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TV-Kritik: "Seegrund": Kluftinger malocht in den Mythen des Alatsees

TV-Kritik

"Seegrund": Kluftinger malocht in den Mythen des Alatsees

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    "Seegrund": Kluftinger malocht in den Mythen des Alatsees
    "Seegrund": Kluftinger malocht in den Mythen des Alatsees

    Diesen Schluss hatte man nicht für möglich gehalten: Den ganzen Film über rotzte und röchelte der schwer erkältete Kommissar Kluftinger. Wie ein Hund litt er mit seinem geschundenen Körper. Dank der Füssener Kollegin Friedel Marx ist der Mann auch noch heftig seelisch geplagt. Und dann – ein gelöster Fall macht es möglich – umarmt er seine Erika, küsst sie und verschwindet rasch mit der Kluftingerin im Häusle.

    Da bedurfte es schon keiner Fantasie mehr, um festzuhalten, dass nicht nur der Fall mit dem rätselhaften Schatz im Alatsee gelöst war. Doch bis zur Entspannung vergingen in „Seegrund“ am Donnerstagabend im Ersten erst einmal anderthalb Stunden, die deutlich machten, dass ein „Tatort“ an der Nordsee ein gemütlicher Ausflug für einen Ermittler ist im Vergleich zu der Maloche des in den Mythen des Alatsees gründelnden Klufti.

    Die dritte Verfilmung hält sich an die Romanvorlage

    Die nach „Erntedank“ und „Milchgeld“ bereits dritte Verfilmung eines der ungeheuer populären Heimatkrimis des Duos Volker Klüpfel und Michael Kobr unterschied sich tatsächlich von den modischen Crime-Themen, die Realismus versprechen, sich aber gern festbeißen in die Verbrechensrituale von jugendlichen Großstadt-Gangs und Mädchenhändlern, die minderjährige Ukrainerinnen einschleusen.

    Das Allgäu als Landstrich, der noch nicht seine Märchen und Mythen zu Ende erzählt hat, bildete eine besondere Kulisse für die Abenteuer am blutroten See, die Geschichten von Nazis, verschollenen Dokumenten und Sonderlingen wie dem esoterisch angehauchten Waldschamanen, der den Alatsee nachgerade kultisch verehrt.

    Im Großen und Ganzen hielt sich der Film, der bei Regisseur Rainer Kaufmann in guten Händen war, an die Romanvorlage (da haben wir schon anderes erlebt).

    Absurdistan liegt offenbar im Allgäu

    Klüpfel & Kobr erhielten Kurzauftritte, Sekretärin Sandy sah sexy aus, hatte aber nicht viel zu sagen. Ganz im Gegensatz zu der Beamtin Friedel Marx, die sich von Zigarillos ernährt und aussieht wie die böse Königin bei Schneewittchen. Ein wenig fühlte man sich an die Staatsanwältin im Münsteraner „Tatort“ erinnert – inklusive des trockenen Humors. Absurdistan liegt offenbar im Allgäu.

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