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Verkehr: Tempolimit auf A8: Auf dieser Strecke gilt bald 120

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Tempolimit auf A8: Auf dieser Strecke gilt bald 120

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    Auf der A8 zwischen Friedberg und Neusäß gilt bald Tempo-120.
    Auf der A8 zwischen Friedberg und Neusäß gilt bald Tempo-120. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Noch stehen sie nicht, die Schilder, die das 120er Tempolimit auf der A8 zwischen Neusäß und Friedberg besiegeln. Doch das soll sich bald ändern. Bestellt seien sie schon, die kreisrunden rot-weißen Blechtafeln, berichtet der Geschäftsführers der Autobahn-Betreibergesellschaft Pansuevia, Robert Schmidt, unserer Redaktion. Wann genau seine Mitarbeiter die Schilder aufstellen, stehe allerdings noch nicht fest. Es habe vergangene Woche noch Verzögerungen beim Hersteller gegeben, sagt Schmidt. In den kommenden Tagen dürfte es aber dann soweit sein, verspricht er. Dann gilt es endlich, das lang ersehnte Tempolimit, das der bayerische Innenminister Joachim Herrmann für spätestens Ende Juni angekündigt hatte – aber eben nur auf einem kleinen Abschnitt. Und genau da scheiden sich die Geister.

    In beide Fahrtrichtungen wird auf dem Abschnitt zwischen Neusäß und Friedberg die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 Stundenkilometer gelten. „Das ist auch bitter nötig, das zeigen die Unfallstatistiken ganz eindeutig“, sagt Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle. 89 Verletzte und zwei Tote gab es laut Autobahnpolizei bei Unfällen im vergangenen Jahr auf dieser Strecke. Die neue Geschwindigkeitsbegrenzung sei allerdings nur ein erster Schritt, betont Wörle: „Das Tempolimit alleine wird nicht ausreichen und ist eine Zwischenlösung. Es kann und darf die Telematik nicht aufschieben – oder im schlimmsten Fall ersetzen.“

    Tempolimit: Die Euphorie hält sich in Grenzen

    Mithilfe von in Echtzeit erfassten Daten soll die Telematik eine intelligente Verkehrssteuerung ermöglichen und für mehr Sicherheit sorgen – etwa durch ein flexibles Tempolimit. Für diese Technik auf der A8 von München bis Ulm machen sich der Bürgermeister und viele Verantwortliche, Lokalpolitiker und Anwohner schon seit Jahren stark.

    Ob das neue Tempolimit überhaupt funktioniert, hänge maßgeblich davon ab, wie die Autofahrer es annehmen, sagt Wörle. „In Fahrtrichtung München wird wichtig sein, ob die Autofahrer, die mit 200 Stundenkilometern vom Berg Richtung Neusäß reinrasen, bis zur Raststätte Edenbergen – ab dort soll das Tempolimit gelten – rechtzeitig runterbremsen können.“ Genauso hoffe er, dass in Richtung Stuttgart ab Täfertingen weniger Autofahrer wieder voll aufs Gaspedal treten werden. „Das ist unser großer Wunsch, dass das funktioniert – aber die Euphorie über das neue Tempolimit will ich schon etwas bremsen“, sagt Wörle.

    Die Euphorie hält sich auch bei Kommandant Stefan Weldishofer von der Zusmarshauser Feuerwehr in Grenzen: „Das Tempolimit ist ein erster Schritt, ein Versuch, aber sicherlich nicht die Lösung des Problems.“ Denn die Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen Neusäß und Friedberg bedeutet auch: bis nach Günzburg hinauf darf in beide Richtungen weiterhin gerast werden. Und insbesondere im Bereich Zusmarshausen kracht es auf der A8 ebenfalls häufig, berichtet der Feuerwehrkommandant. Ein Unfallschwerpunkt ist der Abschnitt den Behörden zufolge aber nicht. Deshalb gibt es dort auch kein Tempolimit. Weldishofer muss jedoch fast täglich ausrücken, sagt er. „Und das wird wohl leider auch so bleiben.“

