Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Streit: Giftiges Klima unter Bienenexperten

Streit

Giftiges Klima unter Bienenexperten

    • |
    Giftiges Klima unter Bienenexperten
    Giftiges Klima unter Bienenexperten

    Utting Zwischen Imkern und staatlichen Forschungsinstituten tobt derzeit ein heftiger Streit. Die Auseinandersetzungen spitzten sich in den vergangenen Tagen zu, nachdem einige Berufskollegen harsche Kritik an den eigenen Verbandsvorständen übten. Das heißt, auch innerhalb der großen Schar von Berufs- und Hobbyimkern rumort es kräftig. Grund dafür ist vor allem ein Brandbrief zweier Imker-Verbands-Chefs an die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).

    Besonders hauptberuflich tätige Imker sehen ihre Existenz durch eine zunehmend industrielle Landwirtschaft mit Spritzmitteleinsatz bedroht. Zu oft, so ihre Kritik, werde ihnen die Schuld in die Schuhe geschoben, würden sie beschuldigt, den Milbenbefall der Bienenstöcke nicht ausreichend zu bekämpfen. Ziel ihrer Kritik sind vor allem die staatlich finanzierten Forschungsinstitute, denen sie mangelnde Unabhängigkeit von der Agrochemie-Industrie vorwerfen.

    Gut 4500 Berufs-Imker gibt es in Deutschland. Hinzu kommen noch unzählige Hobbyimker, die meisten davon in Bayern. Sie alle waren schockiert, als es zu dem Bienensterben kam. Geschätzte 330 Millionen Bienen gingen vergangenes Jahr am Rhein ein. Kurz nach dem Amtsantritt Aigners schrieben zwei Imker-Funktionäre ihr Ende letzten Jahres einen heftigen Brief.

    Bienen sind ein ganz besonderer Umweltindikator - darüber besteht weitgehend Einigkeit. "Wenn die Bienen sterben, dann ist es schlecht um unsere Umwelt bestellt", sagt der Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB), Manfred Hederer. Am Insekt und etwa an Blütenpollen oder Honig sei messbar, "was für ein Unsinn draußen in der Landwirtschaft und in der Natur passiert".

    Immerhin hingen 35 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion von Bestäubern ab, schrieben sie der Ministerin. "Die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft mit der Folge eines immer größeren Einsatzes von Pestiziden, Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden, anderen Giften und Agro-Gentechnik führt aber derzeit weltweit zu einem großen Bienensterben."

    Das 13-seitige Schreiben des DBIB und des Deutschen Imkerbundes (DIB) an Aigner ist vielen Verbandsmitgliedern und vor allem etlichen Beiräten aber viel zu heftig abgefasst. Das gilt vor allem für die harsche Kritik an den staatlichen Forschungseinrichtungen. Denn Hederer und sein DIB-Kollege Peter Maske wehren sich gegen den Vorwurf, Imker hielten ihre Bienen oftmals falsch. Dabei seien die deutschen Bienenwissenschaftler und Behörden zu eng verflochten mit der Industrie, um wirklich unabhängig zu sein.

    Der Leiter der Bienenforschung an der Universität Hohenheim, Peter Rosenkranz, widerspricht diesen Vorwürfen energisch. "Was die Verflechtung von Wissenschaft und Industrie angeht, muss ich gerade im Bereich der Bienen-Institute sagen, dass die überaus klein ist." In seinem Institut etwa lägen die Gelder, die von der Industrie in Drittmittelprojekte fließen, bei nur rund fünf Prozent.

    Die diffamierenden Äußerungen über die Bienenwissenschaftler und bienenkundlichen Einrichtungen könnten so nicht hingenommen werden, macht Rosenkranz - selbst Imker - deutlich. Was der Wissenschaftler aber einräumt, ist weiterer Forschungsbedarf über Pestizide in der hochtechnischen Landwirtschaft.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden