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Staatsanwalt erschossen: Todesschütze Rudolf U. schweigt bei Vernehmung

Staatsanwalt erschossen

Todesschütze Rudolf U. schweigt bei Vernehmung

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    Der 31 Jahre alte Staatsanwalt wurde vom Dachauer Amtsgericht schnell in eine Klinik gebracht.
    Der 31 Jahre alte Staatsanwalt wurde vom Dachauer Amtsgericht schnell in eine Klinik gebracht.

    Die Bluttat an einen Staatsanwalt am Amtsgericht Dachau entsetzt. Während der Urteilsverkündung zog Rudolf U. plötzlich eine Pistole. Drei Mal schoss er um sich. Zeugenberichten zufolge zielte er auf den Richter am Amtsgericht Dachau, dann aber trafen die Kugeln den erst 31 Jahre alten Staatsanwalt. Der Staatsanwalt wurde in einer Klinik sofort notoperiert, aber er erlag den tödlichen Schussverletzungen. Der Transportunternehmer stand wegen nicht bezahlter Sozialversicherungsbeiträge vor Gericht. An dem Amtsgericht Dachau hatte es keine Kontrollen gegeben.

    Schüsse auf Staatsanwalt tödlich

    Am heutigen Donnerstag wurde der 54 Jahre alte Dachauer Transportunternehmer Rudolf U. dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Doch nach den tödlichen Schüssen im Dachauer Amtsgericht schweigt der  tatverdächtige 54-jährige Transportunternehmer zu seinen Motiven.  Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II  am Donnerstag sagte, habe Rudolf U. in den Vernehmungen bisher noch nichts zu der Tat  gesagt. Unklar sei auch, woher seine Waffe stammt. Der Mann  solle nun voraussichtlich am Donnerstagnachmittag dem  Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dieser soll ihm den von der  Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehl wegen Mordes eröffnen.

    Rudolf U. schoss am Gericht um sich

    Tödliche Anschläge bei Gericht

    Die Sicherheitsvorkehrungen in Gerichten können blutige Angriffe nicht immer verhindern. Eine Auswahl spektakulärer Fälle:

    Juli 2009: Während einer Verhandlung am Dresdner Landgericht ersticht der Angeklagte eine als Zeugin geladene Ägypterin. Der Russland-Deutsche tötet die Frau aus Fremdenhass und muss lebenslang in Haft.

    April 2009: Im Landshuter Landgericht erschießt ein Mann seine Schwägerin und nimmt sich danach das Leben. Zwei weitere Menschen werden bei der Schießerei vor einem Sitzungssaal verletzt.

    Mai 1998: Ein 69-Jähriger erschießt aus Rache und Hass auf die Justiz einen 52 Jahre alten Amtsrichter in dessen Dienstzimmer in Essen. Dann tötet er sich selbst.

    Februar 1998: Ein Angeklagter schießt im Gerichtssaal in Aurich (Niedersachsen) einen Staatsanwalt an und erschießt sich selbst.

    März 1997: Ein 39-jähriger Polizist erschießt in einem Amtsgericht in Frankfurt/Main seine Ex-Lebensgefährtin und verletzt deren Anwältin schwer.

    Januar 1995: Ein 54-Jähriger schneidet einer Richterin im Kieler Amtsgericht die Kehle durch. Er hatte irrtümlich angenommen, sie sei für seine Sorgerechtsangelegenheit zuständig.

    März 1994: Im Gericht in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) zündet ein 39-Jähriger einen Sprengsatz, da seine Ex-Freundin ihn wegen Körperverletzung verklagt hatte. Bilanz: sieben Tote, darunter die Frau, der Richter und der Täter selbst.

    März 1981: In Lübeck tötet eine 30 Jahre alte Gastwirtin während einer Verhandlung im Landgericht den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter.

    Eigentlich war der Prozesstermin am Amtsgericht Dachau ein Routinefall. Besondere Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht, weil der Richter den Fall als nicht brisant einstufte. Der 54 Jahre alte Rudolf U. stand wegen nicht gezahlter Sozialbeiträge für  seine Angestellten in Höhe von 44.000 Euro vor Gericht. Während der  Urteilsverkündung zu einem Jahr Haft auf Bewährung schoss er am  Mittwoch um sich und verletzte dabei einen 31-jährigen Staatsanwalt  mit drei Schüssen tödlich. U. konnte die Waffe in das Gericht  schmuggeln, weil es dort keine Sicherheitskontrolle gab. Der Fall  löste deshalb auch eine neue Debatte über Sicherheit in  Justizgebäuden aus.

    Diskussion um Sicherheit

    Der Münchner Generalstaatsanwalt Christoph Strötz lehnte im  Bayerischen Rundfunk eine deutliche Verschärfung der bestehenden  Schutzmaßnahmen ab. Zwar werde die Sicherheitsfrage bei Prozessen  intensiv diskutiert und sei ein Sicherheitskonzept erstellt worden.  Aber "uns ist bewusst, dass wir nicht alle 250 bayerischen  Justizgebäude zu Sicherheits- und Trutzburgen ausbauen können",  sagte Strötz. Ähnlich hatte sich zuvor auch Bayerns  Justizministerin Beate Merk (CSU) geäußert.

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