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Tierskandal: Zu wenig Platz im Kuhstall: Wieder sorgt Bad Grönenbach für Schlagzeilen

Tierskandal

Zu wenig Platz im Kuhstall: Wieder sorgt Bad Grönenbach für Schlagzeilen

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    Mehrere Großbetriebe im Allgäu waren vor etwa eineinhalb Jahren Schauplatz von Polizeirazzien.
    Mehrere Großbetriebe im Allgäu waren vor etwa eineinhalb Jahren Schauplatz von Polizeirazzien. Foto: Ralf Lienert(Archivbild)

    Über eineinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Allgäuer Tierskandals sind es erneut Bilder aus Bad Grönenbach (Unterallgäu), die für Schlagzeilen sorgen. Auf einem Video ist ein offensichtlich überfüllter Stall zu sehen, in dem sich Rinder dicht an dicht drängen.

    Tierärztin Frigga Wirths: „Das ist nicht artgerecht.“

    Frigga Wirths, Tierärztin und Agrarwissenschaftlerin von der Akademie für Tierschutz in Neubiberg, hat die Videoaufnahmen analysiert: „Das ist nicht artgerecht.“ Auch trächtiges Jungvieh, das kurz vor dem Abkalben ist, sei von den sehr beengten Verhältnissen betroffen. Wirths spricht von einer „Überbelegung“ des Gesamtbetriebs um 15 Prozent. Das heißt: Für 186 Tiere steht kein Liegeplatz zur Verfügung. Eine solche Liegebox sei eigentlich vorgeschrieben.

    Bereits seit 2019 wird gegen den Betreiber des Stalls ermittelt

    Die Akademie, für die Wirths arbeitet, gehört zum Deutschen Tierschutzbund. Pikant: Bei dem betroffenen Betrieb handelt es sich um einen von drei Höfen, gegen deren Betreiber bereits seit 2019 ermittelt wird. Damals sorgte der Tierskandal bundesweit für Schlagzeilen. Gedreht hat das jetzt veröffentlichte Video Philipp Hörmann von der Tierschutzorganisation „Black Hood“. „Ich habe die Aufnahmen nur vom öffentlichen Raum aus gemacht“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Er habe also kein Privatgelände betreten und unmittelbar nach den Aufnahmen Behörden und Polizei verständigt.

    Kontrolliert wird der Betrieb in Bad Grönenbach seit Juli 2020 von der bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit (KBLV). Sechs Mal hätten seitdem unangemeldete Kontrollen stattgefunden, sagt Behördensprecher Henning Brinkmann. Während die Anzahl der Tiere in dem Betrieb zunächst abgenommen habe, sei zuletzt eine Überbelegung von 15 Prozent festgestellt worden. Dem Landwirt wurde eine Frist bis Ende Februar eingeräumt, um den Rinderbestand zu reduzieren. Die Frist ist mittlerweile abgelaufen, die Verhängung eines Bußgeldes wahrscheinlich.

    Verbraucherschutz-Minister Glauber: „Das Verhalten des Betriebs ist nicht hinnehmbar."

    „Das Verhalten des Betriebs ist nicht hinnehmbar. Ich erwarte ein konsequentes Handeln durch die zuständigen Behörden“, sagte der bayerische Verbraucherschutz-Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Montag. Sein Ministerium verweist darauf, dass im Jahr 2018 insgesamt 90 neue Stellen für die KBLV geschaffen worden seien. Die Behörde kontrolliert „komplexe Betriebe“ mit Teams, zu denen beispielsweise Veterinäre und Agraringenieure gehören. Und im Zuge der aktuellen Tierschutz-Reform habe die Veterinärverwaltung nochmals 70 neue Stellen bekommen, sagt ein Ministeriumssprecher. Diese verteilten sich auf KBLV, Veterinärämter und Bezirksregierungen. Zudem wurde vor einigen Monaten eine KBLV-Außenstelle in Buchloe eröffnet.

    Doch vor Ort besteht offensichtlich immer noch Nachholbedarf. Für das Unterallgäuer Veterinäramt habe es noch „keine spürbare Entlastung“ gegeben, heißt es in einer Stellungnahme des dortigen Landratsamtes. Demnach bräuchte das Unterallgäu „mindestens acht Veterinäre“. Tatsächlich seien es aber nur sechs und zwei davon hätten noch nicht die vollständige Ausbildung absolviert.

    Auch gegen andere Landwirte wird ermittelt – Mitunter wegen Tierquälerei

    Im Zuge des Allgäuer Tierskandals vom Sommer 2019 ermittelt die Memminger Staatsanwaltschaft immer noch gegen den jetzt erneut auffällig gewordenen Landwirt. Nach Angaben eines Sprechers der Ermittlungsbehörde stehen noch Gutachten aus. Demgegenüber sind die Ermittlungen gegen Verantwortliche von zwei weiteren landwirtschaftlichen Betrieben abgeschlossen. Wegen Tierquälerei müssen sich ein 63-jähriger Landwirt und ein 30 Jahre alter Bauer aus Bad Grönenbach sowie zwei weitere Landwirte (66 und 23 Jahre) verantworten. Ebenfalls Anklage erhoben hat die Staatsanwaltschaft gegen vier landwirtschaftliche Angestellte. Wann die Verfahren stattfinden, ist laut Landgerichtssprecher Ivo Holzinger noch unklar.

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