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Studie: Abwasseruntersuchungen in Augsburg sollen frühzeitig vor Corona warnen

Studie

Abwasseruntersuchungen in Augsburg sollen frühzeitig vor Corona warnen

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    Die Technische Universität München sucht im Abwasser von sechs bayerischen Städten nach Spuren des Coronavirus, um ein Frühwarnsystem zu etablieren.
    Die Technische Universität München sucht im Abwasser von sechs bayerischen Städten nach Spuren des Coronavirus, um ein Frühwarnsystem zu etablieren. Foto: Hendrik Schmidt, dpa (Symbolbild)

    Die Technische Universität München sucht im Abwasser von sechs bayerischen Städten nach Spuren des Coronavirus. Auf diese Weise will das Team um Professor Jörg Drewes vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft eine Art Frühwarnsystem etablieren. Derzeit wird Wasser aus sechs bayerischen Städten untersucht - unter anderem aus Augsburg.

    Studienleiter Drewes erklärt: "Das Virus wird ausgeschieden von Patienten, die mit Covid-19 infiziert sind. Das geschieht schon relativ früh und hält noch an, wenn die Symptome schon wieder abklingen. Wir versuchen die Bestandteile des Virus, also die Gene, die typisch sind, aus dem Abwasser zu extrahieren. Das ist wie ein Fingerabdruck des Virus." Dazu entnehmen Laboranten einmal pro Woche Proben aus den Zuläufen der sechs Kläranlagen, die das Team der TU München dann genauer unter die Lupe nimmt. "Wir schauen uns das gesamte Entwässerungssystem der Kommune an. Damit ist das gesamte Stadtgebiet abgegriffen, alle Einwohner tragen schließlich zum Abwasser bei", sagt er.

    Proben für Corona-Studie stammen aus München, Erlangen, Starnberg, Freising, Weiden und Augsburg

    Professor Jörg Drewes leitet den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München. Gemeinsam mit seinem Team will er ein Corona-Frühwarnsystem etablieren.
    Professor Jörg Drewes leitet den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München. Gemeinsam mit seinem Team will er ein Corona-Frühwarnsystem etablieren. Foto: TU München

    Aktuell lässt sich jedoch noch nicht genau sagen, in welcher Form das Auftreten des Virus in den Proben mit konkreten Infektionszahlen korreliert. Drewes erklärt: "Sehen wir eine Zunahme der Virus-Bestandteile in den Wasserproben, können wir darauf hinweisen. Als zweite Stufe können wir dann in die Kanalisation gehen und gezielt Proben nehmen." So kann da Abwasser aus einzelnen Stadtbezirken genauer untersucht werden. "Damit erkennen wir dann, ob es sich um einen flächendeckenden Anstieg der Infektionen handelt oder ob der Ausbruch nur an einem Hotspot stattfindet."

    Da das Team um Professor Drewes für die Corona-Studie einen Querschnitt Bayerns untersuchen will, werden die Proben in sechs bayerischen Städten in verschiedenen Regionen entnommen: München, Erlangen, Starnberg, Freising, Weiden und Augsburg. Während in München, Freising und Weiden die hohen Infektionszahlen zu Beginn der Corona-Pandemie ausschlaggebend für die Standortwahl waren, ist die Wahl auf Augsburg eher zufällig gefallen. "Der Betriebsleiter der Augsburger Entwässerungsbetriebe war auf unsere Studie aufmerksam geworden und hatte angefragt, ob Augsburg sich als Standort anbietet", erinnert sich Drewes.

    Studienleiter Drewes rechnet mit zweiter Corona-Welle in Bayern

    Auch andernorts in Deutschland wollen Forscher mit Hilfe von Abwasserproben Rückschlüsse auf das aktuelle Infektionsgeschehen gewinnen. Solche Daten aus Kläranlagen könnten ein bundesweites Frühwarnsystem für regionale Ausbrüche ermöglichen.

    Aktuell sieht das Studienteam jedoch noch keine Positivbefunde. "Wir müssen erst einmal das Hintergrundniveau bestimmen", erklärt Drewes. Das Virus sei in der Natur sehr instabil. Hinzu kommt, dass das Abwasser in großen Städten länger in der Kanalisation verbleibe als in kleineren, weshalb aktuell noch unterschiedliche Konzentrationen zu sehen seien, die in den Kläranlagen ankommen. Drewes erwartet Positivbefunde aber in den nächsten Wochen, "spätestens zum Ende der Sommerferien, zum Ende der Urlaubszeit. Da erwarte ich eine zweite Welle in Bayern, an unserer Studie sehen wir die dann frühzeitig." (mit dpa)

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