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Bad Grönenbach: Tierskandal bei Milchbauer erschüttert das Allgäu

Bad Grönenbach

Tierskandal bei Milchbauer erschüttert das Allgäu

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    Gegen einen Unterallgäuer Landwirt ermittelt die Memminger Staatsanwaltschaft wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Der Großbauer betreibt mehrere Hofstellen, darunter das abgebildete Anwesen in Schulerloch (Gemeinde Bad Grönenbach).
    Gegen einen Unterallgäuer Landwirt ermittelt die Memminger Staatsanwaltschaft wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Der Großbauer betreibt mehrere Hofstellen, darunter das abgebildete Anwesen in Schulerloch (Gemeinde Bad Grönenbach). Foto: Franz Kustermann

    Einer der bundesweit größten Milchviehbetriebe in Bad Grönenbach (Landkreis Unterallgäu) steht im Verdacht, mindestens über Wochen hinweg Tiere misshandelt und gequält zu haben. Der Augsburger Verein „Soko Tierschutz“ veröffentlichte am Dienstag Fotos und Videos aus dem Betrieb mit 1800 Milchkühen, die gravierende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz dokumentieren. Die Aufnahmen zeigen unter anderem, wie ein Mitarbeiter einem kranken Rind gegen den Kopf tritt und ein Tier mit einem spitzen Gegenstand traktiert wird. Kranke Kühe werden zudem von Traktoren durch den Stall geschleift.

    „Ich bin jetzt schon einige Jahre als Tierschützer unterwegs und weiß, dass die Zustände in manchen Ställen wirklich gruselig sind. Aber diese Dichte an Verstößen, die Brutalität, die Systematik der Misshandlung der Tiere – so etwas habe auch ich nicht erwartet“, sagt Friedrich Mülln, der Gründer der „Soko Tierschutz“. Auch der Deutsche Tierschutzbund spricht von einem besonders schwerwiegenden Tierschutzverstoß, der konsequente Ahndung erfordere.

    Umweltminister Glauber: „Kriminelles Verhalten steht im Raum“

    Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat die Ermittlungen aufgenommen. Bayerns Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) dringt auf eine rasche Aufklärung der Vorwürfe. „Hier steht kriminelles Verhalten im Raum. Tierquälerei ist nicht hinnehmbar“, sagt der Minister. Der Betrieb trage die Verantwortung für die Tiere. „Es besteht der dringende Verdacht, dass diese Verantwortung hier grob missachtet wurde.“ Der verantwortliche Landwirt, der an mehreren Hofstellen mit Hilfe zahlreicher Mitarbeiter 1800 Milchkühe und etwa 1000 Jungrinder hält, wollte sich nicht zu den massiven Vorwürfen äußern.

    Der Fall entfacht eine politische Diskussion um Grenzen bei der Rinderhaltung sowie strengere Kontrollen der Veterinärbehörden. „Uns steht eine Diskussion bevor, ob wir Obergrenzen bei der Zahl der Tiere einfordern“, sagt Leopold Herz (Freie Wähler), Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag. Es gebe bei den Landwirten einen „Zwang zum Wachsen, weil Lebensmittel zu wenig kosten“, fügt der Oberallgäuer Abgeordnete hinzu. Die durchschnittliche Größe eines bayerischen Milchviehbetriebs liegt nach Angaben des Bauernverbandes derzeit bei 40 Kühen.

    Unterallgäuer Landrat spricht von 34 Kontrollen in fünf Jahren

    Der Landtagsvizepräsident Thomas Gehring fordert eine andere Agrarpolitik: Der Grünen-Politiker hält die eher kleinteilige Struktur landwirtschaftlicher Betriebe im Allgäu für gefährdet. Gehring spricht sich dafür aus, dass Behörden in großen Betrieben häufiger zu Kontrollen kommen. Allerdings gebe es das Problem, dass Veterinärämter überlastet seien.

    Mit dem aktuellen Fall habe das jedoch nichts zu tun, betont der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather. „Das ist der größte Betrieb im Unterallgäu. Allein deswegen wird er mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet.“ Das Veterinäramt habe den Hof in den vergangenen fünf Jahren 34 Mal kontrolliert und „tierschutzrechtliche Verstöße im geringen bis mittleren Maße“ festgestellt. „Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten alles richtig gemacht“, sagt Weirather.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar Tierskandal im Allgäu: Bloß kein Generalverdacht!

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