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Studie: Überdurchschnittlich viele Pestizide im bayerischen Grundwasser entdeckt

Studie

Überdurchschnittlich viele Pestizide im bayerischen Grundwasser entdeckt

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    Ein Landwirt fährt mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld.
    Ein Landwirt fährt mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld. Foto: P. Pleul, dpa (Archiv)

    Alarmiert von neuen Zahlen zur Pestizidbelastung des Grundwassers in Deutschland erheben die Grünen schwere Vorwürfe gegen die Große Koalition. „Die Bundesregierung duldet die schleichende Vergiftung unseres Wassers“, sagt die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Neu-Ulm) unserer Redaktion. Sie verweist auf einen Bericht der gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft Wasser von Bund und Ländern. Das darin aufgezeigte Maß der Verunreinigung des Grundwassers durch überwiegend aus der Landwirtschaft stammende Pflanzenschutzmittel lasse nur einen Schluss zu: „Wir müssen diese Agrarpolitik auf Kosten der Umwelt sofort beenden.“

    Für den Grundwasser-Report wurden von 2013 bis 2016 Proben aus bundesweit rund 14.500 Grundwassermessstellen untersucht. In 18,8 Prozent der Fälle wurden Wirkstoffe oder wirksame Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln gefunden. In 3,8 Prozent der Proben werden sogar die Schwellenwerte der Grundwasserverordnung überschritten. Rund 500 verschiedene Substanzen ließen sich in den Proben nachweisen.

    Spuren von Atrazin finden sich auch noch 28 Jahre nach dem Verbot

    Besonders stark betroffen ist Bayern. Im Freistaat gebe es überdurchschnittlich viele besorgniserregende Pestizidfunde im Grundwasser, sagt Deligöz. „Bei 29,1 Prozent der Proben wurden gesundheitlich problematische Reste ermittelt.“ Unrühmlicher Spitzenreiter ist Sachsen. Dort wurden sogar in zwei Dritteln der Proben Pestizid-Rückstände gefunden. Manche der Mittel sind längst nicht mehr zugelassen, doch auch nach Jahren finden sich Spuren noch im Grundwasser. Das gilt etwa für das seit 28 Jahren verbotene Unkrautvernichtungsmittel Atrazin.

    Seit Beginn der systematischen Erhebung im Jahr 1990 ist die Gesamtzahl der damit belasteten Proben zwar deutlich zurückgegangen. Grund zur Entwarnung sehen die Experten aus den Umweltbehörden von Bund und Ländern aber nicht. Denn neben den „nach wie vor hohen Fundraten für nicht mehr zugelassene Pflanzenschutzmittel“ beklagt der Bericht „die erhöhten Nachweise“ für erlaubte Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte. Auch von zugelassenen Wirkstoffen könne eine „nennenswerte Grundwasserbelastung ausgehen“. Das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat wurde übrigens 47-mal nachgewiesen, in sechs Fällen mit problematischen Konzentrationen.

    Reduzierung der Güllemenge: Deutschland drohen Millionenstrafen

    Aus den Ergebnissen leiten die Autoren die Forderung ab, „in den Anstrengungen zum Grundwasserschutz nicht nachzulassen“. Es gelte, die Grundwasserqualität in bereits belasteten Gebieten zu verbessern und einer Verschlechterung in unbelasteten Regionen vorzubeugen. Für die Grünen-Politikerin Deligöz ist klar: „Die Bundesregierung muss unverzüglich ein wirksames Pestizid-Reduktionsprogramm mit konkreten Teilzielen und Maßnahmen starten, um den Pestizideinsatz bis 2025 mindestens zu halbieren.“ Es gebe „ein Grundrecht auf sauberes Wasser“, der Staat sei in der Pflicht, dass sich die Bürger darauf verlassen können.

    Um den Schutz des Wassers geht es auch im Güllestreit zwischen Brüssel und Berlin. Die EU fordert angesichts beunruhigender Nitratbelastung im Wasser eine generelle Reduzierung der Güllemenge um 20 Prozent. Dagegen wehren sich die Landwirte. Aktuell ringen die Umwelt- und Landwirtschaftsminister aus Bund und Ländern mit Landwirten und Umweltschützern um eine Lösung. Wird die bis Mitte Juni nicht gefunden, drohen Deutschland Millionenstrafen.

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