Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Ingolstadt hat enormen Zulauf. Die Studentenzahl wurde in den vergangenen fünf Jahren auf jetzt 4445 verdoppelt. Weit über 1000 Studienbewerber mussten zuletzt abgelehnt werden, weil der Erweiterungsbau noch nicht ganz fertig ist.
Das Wachstum läuft gegen den demografischen Trend. Ingolstadt genießt bei Studierenden eine hohe Attraktivität. Auch die Rate der ausländischen Studenten klettert immer weiter nach oben.
Die nächste „Veredelungsstufe“ für den Bildungsstandort scheint greifbar nahe: Präsident Walter Schober hat beste Aussichten, dass sein Campus demnächst als Technische Hochschule mit Fokus auf mobilitätsorientierte Technologien aufgewertet wird.
Hochschule: Bayern lobt landesweiten Wettbewerb aus
Der Freistaat hat einen landesweiten Wettbewerb ausgelobt, an dem sich 17 Hochschulen beteiligten. Ingolstadt holte in der Vorentscheidung die höchste Punktzahl. Daneben hat die Gutachterkommission Nürnberg, Deggendorf und die als Oberpfalz-Verbund firmierende Gemeinschaftsbewerbung der Hochschulen Regensburg, Weiden und Amberg in das Rennen der letzten vier geschickt. Die Expertise der Gutachter über das verbliebene Quartett ist bereits auf dem Weg. Anfang März wird der Ministerrat den Zuschlag erteilen. Walter Schober hofft darauf: Die Einrichtung einer Technischen Hochschule „wertet den Wissenschaftsstandort Ingolstadt auf und stärkt die Zukunftskraft der Region“.
Ingolstadt: Kompetenzzentrum für Fahrzeugsicherheitsforschung
Doch während der Präsident mit Spannung auf die Entscheidung im Kabinett wartet, hat er ein Problem: Der vom Wissenschaftsrat genehmigte Forschungsbau „Carissma“ hat Sand im Getriebe. Damit ist ein „Quantensprung“ gefährdet, denn Ingolstadt ist die erste Hochschule überhaupt, der ein solcher Bau genehmigt wurde.
Das vom Landtag auf maximal 26,5 Millionen Euro veranschlagte Projekt soll die bayerische Autostadt zum bundesweiten Kompetenzzentrum für Fahrzeugsicherheitsforschung machen. Es geht um die Verfeinerung von Fahrerassistenzsystemen. Also um Unfallvermeidung und -verhütung. Die Wissenschaftler und Studenten werden dem Auto der Zukunft „Sehen“, „Hören“, „Fühlen“ und „Kommunizieren“ lehren. Das Forschungsprogramm soll zunächst sieben Jahre laufen und von 14 Professoren geleitet werden. Es gibt Kooperationen mit mehr als 30 Partnern aus der Industrie.
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Gestaltungsbeirat der Stadt äußerte plötzlich Kritik
Noch heuer müsste mit dem Bau begonnen werden, damit alles planmäßig 2016 starten könne. Doch seit September vergangenen Jahres lässt ein Bremsklotz „Carissma“ stocken: Der Gestaltungsbeirat der Stadt erhob überraschend Kritik an dem geplanten Standort für das rund 110 mal 35 Meter große Gebäude, das am Rande des Hochschulgeländes entstehen soll. Der Beirat möchte „Carissma“ mitten auf den Campus setzen. Das aber würde zukünftige Erweiterungspläne der Hochschule völlig durchkreuzen und obendrein das Areal in zwei Teile trennen, sagt Schober.
Die Einwürfe des Beirats kommen zur Unzeit. Die Stadt war ständig in das Verfahren unter der Federführung des Staatlichen Bauamtes eingebunden. Walter Schober setzt nun auf den Stadtrat, der die Standortfrage Anfang Februar debattiert. Und er ruft in Erinnerung: „Carissma“ war das Hauptargument im Wettbewerb um die Technische Hochschule.