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Solaranlagen: Energiepolitik bedeutet Aus für Eishockeyverein

Solaranlagen

Energiepolitik bedeutet Aus für Eishockeyverein

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    Paul Feldhus, 1. Vorsitzender vom ESV Türkheim, zeigt im Eisstadion seines Vereines, wo das Problem liegt: Auf der Südseite des Stadions ist der Baumbestand wegen Käferbefalls so dünn, dass die Sonne durchbricht und das Eis zum Schmelzen bringt.
    Paul Feldhus, 1. Vorsitzender vom ESV Türkheim, zeigt im Eisstadion seines Vereines, wo das Problem liegt: Auf der Südseite des Stadions ist der Baumbestand wegen Käferbefalls so dünn, dass die Sonne durchbricht und das Eis zum Schmelzen bringt. Foto: Florian Eisele

    Wenn er will, kann Paul Feldhus dem Stadion des ESV Türkheim beim Sterben zusehen. Auf der Südseite des Eishockeystadions hat der Borkenkäfer die Fichten befallen, die für Schatten auf der Eisfläche sorgen sollen. Nur noch vier der Bäume stehen hier am Ortsrand von Türkheim im Unterallgäu.

    Ohne Schatten taut das Eis, ohne Eis gibt es kein Stadion, ohne Stadion keinen Verein. Feldhus ist erster Vorsitzender des ESV Türkheim. Anfang des Jahres glaubte er, eine Rettung für sein Stadion gefunden zu haben. Eine Dachkonstruktion könnte den nötigen Schatten spenden. Mit Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro schien sie lange Zeit nicht finanzierbar für den Verein, der komplett aus ehrenamtlichen Mitgliedern besteht und einen Jahresetat von etwa 80 000 Euro hat. Der Bau sollte auf 20 Jahre hinaus durch eine auf dem Dach installierte Fotovoltaikanlage finanziert werden.

    Zusammen mit den gesunkenen Preisen für die Module und den Einnahmen für die Einspeisevergütung, schien die Rechnung aufzugehen. "Die Finanzierung war zu diesem Zeitpunkt mit diesen Konditionen möglich - und zwar nur dann", sagt Feldhus.

    Einen Strich durch eben jene Rechnung machte ausgerechnet Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) Mitte Januar. Damals kündigte er an, die Solarförderung massiv zu kürzen. Für eine Anlage, wie sie in Türkheim geplant ist, war der Stichtag der 1. Juli. "Wir müssten bis zum 30. Juni ans Netz gehen, um die garantierten Einnahmen zu haben", sagt Feldhus.

    Fehlende Planungssicherheit verhindert den Baubeginn

    Für Feldhus und die Mitglieder des Vereins folgten arbeitsintensive Wochen. Gänge zum Bauausschuss, zum Landratsamt, zum Gemeinderat. Alles, um so schnell wie möglich und bis Ende Juni mit der Fotovoltaikanlage ans Netz zu gehen. Auch einen Gesprächstermin mit den Anwohnern, die eine Sommernutzung des Stadions und damit eine erhöhte Lärmbelästigung befürchteten, brachten sie hinter sich.

    Doch das hat alles nichts genutzt. "Wenn wir den Termin einhalten wollten, hätten die ersten Arbeiten schon anfangen müssen." Dafür fehlt aber die Planungssicherheit. Denn bis jetzt gab es vonseiten der Bundesregierung keine Entscheidung, wie es in der Solarförderung weitergehen soll, allenfalls Absichtserklärungen. "Wie hoch wird die Kürzung sein, ab wann gilt sie? Gilt sie vielleicht sogar rückwirkend? Wir können nicht die Bagger anwerfen und zwei Wochen später sagen, dass sie wieder aufhören sollen", empört sich Feldhus.

    Der Vereinsvorsitzende, der einen Gemüsehandel betreibt, habe sich zuletzt gefühlt wie "ein Hamster im Laufrad". Er ist enttäuscht von dem Verhalten der Politiker. "Einfach etwas in den Raum zu werfen, ohne die Konsequenzen zu bedenken, ist schlechter Stil." Dabei ist sich der ESV der Unterstützung innerhalb Türkheims sicher. "Der Verein ist wahrscheinlich bayern- und bundesweit der einzige seiner Art, der für seine Finanzierung komplett selbst aufkommt", sagt der Türkheimer Bürgermeister Silverius Bihler.

    Derzeit tut Paul Feldhus etwas, das er die vergangenen drei Monate selten getan hat: Er wartet. Darauf, dass eine Entscheidung aus Berlin kommt. Es ist ein quälendes Warten. Wenn der Borkenkäfer schneller ist als die Bundesregierung um Minister Röttgen, könnte alles zu spät sein.

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