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Studie zum Nichtraucherschutz: München: In fast jeder Kneipe wird geraucht

Studie zum Nichtraucherschutz

München: In fast jeder Kneipe wird geraucht

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    Zigarette.
    Zigarette. Foto: dpa

    Wer in München sein Bier ohne Zigarettenqualm trinken möchte, muss lange suchen, bis er ein passendes Lokal gefunden hat. Eine Studie des Aktionsbündnisses für echten Nichtraucherschutz zeigt: In fast jeder Kneipe wird geraucht.

    Rund 600 Gaststätten haben die Kontrolleure des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit und der Nichtraucher-Initiative München in München und Umgebung unter die Lupe genommen. Sie sind die beiden Vertreter des Aktionsbündnisses. Das Ergebnis: Die getränkegeprägte Gastronomie in München und Umgebung besteht zum größten Teil aus Raucherkneipen und Raucherbars.

    Unter den untersuchten Gebieten waren ausgewählte Münchner Stadtteile, darunter Viertel mit hoher Kneipendichte, wie in Schwabing - aber auch Wohngebiete. Im Umland haben die Mitarbeiter Gaststätten in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising und München unter die Lupe genommen.

    Unter den insgesamt 126 getränkegeprägten Gaststätten, die die Mitarbeiter der Studie aufgesucht haben, seien nur sieben rauchfrei gewesen. Und davon könne man fünf gar nicht "als richtige Kneipe" bezeichnen, sagt der Initiator der Studie, Ernst-Günther Krause. "Die Raucherlobby behauptet, heute würde in 90 Prozent der bayerischen Lokale nicht mehr geraucht. Das ist eine grobe Irreführung der Öffentlichkeit."

    Mit einem so hohen Prozentsatz an Raucherkneipen hatte aber nicht einmal er gerechnet. "Die Ergebnisse sind eindeutig. In manchen Vierteln oder Orten gibt es zu 100 Prozent Raucherkneipen." Er selbst habe vermutet, dass in rund 75 Prozent der besuchten getränkegeprägten Lokalen gequalmt wird.

    Von einem funktionierenden Nichtraucherschutz könne nicht die Rede sein, sagte Krause weiter. Auch deshalb, weil laut Studie in knapp 60 der über 480 Speiselokalen in München und Umgebung gegen geltende Regeln verstoßen wird. Gaststätten wurden etwa nicht als Raucherlokal gekennzeichnet. In manch anderen Restaurants dürfen die Gäste beispielsweise ab einer bestimmten Uhrzeit zur Zigarette greifen.

    Die Verstöße zu kontrollieren sei schwer, sagt der Leiter der Studie, Prof. Friedrich Wiebel. "Die Vielzahl komplizierter Ausnahmeregelungen ist in der Praxis kaum zu kontrollieren." Viele Wirte würden sich gegenüber den Raucherkneipen benachteiltigt fühlen und stellen dann "irgendwann die Aschenbecher wieder auf die Tische".

    Krause warnt, dass es für die Nichtraucher noch dicker kommen könnte. Er verwies darauf, dass die bayerische Staatsregierung weitere Lockerungen des Raucherverbots plant. Geplant sei zum Beispiel, dass der Schankraum einer Gaststätte zum Raucherraum deklariert werden könne. "Wenn das so weiter geht, besteht der Nichtraucherschutz bald nur noch auf dem Papier", sagt Krause.

    Am 4. Juli gibt es ein Volksentscheid zum Rauchverbot in Gaststätten. AZ

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