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Tebartz-van Elst: Kirchenvertreter aus der Region sauer auf Bischof von Limburg

Tebartz-van Elst

Kirchenvertreter aus der Region sauer auf Bischof von Limburg

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    Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst  am 15. August in Maria Vesperbild. Rechts Wallfahrtsdirektor Imkamp.
    Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst am 15. August in Maria Vesperbild. Rechts Wallfahrtsdirektor Imkamp. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst war erst im August in Maria Vesperbild zu Gast. Das er wenig später derart heftig in die Schlagzeilen geraten würde, ahnten damals wohl nur wenige. Amtsträger der Kirche in der Region stehen nur teilsweise hinter der Bischof von Limburg. Es gibt viele kritische Stimmen.

    Erst im August war Tebartz-van Elst zu Besuch in Maria Vesperbilder

    Im Landkreis Augsburg ärgern sich vor allem Ehrenamtliche über Tebartz-van Elst. Über 200 Kalender verkauft der Bau- und Förderverein St. Vitus in Langweid jährlich. Der Erlös kommt der Pfarrkirche zugute. Wollten sie den Millionenverschleiß des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst finanzieren, müssten die

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Wilhelm Imkamp, der Maria Vesperbilder Wallfahrtsdirektor, kennt Tebartz-van Elst von seinem Besuch im Wallfahrtsort. Er findet, dass in der Debatte die Medien von kirchlichen Funktionären "instrumentalisiert worden sind." In Maria Vesperbild sei der Bischof schlicht, einfach und unkompliziert gewesen. Der Nördlinger Dekan Paul Erber hat Tebartz-van Elst erlebt, bevor dieser Bischof wurde – und zwar in seiner Funktion als Theologie-Professor: „Damals habe ich ihn als einen sehr bescheidenen jungen Mann erlebt“. Erber bringt dieses Bild nicht mit dem in Einklang, das der Bischof jetzt vermittele.

    "Ein geistliches Amt ist ein Dienst und keine Einladung zu einem Leben in Luxus.", sagt Dekan Erber. "Gelogen werden darf auf keinen Fall, damit hat man seine Glaubwürdigkeit verspielt." Der Prunk-Neubau, den sich der Bischof errichten lässt, stehe in krassem Gegensatz  zu der Botschaft von Papst Franziskus, die Kirche zur Bescheidenheit und Demut zurückzuführe. "Schade", bedauert die Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Salvator Nördlingen, Irmgard Moser,diesen neuerlichen Kirchen-Skandal, „gerade jetzt mit unserem neuen Papst hatten wir wieder etwas Rückenwind". Auch Erna Steffe vom Katholischen Deutschen Frauenbund, Bezirk Dinkelscherben, urteilt über die jüngsten Vorkommnisse, dass das geschädigte Ansehen der Kirche das Bedauernswerteste sei.

    Instrumentalisiert durch kirchliche Funktionäre

    "Tebartz-van Elst ist vor allem deshalb ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil ihm verschiedene innerkirchliche Kreise nicht wohlgesonnen sind", sagt Wilhelm Imkamp. Beim Blick auf das Bauvorhaben müsse man die Dimensionen eines solchen Projektes betrachten. Da könne es immer wieder zu einer Fülle von Missverständnissen kommen.

    Dass die Kosten bei dem Limburger Bau derart explodierten, kann sich Wilfried Kauer aus Langweid kaum erklären. Schließlich darf ein Bischof nicht alleine über den Verbrauch von finanziellen Mitteln verfügen: „Das Projekt rutschte vermutlich in eine Eigendynamik.“ Was für ihn hingegen absolut unverständlich ist, sei, dass keinerlei Kontrollinstanzen Alarm schlugen.

    Obergünzburgs Pfarrer Walter Böhmer sieht "ein segensreiches Wirken" des Bischofs für "fast nicht mehr möglich" an. Marktoberdorfer Gläubige wie Pfarrgemeinderatsvorsitzender Jürgen Hafner oder Wilhelm Müller von der Bewegung „Wir sind Kirche“ stört "der krasse Unterschied" von van Elsts Lebensstil zu dem seines Vorgängers Franz Kamphaus, der in Limburg in bescheidenen Verhältnissen in einer Wohnung lebte. "Ich bin entsetzt, dass der Bischof die Unwahrheit sagte", betont Müller, der van Elst nicht mehr für glaubwürdig hält. Müller hofft, dass Papst Franziskus den Bischof nun zum Rücktritt zwingt – oder, dass dieser selbst die richtigen Konsequenzen ziehe, wie dies auch der Augsburger Bischof Walter Mixa getan habe. Pfarrer Böhmer findet allerdings, dass ein Bischofssitz "nach außen nicht dieses Protzige braucht."

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