Schärfer wollte Luise Kinseher alias Mama Bavaria diesmal beim Nockherberg sein. Und es gelang ihr. Sie sparte nicht mit Spitzen. So nannte sie Seehofer "die Kuh Yvonne der CSU" oder Hubert Aiwanger "brünftigen Hobbit".
Das Singspiel stand ganz im Zeichen des Schuldenabbaus. Mit dabei: Bayerns Sozialministerin Christine Hadertauer (Angela Ascher), Finanzminister Markus Söder (Stephan Zinner), Ministerpräsident Horst Seehofer (Wolfgang Krebs), Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (Andre Hartmann), Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Michael Vogtmann), Karl Theodor zu Guttenberg (Stefan Murr) und Kanzlerin Angela Merkel (Christin Marquitan). Auf der Bühne hatte die Staatsregierung eine Spendenhotline eingerichtet um den Schuldenabbau voranzutreiben.
Ein historischer Nockherberg
"Ein historischer Nockherberg", so begann Bavaria ihre Fastenrede beim Nockherberg. Noch nie seien so viele zukünftige Ministerpräsidenten da gewesen, sagte sie mit Blick auf Horst Seehofer, Christian Ude, Markus Söder und Christine Hadertauer. Markus Söder ist für sie der Prinz Charles der CSU - nur mit schöneren Ohren. Christian Ude erahne seine Chance. Bavaria sagt: "Wenn im Bayerischen Wald ein junger schwuler Sozi Landrat werden kann, dann kann auch ein alter verheirateter Sozi Ministerpräsident werden."
Bavaria war diesmal schärfer
Luise Kinseher hatte angekündigt, den Politikern diesmal noch deutlicher die Leviten zu lesen. Und bei Ministerpräsident Horst Seehofer gelang ihr gleich ein Tiefschlag. Seehofer habe bei ihr angerufen: "Mama, du musst mir helfen. Ich brauche Geld!" "Wieso? Ist wieder jemand schwanger?" "Nein, Bayern muss bis 2030 schuldenfrei werden." Mama Bavaria tadelte ihn darauf als "Kuh Yvonne der CSU". Er fahre den gleichen Zick-Zack-Kurs.
Auch zu Griechenland rügte sie den Ministerpräsidenten. Denn in der Euro-Krise würde Seehofer am liebsten das Volk befragen. Das soll politisches Schach sein? "Nein, Horst, du spielst 'Wer wird Millionär'". Ganz nach dem Motto: "Ich habe keine Ahnung. Fragen wir das Publikum."
Hubert Aiwanger als brünftiger Hobbit
Natürlich macht sich Bavaria auch über Christian Ude lustig, den Oberbürgermeister von München und SPD-Kandidat und Herausforderer Seehofers in der Landtagswahl 2013. Mit wem wolle er denn koalieren, fragte Bavaria. Mit den Grünen und den Freien Wählern? "Das passt nicht zusammen". Da prallten ja Weltbilder aufeinander. Margarete Bause (Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag) als "feministische Waldfee" und Hubert Aiwanger eher als der "brünftige Hobbit".
Auch der zurückgetretene Bundespräsident Christian Wulff musste sich von der Bavaria einiges anhören. Er habe Kleingeld gesammelt, was er auch noch mit Bargeld zurückgezahlt habe.
Beim Bundespräsidenten gelten höchste Maßstäbe, sagte die Mama. "Horst, sei froh, dass du das nur 30 Tage machen musst!"
Reaktionen auf Bavarias Rüge
Horst Seehofer empfand die "Rede als mittendrin". Jeder habe nach Meinung des Ministerpräsidenten sein Fett abbekommen. Auch Innenminister beurteilte das Programm als ausgewogen. Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) war der Meinung, dass sich Luise Kinseher gesteigert hat. Peer Steinbrück (SPD) glaubte, dass einige sauer oder traurig sein könnten, dass sie nicht vorgekommen sind.
Claudia Roth (Grüne) bewertete die Rede so: „Eine super Mama“. Für Roth habe Kinseher das Beil geschwungen und war trotzdem liebevoll. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) wurde nicht erwähnt, fühlte sich aber trotzdem wohl. Hubert Aiwanger war sehr glücklich, dass er so oft vorgekommen ist.
Wunderbar hysterische Hadertauer
Im Singspiel ging es vor allem um den Schuldenabbau, den sich die CSU bis zum Jahr 2030 auf die Fahnen geschrieben hat. Bayerns Finanzminister Markus Söder stellte die Staatsverschuldung vor mit der Frage: „Hat der Chef seine Tabletten net genommen?“ Dann gab es auch schon den Auftritt der großartig hysterischen Sozialministerin Christine Hadertauer: „Eigentlich müsste ich das machen.“
Statt Finanzministerin und damit in der CSU-Hackordnung aufzusteigen, musste sich Christine Hadertauer aufs Fahrrad setzen, um Ökostrom herzustellen. Doch Kanzlerin Angela Merkel hat im Singspiel eine Lösung für die Energiewende: Den Ausstieg aus dem Atomausstieg. Merkel sang: „Ich steh auf AKW!“
Natürlich durfte auch Freiherr Karl Theodor zu Guttenberg im Singspiel nicht fehlen. Er hatte wieder ein Buch veröffentlicht. Seehofer fragte ihn: „Was hast du denn da wieder geschrieben?“ „Nichts, ich habe bloß ein altes Buch kopiert!“
Karl Theodor zu Guttenberg trat während der Darbietung immer wieder auf mit verschiedenen Bücher wie zum Beispiel: „Scheitern, jetzt erst recht“. Egal ob in Trainingsanzug, im Clownskostüm oder in Lederhose, KT hatte jedes Mal ein anderes Buch dabei und eine neue Idee für sein Comeback. Das brachte Markus Söder fast zum Ausrasten. „Gründe doch endlich deine eigene Partei: Den Scheiterhaufen!“
Eine Spendenhotline für Bayern
Die Bayerische Staatsregierung hatte auf der Bühne eine Spendenhotline eingerichtet. Am Telefon: Kanzlerin Angela Merkel, Christine Hadertauer und Markus Söder. Jeden Anrufer fragte Söder, ob er sich mit ihm bei Facebook befreunden will. Doch niemand spendete etwas. Seehofer ließ einen Spendenkorb ins Publikum reichen. Söder musste fünf Euro aus seinem privaten Geldbeutel hineinlegen.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, war diesmal ebenfalls dabei. Er kam mit dem Hubschrauber und einem Mercedes zum Nockherberg, aber er verbrauche trotzdem weniger CO2 als andere Politiker, weil er so langsam spreche. Merkel gratulierte ihm zu den vier AKWs und dem Großbahnhof. Kretschmann sang: „Ich glaubte daran, dass uns eine Kernschmelze passiert. Und als es denn passierte: War ich dran!“
Hubert Aiwanger kam auch vor, allerdings als echte Person. Denn Hadertauer, Seehofer, Guttenberg und Söder sangen den echten Aiwanger im Publikum an: „Aiwanger, zier dich nicht so: CSU!“ In der Hand hatten sie Weißwürste und Brezn als Lockmittel.
Ude war auf der Bühne ganz selbstbewusst und sang: „OB Ude, nimmt es endlich in die Hand. Führt die SPD ins Land!“
Am Ende kam der Spendenkorb zurück auf die Bühne. Er war leer. Söder fragte: "Wo sind meine fünf Euro? War der Wulff doch da!"