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Störfälle: Grüne: Gundremmingen ist das gefährlichste Kernkraftwerk im Land

Störfälle

Grüne: Gundremmingen ist das gefährlichste Kernkraftwerk im Land

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    Die Grünen im Bundestag halten das Atomkraftwerk Gundremmingen für das gefährlichste in Deutschland.
    Die Grünen im Bundestag halten das Atomkraftwerk Gundremmingen für das gefährlichste in Deutschland. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Im bayerischen Gundremmingen (Landkreis Günzburg) steht nach Ansicht der Bundestags-Grünen das gefährlichste Kernkraftwerk Deutschlands. Die beiden Siedewasserreaktoren des Blocks B und C würden ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen. „Von allen derzeit noch laufenden Atomkraftwerken in Deutschland geht von

    Kotting-Uhl beruft sich auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen über so genannte „Precursor-Analysen“ meldepflichtiger Zwischenfälle in allen deutschen Atomkraftwerken. Bei diesen Analysen durch die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) soll ermittelt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Zwischenfälle, bei denen es noch nicht zu einem Kernschaden kam, zu einem derartigen Ereignis hätten führen können. Anders ausgedrückt: ob sie das Gefahrenpotenzial hatten, eine Kernschmelze auszulösen.

    Nach Ansicht der Grünen sind die Zahlen der GRS, die einen Zeitraum von 17 Jahren umfassen, eindeutig: Alle Siedewasserreaktoren sind deutlich störanfälliger als Druckwasserreaktoren, die Zahl der meldepflichtigen Zwischenfälle liegt bei Kraftwerken dieses Typs, die nur über einen Wasserkreislauf verfügen, um ein Vielfaches über denen der Druckwasserreaktoren, die mit einem Primär- und Sekundärkreislauf ausgestattet sind.

    Krümmel, Isar 1, Philippsburg I und Brunsbüttel am anfälligsten

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Die mit Abstand störanfälligsten Kraftwerke waren nach der Analyse der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit die Anlagen Krümmel, Isar 1, Philippsburg I und Brunsbüttel, allesamt Siedewasserreaktoren. Diese sind mittlerweile abgeschaltet. In Gundremmingen dagegen laufen die beiden letzten Siedewasserreaktoren. Am Donnerstag teilten die Betreiber mit, dass in Block C ein defektes Brennelement entdeckt worden sei.

    Kotting-Uhl forderte angesichts dieser Zahlen den für die Atomaufsicht in Bayern zuständigen Umweltminister Marcel Huber (CSU) auf, „dass er seinen Aufsichtspflichten bei Gundremmingen deutlich kritischer nachkommt“. Gleichzeitig empfahl sie, den bisher für Gundremmingen zuständigen TÜV Süd gegen einen anderen Gutachter auszutauschen: „Frische Augen sehen mehr.“ Zudem verlangte sie von der Bundesatomaufsicht, „dass sie der Auffälligkeit der Siedewasserreaktoren auf den Grund geht und darlegt, welche Konsequenzen sie aus der hohen Ereigniszahl bei den Siedewasserreaktoren ziehen will“.

    Das bayerische Umweltministerium wies die Vorwürfe zurück. „Die Sicherheit von Mensch und Umwelt ist oberstes Gebot. Die Vielzahl regelmäßig durchgeführter Überprüfungen vor Ort gewährleistet einen sicheren Betrieb“, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Das Kraftwerk in Gundremmingen erfülle alle Sicherheitsvorgaben. „Das wurde zuletzt durch den EU-Stresstest bestätigt.“

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