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TV-Fahnder Zimmermann: Ursula Herrmanns Tod lässt ihn nicht los

TV-Fahnder Zimmermann

Ursula Herrmanns Tod lässt ihn nicht los

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    Der frühere Moderator und Journalist Eduard Zimmermann liegt in einem Krankenhaus in München.
    Der frühere Moderator und Journalist Eduard Zimmermann liegt in einem Krankenhaus in München. Foto: DPA

    Eduard Zimmermann war ein höchst erfolgreicher Fernsehfahnder: Als "Ganoven-Ede" ging er 30 Jahre lang in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" auf Verbrecherjagd. Von rund 2700 Kriminalfällen, die Zimmermann bis 1997 vorstellte, sind zirka 1100 aufgeklärt worden.

    Doch ein Mordfall hat den heute 76-Jährigen besonders mitgenommen: Die Entführung und der Tod der zehnjährigen Lehrertochter Ursula Herrmann aus Eching am Ammersee (Kreis Landsberg) im Jahr 1981. Es ist einer der brutalsten und spektakulärsten Kriminalfälle in Deutschland. Und er ist bis heute ungeklärt. Trotz jahrelanger Ermittlungsarbeit der Polizei und trotz mehrerer Fahndungsaufrufe in "Aktenzeichen XY". Das Verbrechen habe ihn völlig aus dem psychischen Gleichgewicht geworfen, bekennt Zimmermann heute. Dass es bis heute nicht gelungen ist, den Fall

    Weil er aber mit der Hartnäckigkeit eines Ermittlers ausgestattet ist, findet sich Zimmermann bis heute nicht mit dieser Niederlage ab. Er will den Mörder finden. Und so wird die Vorstellung seiner Autobiographie in München zu einem Fahndungsaufruf im Mordfall Ursula Herrmann ­ 24 Jahre danach.

    15. September 1981: Die zehnjährige Schülerin kommt abends von der Turnstunde und ist mit dem Fahrrad unterwegs von Schondorf in ihren Heimatort Eching. Wie immer benutzt sie den Uferweg durch den "Weingarten"-Wald. Sie kommt nie zu Hause an.

    Die Polizei findet rasch Ursulas Fahrrad im Wald. Die Zehnjährige wurde vom Rad gerissen und entführt. Wenige Tage später erhalten ihre Eltern einen ersten Erpresserbrief: Zwei Millionen Mark verlangen der oder die Täter für die Freilassung des Mädchens.

    Was die Fahnder nicht wissen: Ursula ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Sie war in ein teuflisches Gefängnis gesteckt worden. Eine 139 x 60 x 72 Zentimeter große Holzkiste hatten die Erpresser sorgfältig gebaut. Sie hatten Ursula Süßigkeiten, Saft, Mineralwasser, Taschentücher, Comic-Hefte, Decken und Wollbekleidung mit in ihr Gefängnis gegeben. Ein Radio und eine Glühbirne waren in dem Verlies an eine Autobatterie angeschlossen. Die Holzkiste hatten die Täter in der Erde vergraben. Doch die Belüftungsanlage funktionierte nicht: Ursula erstickt wenige Stunden, nachdem sie überfallen wurde. Den Beamten, die die Kiste öffnen, bietet sich ein grauenvolles Bild: Das Kind sitzt zusammengekauert in seinem Gefängnis, als schlafe es.

    Die Täter werden nicht gefunden. Fast genau ein Jahr nach dem Kapitalverbrechen wird der Fall in "Aktenzeichen" gezeigt. Die Bilder des Polizeifotografen landen bei Eduard Zimmermann auf dem Schreibtisch. Das Schlimmste ist ein Bild aus der Perspektive der Einstiegsluke. Zimmermann schreibt: "Für einen Moment glaube ich, das Kind sitzt mit lebendig gegenüber. Das wirft mich total um. Ich beginne, mit Ursula zu reden, mich zu rechtfertigen: "Wir werden den Kerl finden", sage ich, "das verspreche ich dir!"

    An dieses Versprechen fühlt sich der TV-Fahnder bis heute gebunden. In seinem Buch veröffentlicht er einen neuen Fahndungsaufruf, der sich vor allem auf die Gegenstände aus dem Kisten-Gefängnis bezieht. Zimmermann hofft, dass es durch das große öffentliche Interesse an seinem Buch viele neue Hinweise auf die Mörder von Ursula Herrmann gibt. "Sachdienliche Hinweise" sagt der Mann aus "Aktenzeichen" und man fühlt sich an einen Freitagabend vor vielen Jahren zurückversetzt. Die Belohnung des Landeskriminalamtes von 50 000 Euro in diesem Fall haben Zimmermann und der "riva"-Verlag auf 100.000 Euro verdoppelt.

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