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Terror: So werden die Weihnachtsmärkte in der Region geschützt

Terror

So werden die Weihnachtsmärkte in der Region geschützt

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    30.11.2018, Bayern, Nürnberg: Hohe Poller stehen in einem Zufahrtsbereich zum Nürnberger Christkindlesmarkt vor einem Polizeibus. Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    30.11.2018, Bayern, Nürnberg: Hohe Poller stehen in einem Zufahrtsbereich zum Nürnberger Christkindlesmarkt vor einem Polizeibus. Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Daniel Karmann

    In Straßburg hat ein 29-Jähriger am Dienstag am Rande des Weihnachtsmarkts um sich geschossen und drei Menschen getötet. Zwölf Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen sehr schwer. Der mutmaßlich radikalisierte Täter ist auf der Flucht.

    Dass Advents- und Weihnachtsmärkte zum Ziel von Attentätern werden können, ist spätestens seit dem Lkw-Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz mit zwölf Toten 2016 auch in Deutschland ins Bewusstsein gerückt. Seitdem hat sich viel getan - auch wenn alle Experten betonen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann.

    "Es wird eine verstärkte Polizeipräsenz geben, wie schon in den letzten Jahren. Und es wird zum Teil auch Kontrollen von Besuchern mit großen Taschen geben. Ganz individuell, das ist für jeden Weihnachtsmarkt eigens festgelegt", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erst kürzlich. Er betonte aber zugleich, dass Weihnachtsmärkte "kein Hochsicherheitstrakt werden" sollten.

    So werden die Weihnachtsmärkte in Bayern und der Region geschützt

    Dennoch wurde auch in den Städten in unserer Region aufgerüstet, um Märkte und andere Großveranstaltungen gegen Terroranschläge besser zu schützen. Vor allem gegen mögliche Anschläge mit Fahrzeugen wurde einiges getan.

    Beim Christkindlesmarkt in Nürnberg etwa, der kürzlich eröffnete, sorgen mobile Christbäume für Sicherheit gegen mögliche Anschläge mit Lastwagen. Die Bäume blockieren kleinere Zufahrtswege zum Markt. Die Altstadt sei an vielen Stellen sehr verwinkelt, so dass man hier nach Angaben des Bürgermeisteramtes kaum mit hoher Geschwindigkeit auf den Markt zufahren könne. Wo dies möglich sei, stelle die Polizei wieder große Fahrzeuge in den Weg.

    Vier Wochen lang findet in der Fußgängerzone in Nördlingen der Weihnachtsmarkt statt. Bereits im Vorfeld habe man mit der Polizei gesprochen, sagt Daniel Wizinger vom Ordnungsamt der Stadt. Die Beamten gehen verstärkt auf Streife, zudem wird ein Security-Dienst eingesetzt. Im Ries habe man sich gegen Lkw-Sperren entschieden, sagt Wizinger. Denn die würden auch den Weg für die große Drehleiter der Feuerwehr blockieren – und der Weihnachtsmarkt findet in der Fußgängerzone der Nördlinger Altstadt statt. "Gegen so einen Anschlag wie gestern kann man sich nicht wappnen", meint Wizinger, "wenn jemand so etwas vorhat, wird er es immer versuchen." Die Gefährdungslage in Nördlingen habe sich nicht verändert.

    In Aichach stehen über den Weihnachtsmarkt verteilt große Metallbehälter, die mit Sandsäcken -  wie bei Überschwemmungen - gefüllt sind. Diese sind weihnachtlich geschmückt, sodass man nicht auf die Idee kommen würde, dass die Konstruktionenen im Ernstfall Schutz gegen Attentate mit Fahrzeugen bieten.

    Für den Friedberger Advent gilt bereits seit vergangenem Jahr ein ausgeweitetes Sicherheitskonzept aufgrund der „abstrakten Terrorgefahr“. An Zufahrtsstraßen zu dem Markt rund um die Kirche Sankt Jakob  sind Betonbarrieren aufgebaut. Diese hat heuer der Bauhof als Geschenkpakete „verkleidet“, damit sie die Weihnachtsstimmung nicht stören. Außerdem ist der Teil der Einkaufsstraße Ludwigstraße direkt vor den Buden zu Marktzeiten mit Pollern gesperrt. Sowohl auf dem Friedberger Advent als auch auf den kleineren Weihnachtsmärkten herrscht verstärkte Präsenz von Polizei und Sicherheitswacht.

    Der Christkindlmarkt in Landsberg ist mit Polizeistreifen gesichert und nach außen abgesichert mit Lieferfahrzeugen, Fierantenfahrzeugen und den Wagen des Bauhofs. Bei größeren Veranstaltungen sperrt das THW ab - und zwar die breiteren Zufahrtswege. In Stadtrat wird gerade die Anschaffung von Pollern diskutiert.

    Wer in diesem Jahr auf den Weihnachtsmarkt in Ulm geht, der wird von ungewöhnlichen Figuren begrüßt: von fünf Spatzen. Die Tiere aus Beton sollen den Weihnachtsmarkt ebenfalls vor möglichen Terrorangriffen schützen. Die bis zu zwei Tonnen schweren Figuren sind an einem der Haupteingänge des Marktes aufgestellt, "damit kein Lastwagen hineinfahren kann", wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Die Figuren wurden neu gegossen, die Formen dafür stammen aus dem Jahr 2001. Damals wurden bei der sogenannten Spatzeninvasion von mehr als 100 Künstlern Spatzen bemalt und gestaltet.

    Wie ein Sprecher  der Polizeidirektion in Ulm auf Anfrage sagt, gebe es  aufgrund der Gewalttat in Straßburg keine Hinweise auf eine verschlechterte Sicherheitslage auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. „Wir sind immer präsent“, so der Sprecher. Der Ulmer Weihnachtsmarkt ist mit alljährlich einer Million Besuchern, davon vielen Touristen aus der Schweiz und Italien, einer der meistbesuchten Budenzauber in Süddeutschland.

    In Augsburg waren 2017 erstmals regelmäßig uniformierte Polizisten zum Schutz auf dem Christkindlesmarkt unterwegs. Das ist auch dieses Jahr so. Zudem gibt es ein mobiles Pollersystem, das an beiden Eingängen zur Annastraße aufgestellt ist, damit keine Lkw oder Autos einfahren können.

    In Illertissen ist der Weihnachtsmarkt bereits vorbei, er war an den beiden ersten Dezemberwochenenden. Besondere Sicherheitsvorkehrungen gab es dieses Jahr nicht, keine Poller oder Taschenkontrollen. Man appelliere an den gesunden Menschenverstand der Besucher, sagte der Marktmeister damals auf die Frage nach der Sicherheit. (bo/AZ)

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