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Streit: Rettungsdienst ruft um Hilfe

Streit

Rettungsdienst ruft um Hilfe

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    Die Rettungsdienste streiten.
    Die Rettungsdienste streiten.

    Von Andreas Frei, Augsburg/Amberg Es ist eine Horror-Vorstellung: Verkehrsunfall, ein toter Motorradfahrer, drei Schwerverletzte und der Krankenwagen lässt fast 20 Minuten auf sich warten, obwohl laut Gesetz 15 Minuten die Obergrenze sein soll. Und schließlich stellt sich heraus, dass ein Rettungsfahrzeug den Unfallort in wenigen Minuten hätte erreichen können, aber nicht alarmiert wurde.

    Im Kreis Schwandorf (Oberpfalz) ist diese Vorstellung am Freitag zur bitteren Realität geworden. Ein tragisches Unglück, das jetzt ein juristisches Nachspiel hat. Die Johanniter-Unfall-Hilfe will Strafanzeige gegen unbekannt wegen unterlassener Hilfeleistung stellen. Das bestätigte ihr Regionalchef Martin Steinkirchner unserer Zeitung.

    Hintergrund: In Schwandorf und im benachbarten Schwarzenfeld - Letzteres nur drei Kilometer vom Unfallort entfernt - verfügen die Johanniter über zwei Rettungswagen mit ehrenamtlichen Kräften. Es sind Zusatzeinheiten - das heißt, sie kommen im Regelfall nur dann zum Einsatz, wenn die hauptamtlichen Rettungskräfte nicht ausreichen.

    Die Hauptamtlichen sind über einen Vertrag mit einem Zweckverband in den öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst integriert, der vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist. Dazu gehören flächendeckend das Bayerische Rote Kreuz (BRK), vielerorts Johanniter und Malteser sowie vereinzelt private Rettungsdienste.

    Im Raum Schwandorf ist nur das BRK hauptamtlich im Einsatz. So erhielten am Freitag auch nur dessen Rettungswagen den Einsatzbefehl von der Leitstelle in Amberg - die im Übrigen auch vom BRK betrieben wird. Problem daran: Die Wagen befanden sich in 22 und 14 Kilometer Entfernung. Entsprechend war das erste Fahrzeug erst nach knapp 20 Minuten an der Unfallstelle.

    Die Johanniter fühlen sich übergangen - und das seit Jahren. "Dieser Fall ist nur die Spitze auf dem Eisberg", klagt Steinkirchner. "Wir werden so gut wie nie zu Einsätzen gerufen - auch wenn es notwendig wäre." Deshalb habe man sich zur Anzeige entschlossen und beruft sich dabei auf einen ähnlichen Fall, der 1995 in Regensburg verhandelt wurde. Steinkirchner: "Wir können unsere Vorwürfe belegen." Zu einer Pressekonferenz luden die Johanniter mit der provokanten Frage ein: "Schneidet das BRK die Johanniter zu Lasten von Leben und Gesundheit der Notfallpatienten?"

    "Zuständig ist allein das BRK"

    Peter Hausl, BRK-Chef für den Rettungsdienst, kann die Aufregung nicht verstehen. Zuständig sei nun mal allein das BRK. Außerdem sei beim ersten Notruf, der in der Leitstelle einging, nur von einem Leichtverletzten die Rede gewesen. Das ganze Ausmaß des Unfalls habe sich erst später herausgestellt. Seine Erklärung für die Vorwürfe Steinkirchners: "Er will unbedingt seine Wagen einsetzen, ob es das Gesetz vorsieht oder nicht." Hausl räumt jedoch ein, "über den Zeitfaktor" bis zum Eintreffen des ersten Rettungswagens "muss man sprechen".

    Für die schwäbischen Rettungsdienste ist der Oberpfälzer Vorgang "ein Einzelfall". Johanniter und Malteser sprechen offiziell von guten Erfahrungen mit den Leitstellen - auch mit der einzig verbliebenen in Krumbach, die noch vom BRK betrieben wird. In Augsburg und Kempten sind die Rettungsleitstellen unter dem Dach der Feuerwehr integriert. "Wir fühlen uns keineswegs übergangen", sagt Johanniter-Sprecher Raphael Doderer. Ein Insider berichtet, unter den Rettungsdiensten gebe es zwar "mal den einen oder anderen blöden Spruch", aber das sei es auch schon.

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