    Trotz vieler Unfälle auf der A8: Zusmarshausen, Adelsried und Burgau sind keine Unfallschwerpunkte

    Ein Tempolimit auf der gesamten Strecke fordert der Feuerwehrkommandant allerdings nicht. Vielmehr hofft auch er auf die Telematik. „Das ist die beste Lösung – die wird aber nicht von heute auf morgen kommen“, sagt er. Und weiter: „Gerade bei uns wäre die Telematik sehr wichtig, weil wir in den Flusstälern zum Beispiel oft Nebelfelder haben – da könnte man die Autofahrer frühzeitig warnen.“

    Und nicht nur im Raum Zusmarshausen gebe es viele Unfälle, gibt Anwohner Stefan Vogg aus Streitheim zu bedenken: „Die Brennpunkte heißen Burgauer Berg, Adelsrieder Berg und Zusmarshauser Berg.“ Die Unfallzahlen steigen hier seit Jahren, sagt Vogg, der früher selbst in der Feuerwehr aktiv war. Schon lange kämpft er deshalb für ein Tempolimit auf der gesamten Strecke der A8 von Augsburg bis Ulm. Seine Briefe an Politiker in München und Berlin füllen ganze Aktenordner.

    Neben dem Tempolimit fordert Vogg ein Überholverbot für Lkw an den drei genannten Bergen. „Die Unfallzahlen könnten sich hier halbieren“, sagt er. Dann würde auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 Stundenkilometer ausreichen, lautet seine Einschätzung. Über das neue 120er-Tempolimit zwischen Neusäß und Friedberg ist Vogg zwar froh. „Gleichzeitig bin ich aber auch enttäuscht, denn hier wurde eine große Chance vertan. Das Tempolimit auf dem kleinen Abschnitt ist viel zu wenig.“

    Dass es nun überhaupt kommt, hatte kaum mehr jemand erwartet. Seit dem Ausbau der A8 zwischen Günzburg und Augsburg 2015 ist der gesamte Abschnitt ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Das hinterfragt sogar der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Pansuevia, Robert Schmidt: „Wegen der Berg-und-Tal-Lage passieren auf der gesamten Strecke von Augsburg bis Günzburg natürlich häufig Unfälle – aber laut den Behörden – der Polizei und der Autobahndirektion – ist eben keinen Unfallschwerpunkt feststellbar. Das müssen wir so akzeptieren.“

    Der Verkehr hat wieder deutlich zugenommen

    Pansuevia ist zuständig für die Strecke zwischen Augsburg-West und Ulm-Elchingen. Das Unternehmen hat die Straße auf eigene Kosten errichtet, soll die Autobahn 30 Jahre lang betreiben und wird dafür an der Maut für Lastwagen ab zwölf Tonnen beteiligt. „Wir verdienen also nur, wenn der Verkehr läuft. Wir wollen daher natürlich schon deshalb keine Störungen, Staus oder Unfälle“, erklärt Schmidt.

    Während zu Beginn der Corona-Krise der Verkehr noch stark zurück gegangen sei, seien nun wieder sehr viele Autos und Lastwagen auf dem Abschnitt unterwegs. „Damit steigt auch die Zahl der Unfälle merklich – und das ist schon seit Jahren so“, sagt Schmidt. Über das neue Tempolimit bei Neusäß sei er dennoch dankbar, sagt er: „Aber wir würden natürlich ein Tempolimit auf unserem gesamten Abschnitt begrüßen.“ Langfristig sieht jedoch auch Schmidt die Lösung des Problems in der Telematik. „Wir setzen stark auf das autonome Fahren und die automatische Verkehrsbeeinflussung auf der gesamten Strecke zwischen München und Ulm“, sagt er. Die Arbeiten hierzu liefen bereits – ein konkreter Zeitplan sei ihm aber nicht bekannt.

    Zumindest Innenminister Joachim Herrmann kündigte zuletzt den Baubeginn des Telematik-Systems für 2022 an. Mindestens zwei Jahre lang wird das Experiment Tempolimit zwischen Neusäß und Friedberg und Freie Fahrt bis Ulm also noch dauern.

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