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Sportduell: Eins gegen eins: Triathlet Frodeno bricht eigenen Rekord

Sportduell

Eins gegen eins: Triathlet Frodeno bricht eigenen Rekord

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    Frodeno gegen Sanders: Der Wettkampf war spektakulär – vor allem wegen eines Sturzes.
    Frodeno gegen Sanders: Der Wettkampf war spektakulär – vor allem wegen eines Sturzes. Foto: Hildenbrand, dpa

    Kässpatzen und Käsebrezen waren nicht genug. Er wollte auch den Weltrekord haben. Unbedingt. „Nun gibt es mindestens drei Dinge, für die ich das Allgäu liebe“, sagte Frodeno nach dem Zieleinlauf. Sekunden, nachdem er ein außergewöhnliches Kapitel Sportgeschichte geschrieben hatte.

    700 Tage nach seinem letzten Auftritt beim Allgäu-Triathlon 2019 machte der Triathlon-Superstar die Region erneut zu seinem Revier – und zur Schaubühne für ein Mega-Event. Auf der Strecke von 226 Gesamt-Kilometern im Oberallgäu pulverisierte der dreimalige Ironman-Hawaii-Weltmeister beim „Tri-Battle Royale“ seinen eigenen Weltrekord um fast acht Minuten und lief auf der Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radeln, 42 km Marathon) nach 7:27:53 Stunden in Burgberg ins Ziel.

    2016 hatte Frodeno in Roth 7:35:39 Stunden gebraucht. Sein Rivale für das zum medialen Großevent aufgezogene Duell, Lionel Sanders, benötigte 7:43 Stunden. „Ich bin so glücklich, obwohl ich unglaublich fertig bin – es ist ein krasser Mix aus Gefühlen“, sagte der alte und neue Weltrekordhalter.

    Frodeno seztte sich beim Wettkampf zügig an die Spitze – doch dann der Schockmoment

    Frodeno gegen Sanders –. das Duell um Karbon und Laktat war seit Wochen zum verbalen Showkampf angefacht worden. Tête-à-Tête waren sich Frodeno und Lionel Sanders vor dem Weltrekord-Versuch in der Gipfelstation am Fellhorn zur kuriosen Pressekonferenz begegnet – doch im spektakulären Zweikampf der Dreikämpfer wurde der Weltrekord zur Ein-Mann-Show.

    Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der Wettergott nicht in Weltrekord-Laune war. Nach einer pompösen Startinszenierung auf der Seebühne am Alpsee schipperten die Athleten zu einer Startplattform auf den See, von der aus es um 9.02 Uhr auf den 900-Meter-Rechteckskurs ging.

    Unmittelbar beim Start hatte sich Frodeno an die Spitze gesetzt, zügig 50 Meter zwischen sich und Sanders gebracht und nach der Auftaktrunde schon über eine Minute Vorsprung. Diesen baute der Klassenprimus Runde für Runde sukzessive aus – lag auf der Schlussrunde über drei Minuten in Front. Dabei profitierten beide Athleten von einer technischen Neuerung im Ausdauersport: Eine Unterwasserleine einen Meter unter der Wasseroberfläche sollte dem Duo möglichst Umwege ersparen. Damit der Weltrekord offiziellen Richtlinien standhält, lief das Battle unter Renn-Bedingungen ab – Wettkampfrichter überprüften Strecke und technischen Details ebenso wie sich die Athleten den obligatorischen Dopingtests unterzogen.

    Auch Immenstadt hatte sich für den Weltrekord in Schale geworfen und die seit Monaten gesperrte Stadtspange am Donnerstag kurzerhand asphaltiert, was Sanders auch mit seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt quittierte: „Danke, dass sie die Straße gerichtet haben“, schrieb der Kanadier an Bürgermeister Nico Sentner. Die Anstrengung hat sich gelohnt: Frodeno und Sanders jagten mit 53 km/h durch die Innenstadt, nach Rauhenzell und auf die B 19, wo knüppelharte 180 Kilometer anstanden.

    Nach 90 Minuten passierte Frodeno auf dem spektakulären Ritt auf der zweispurigen Nord-Süd-Richtung erstmals die kolossale 75-Meter-Steilkurve, die an der B 19-Auffahrt vor Herzmanns errichtet worden war, damit das Duo auch hier möglichst Zeit sparte. Und das Tempo war immens. Beide Superstars lagen deutlich auf Rekordkurs.

    Frodeno gegen Sanders: Auf dem Rad sagenhafte 13 Minuten schneller

    Zur Hälfte der Radstrecke hatte Frodeno einen Schnitt von 45,5 km/h auf dem Tacho – Sanders Rückstand wuchs auf 5:50 Minuten an. „Ich wusste, entweder ich fange ihn auf dem Rad oder niemals“, sagte Sanders. „In einem solchen einmaligen Battle gibt es nur einen Sieger und einen Letzten.“ Und hier hatte Frodeno das letzte Wort. Der Vorsprung lag nach 120 Kilometern bei 6:52 Minuten, beim Wechsel im vor 400 Zuschauern im eigens errichteten Burgberger Stadion schon bei 8:10 Minuten. Frodeno startete den Marathon, nachdem er mit 3:55:22 Stunden flinker als jemals zuvor auf dem Rad war – sagenhafte 13 Minuten schneller als bei seiner eigenen Weltrekord-Zeit von Roth.

    Und als sich die Sportwelt schon auf einen neuen Fabelrekord eingestellt hatte, sorgte der Olympiasieger für einen Schockmoment: Frodeno rutschte nach der ersten Marathon-Runde im Stadion auf einer nassen Matte aus und knallte auf seine linke Hüfte. „Die Teppiche waren etwas rutschiger als erwartet und da hat die Hüfte ein kleines Andenken mitbekommen. Aber halb so wild“, sagte Frodeno.

    Eine Schrecksekunde – der Olympiasieger humpelte, kämpfte und nahm alsbald wieder Tempo auf. Auf der anderen Seite hielt Sanders mit seinem unkonventionellen Laufstil seinen Rückstand bei elf Minuten konstant. Nach Frodenos Halbmarathonzeit von 1:22 Stunden bog das Spektakel auf die Zielgerade ein. Auf den letzten beiden Runden spulte der 39-jährige Topstar sein Programm ab, ging nach 6:40 Stunden auf die letzte Schleife und holte sich beim Einlauf in die letzte Stadionrunde den verdienten Applaus ab.

    Komplimente gab es auch vom Rivalen Sanders

    „Es ist sicher das letzte Mal, dass ich mich auf die Jagd nach einem Weltrekord mache“, hatte Frodeno vor dem Rennen gesagt – und danach: „Trotz aller Absagen, trotz des Wetters, sind so viele Menschen hierher gekommen. Ich bin stolz, dankbar und demütig am heutigen Tag, Teil dieser Triathlon-Familie zu sein.“

    Und wie sich das auch im Allgäu am Tag der großen Rekord-Show gebührt, gehörten die letzten Worte dem Gast. „Jan hat so einen großen Effekt auf meine Karriere gehabt“, sagte Lionel Sanders viele Minuten nach dem Zieleinlauf. Lange nach dem die Hubschrauber gelandet waren, als die meisten Kameras aus waren und sich das Oberallgäu vom Spektakel abzukühlen begann. „Das war die beste Chance meines Lebens. Gegen den besten Athleten, den ich kenne. Immerhin: Wir haben die Welt gefesselt.“

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