätsommerwetter. „Petrus muss ein Wiesnfan sein“, sagt er. Selbst der Orkan Fabienne am ersten Sonntag habe die gute Stimmung nicht weggeblasen. Und noch eine positive Meldung: Trotz höherer Besucherzahlen wurden weniger Fundsachen abgegeben, 865 im Vergleich zu 1300 im Vorjahr, darunter ein Tenorhorn, ein Badmintonschläger-Set, eine Marschgabel mit Liedern und eine Wärmflasche.
Bei den neuen Wiesn-Hits liegen „Cordula Grün“ des Sängers Josh und das Partisanenlied „Bella Ciao“ vorne. Am häufigsten aber wird immer noch der Dauerbrenner „Ein Prosit“ gespielt. Na dann, Prost!