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Start des Wintersemesters: Gesucht: Wohnung. Dringend.

Start des Wintersemesters

Gesucht: Wohnung. Dringend.

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    Am Schwarzen Brett  hängen zahlreiche Zettel, auf denen Wohnungen gesucht werden. Vor Beginn des Wintersemesters haben viele Studenten noch keine feste Bleibe.
    Am Schwarzen Brett hängen zahlreiche Zettel, auf denen Wohnungen gesucht werden. Vor Beginn des Wintersemesters haben viele Studenten noch keine feste Bleibe. Foto: dpa

    Nach seinem Abitur im Juni hat sich Alexander Stiefenhofer gedacht: Das mit der Wohnungssuche wird schon klappen. Diese Woche startete der 22-Jährige aus Marktoberdorf (Landkreis Ostallgäu) an der Münchner Hochschule ins erste Semester. Doch er hat noch immer keine feste Bleibe. Die Studentenwohnheime seien proppenvoll und die Chancen auf ein Einzelzimmer schier aussichtslos.

    Zusammen mit einer Bekannten suchte er eine dritte Person, um eine Wohngemeinschaft zu gründen. „In drei Tagen haben sich ungefähr 100 Leute gemeldet.“ Dieselbe Bekannte habe sich auch um einen WG-Platz beworben. „Als sie sich das Zimmer anschauen wollte, standen schon bis ins Treppenhaus etliche andere Interessenten“, erzählt Stiefenhofer.

    Der Ostallgäuer ist kein Einzelfall. Bayernweit haben es Studenten schwer, eine Wohnung zu finden. Einer der Hauptgründe ist der doppelte Abiturjahrgang. „Wir schätzen, dass etwa 66.000 Abiturienten zum Wintersemester ihr Studium in Bayern beginnen“, sagt Christa Malessa, Sprecherin des Wissenschaftsministeriums. „Das sind so viele wie noch nie.“ Bei der Augsburger Hochschule waren für das Wintersemester 9.000 Bewerbungen eingegangen. „So eine hohe Zahl hatten wir in den vergangenen Jahren nicht“, sagt Sprecher Tobias Weismantel. 2010 waren es 6.300.

    An der Münchner Hochschule hat man sich auf den Ansturm vorbereitet. 2009 wurde ein großer Neubau eröffnet, 2012 sollen weitere neue Räume hinzukommen. Dass die Situation auf dem Wohnungsmarkt der Landeshauptstadt schwierig ist, räumt Ingo Wachendorfer, Sprecher des Studentenwerks, ein: „Wir hatten schon vor dem doppelten Abiturjahrgang eine angespannte Wohnsituation und die Lage hat sich sicherlich nicht gebessert.“ Einen „exponentiell ansteigenden Zuwachs an Wohnungssuchenden“ habe er bisher aber nicht registriert. Außerdem seien in den vergangenen acht Jahren 18 Prozent mehr Wohnraum entstanden. Auf der Warteliste würden zwar rund 6.000 Namen stehen. Aber: „Das entspricht in etwa dem Stand des Vorjahres.“

    Unterkunft im Altenheim

    Was Frank Tegtmeier vom Studentenwerk Bamberg berichtet, hört sich schon ganz anders an: „Die Lage bei uns ist sehr angespannt.“ Knapp 700 Studenten haben sich hier auf die Warteliste setzen lassen. In den Wohnheimen mit rund 1.310 Plätzen ist kein einziges Zimmer mehr frei. Deshalb neue Wohnungen zu bauen, hält er jedoch für „fraglich“. In einigen Jahren würden die Studentenzahlen ja wieder sinken, sagt er.

    Ähnlich sieht das Herbert Rehm, Stadtkämmerer in Eichstätt. Aufgrund des chronischen Mangels an Wohnraum hat sich die kleinste bayerische Universitätsstadt aber Gedanken gemacht. In einem Teil eines Altenheims, der laut Rehm nicht mehr dem Stand eines Pflegeheims entspricht, wurden 30 Zimmer für Studenten eingerichtet. Sogar die leer stehende Hausmeisterwohnung wurde zur Verfügung gestellt. Rehm: „Wir haben alles vermietet, was wir haben.“

    In Regensburg und Passau stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent. Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen auch der Hochschulstandort Ingolstadt. Das Problem hier: wenig freier Wohnraum und hohe Mieten, weil der Audi-Konzern mit vielen Mitarbeitern in der Stadt sitzt.

    Entspannter ist die Lage dagegen in Augsburg. „Eine Entlastung ist das neue Wohnheim in der Bürgermeister-Ulrich-Straße mit 300 Plätzen“, sagt Doris Schneider, Geschäftsführerin des Studentenwerks. Trotzdem würden auf der Warteliste rund 550 Namen stehen. Der Regelfall in den vergangenen Jahren seien etwa 400 gewesen. Schneider: „Wir werden zwei bis drei Semester brauchen, bis die Liste abgearbeitet ist.“

    Bis Alexander Stiefenhofer eine Wohnung gefunden hat, bleibt er vorerst bei einem Freund in München. Mit einer Bekannten will er versuchen, eine Wohnung als WG zu nutzen. Andere Möglichkeiten sieht er nicht mehr: „Beim Studentenwerk muss man bis zu vier Semester warten, bis man die Aussicht auf eine Wohnung hat. Das kann man total vergessen.“ AZ/dpa

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