Sich jetzt noch Karten für "Ottis Schlachthof" zu besorgen, dürfte vermutlich schwierig werden. Im Bayerischen Rundfunk (BR) läuft heute Abend nach 17 Jahren die letzte Sendung. Alle 170 bisherigen Folgen waren ausverkauft, meist sogar schon ein Jahr im Voraus. Das dürfte beim letzten Auftritt von Ottfried Fischer nicht anders sein.
Heute Abend also, um 22.30 Uhr, wird Fischer ein letztes Mal im Wirtshaus im Münchner Schlachthof vor die Kameras treten und mit seiner geradezu buddhahaften Gleichmut die Gäste ankündigen: Monika Gruber wird kommen, Willy Astor, Helmut Schleich, Günter Grünwald - die ganze Kabarettprominenz eben, die in den vergangenen Jahren das Fernsehschauen an jeden letzten Freitagabend im Monat ein bisschen heiterer gemacht hat.
Parkinson-Erkrankung zwingt Fischer zum Ausstieg
Das Ende hat sich schon länger angekündigt. "Ich bin die kleine Raupe Nimmersatt", hat Fischer in der Oktober-Sendung gesagt und dabei in sich hineingegrinst, wie er es immer tut, wenn die eigentliche Pointe erst noch kommt. "Oh, jetzt bin ich schon in meinem nächsten Job einig'rutscht - nach 'm Schlachthof", sagte er dann. Da war schon drei Monate bekannt, dass mit Ablauf des Jahres Schluss ist.
Vor etwa anderthalb Jahren hat der BR Michael Altinger als ständigen Gast im "Schlachthof" installiert. Damals wurde von allen Seiten noch bestritten, dass das etwas mit Fischers Parkinson-Erkrankung zu tun habe. Ende Juli gab Fischer dann selbst sein Ausscheiden bekannt und schrieb in einer persönlichen Erklärung, dass er der Erkrankung beim Film und auf der Bühne noch ganz gut begegnen könne, aber "weniger da, wo's die Schlagfertigkeit braucht."
Dem Nachwuchs die Hinterfotzigkeit beigebracht
Für einen wie Fischer war das natürlich ein heftiges Eingeständnis: mangelnde Schlagfertigkeit. In seinem "Schlachthof" hatte er kabarettistischen Talenten schließlich immer wieder die Gelegenheit zum Beweis geboten, dass sie nicht nur ein auswendig gelerntes Programm gut herunterspielen können, sondern auch im direkten Gespräch zur ein oder anderen Hinterfotzigkeit fähig sind. Und nicht zuletzt hatte Fischer selbst schon früh erkennen müssen, wie wichtig es ist, immer etwas entgegenzusetzen zu haben.
Fischer ist aufgewachsen in Ornatsöd, einem Bauernhof im Bayerischen Wald, gar nicht weit von der tschechischen Grenze entfernt. Sein Vater wollte eigentlich, dass er Rechtsanwalt wird. Doch Fischer brach sein Jurastudium nach wenigen Semester ab und wandte sich der Schauspielerei zu.
Den Jurastudenten zieht es bald auf die Bühne
Dem Vater gingen relativ schnell die Gegenargumente aus, denn zum einen war der Sohn recht widerspenstig, zum anderen schaffte es Fischer rasch auf die Bühne der Münchner "Lach- und Schießgesellschaft". Als Sir Quickly ritt er in der Kultfernsehserie "Irgendwie und Sowieso" bald mit Trenchcoat und Schlapphut auf dem Rindvieh Ringo zum Sieg beim Ochsenrennen. In "Der Bulle von Tölz" wurde Fischer zu dem, als was er heute allgemein bekannt ist: der korpulente, bisschen grummlige Paradebayer, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Und fürs Erste dreht er weiterhin an neuen Folgen für "Pfarrer Braun".
In den vergangenen Jahren tauchte Fischer neben seinen TV-Rollen auch immer wieder ungewollt im Fernsehen auf: Die Boulevard-Magazine hatten einiges aufzubereiten. Zum einen war da natürllich die Parkinson-Erkrankung, zu der sich Fischer Anfang 2008 bekannt hatte. Dann gab es aber auch noch die öffentlich breitgetretene Trennung von seiner Frau, die Affäre mit einem österreichischen Bikinimädchen und die Geschichte mit den beiden Prostituierten und diesem Video, das Fischer in einen anstrengenden Rechtsstreit mit der Bild-Zeitung und den beiden Lustmädchen verstrickte.
Die Eskapaden haben die meisten schnell wieder vergessen
Die Leute haben Fischer diese Eskapaden recht schnell verziehen. Direkt danach waren die Säle bei seinen Vorstellungen nicht mehr immer bis auf den letzten Platz gefüllt, aber wenn man heute an Ottfried Fischer denkt, fallen den meisten doch wieder der "Schlachthof " und seine vielen Fernsehrollen ein.
Der "Schlachthof" ist für Fischer nun vorbei. Mit dem Kabarett will der 59-Jährige jedoch nicht aufhören. Fischer tingelt immer noch mit seinem Programm über die Dörfer. Wenn er gut aufgelegt ist, kann er seine Zuschauer immer noch zum Grölen bringen. Die Dynamik früherer Tage ist vielleicht dahin. Aber wie hatte Fischer noch gleich zum Abschied beim "Schlachthof" geschrieben: "Keine Angst, Sie entkommen mir nicht."