Wann ist ein Kind alt genug, um in die Schule zu gehen? Diese Frage entzweit Eltern, Schulleiter, Psychologen und Kinderärzte schon lange. Ab sofort haben Mütter und Väter das letzte Wort. Sie entscheiden – nach Beratung durch die Schule –, ob ihr Kind in die erste Klasse wechselt oder lieber noch ein Jahr im Kindergarten verbringt. Das hat die Bayerische Staatsregierung jetzt gesetzlich beschlossen.
Online-Petition: 20.000 Menschen protestieren gegen Früheinschulung
Konkret geht es um Kinder, die zwischen 1. Juli und 30. September geboren sind. Bisher lag der Stichtag für die Einschulung auf dem 30. September. Alle Kinder, die davor sechs Jahre alt wurden, mussten in die erste Klasse. Das führte aber dazu, dass manche Abc-Schützen am ersten Schultag Mitte September erst fünf waren. Wollten Eltern einen Frühstart verhindern, mussten sie einen Antrag auf Rückstellung einreichen. Der jeweilige Schulleiter entschied dann über den Fall.
In einer Online-Petition haben 20.000 Menschen gegen die Früheinschulung protestiert. Eine Mutter berichtet von psychischen Problemen und Lernschwierigkeiten ihrer betroffenen Tochter. Andere zitieren eine Studie, wonach Frühstarter öfter sitzen bleiben. Und immer wieder kommt der Satz: „Nehmen wir den Kindern nicht ihre Kindheit.“ Martin Lang, Vorsitzender der Kinder- und Jugendärzte in Bayern, ist anderer Meinung: Kinder seien in diesem Alter „sehr interessiert und lernfähig“, sagte er kürzlich unserer Redaktion. Nur in Einzelfällen reagierten sie auf die Früheinschulung psychosomatisch.
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