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Lockdown-Lockerungen: Sind Bayerns Kitas jetzt wirklich besser vor Corona geschützt?

Lockdown-Lockerungen

Sind Bayerns Kitas jetzt wirklich besser vor Corona geschützt?

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    Ab 22. Februar sollen in Bayerns Kindergärten und Krippen die Garderoben wieder voll sein. Dann startet zumindest ein eingeschränkter Regelbetrieb in den Kitas.
    Ab 22. Februar sollen in Bayerns Kindergärten und Krippen die Garderoben wieder voll sein. Dann startet zumindest ein eingeschränkter Regelbetrieb in den Kitas. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Nach mehr als zwei Monaten Zwangspause machen die Kitas in Bayern am 22. Februar wieder auf. Zumindest dort, wo die Infektionszahlen es zulassen. Viele Familien sind erleichtert, doch in die Freude mischen sich Sorgen. Sind Kindergärten und Krippen tatsächlich besser vorbereitet als im Dezember oder drohen sie zum Infektionstreiber zu werden? Familienministerin Carolina Trautner verspricht drei Millionen medizinische Masken und den baldigen Einsatz von Schnelltests für die Erzieherinnen als „freiwilliges Zusatzangebot des Freistaates“. Doch reicht das, um Personal und Kinder zu schützen?

    Die versprochenen Corona-Schnelltests sind noch gar nicht zugelassen

    Noch sind beispielsweise die avisierten Corona-Tests zum Selbermachen gar nicht bundesweit zugelassen. Wenn es sie dann gibt, können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas laut einem Ministeriumssprecher zweimal pro Woche auf Kosten des Freistaats testen. Bis dahin sind allenfalls Reihentestungen des Personals, zum Beispiel in einem lokalen Testzentrum, möglich. Und zwischendurch herrscht eher das Prinzip Hoffnung. Für Doris Rauscher ist das zu wenig. Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion fordert, dem Schutz der Erzieherinnen „endlich hohe Priorität“ einzuräumen. „Viele Kitas sind jetzt schon voll und befinden sich eigentlich schon im Regelbetrieb“, sagt sie mit Blick darauf, dass viel mehr Familien das Angebot der Notbetreuung in Anspruch nehmen als noch im Frühjahr.

    Sozialpolitikerin fordert besseren Schutz für Erzieherinnen in Kitas

    Rauscher sieht es mit gemischten Gefühlen, dass nun der eingeschränkte Regelbetrieb aufgenommen wird. „Kinder brauchen Kinder – soziale Kontakte sind für Lernen und Entwicklung in diesem Alter unerlässlich. Nun muss aber auch wirklich der erste vor dem zweiten Schritt erfolgen. Erst die Sicherstellung des Gesundheitsschutzes des Kitapersonals, dann die Öffnung für die Kinder“, fordert sie. Unklar ist auch noch, ob Buben und Mädchen, die leichte Erkältungssymptome haben, trotzdem kommen dürfen. Bislang war das so – was oft zu Diskussionen zwischen Personal und Eltern geführt hat.

    In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

    Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.

    Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...

    ...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.

    Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.

    "Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.

    Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.

    Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.

    Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.

    Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.

    Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.

    Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.

    Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

    Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.

    Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.

    Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.

    Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.

    Familienministerin Trautner betont, man habe am Donnerstag sämtliche Einrichtungen informiert, „damit alle genügend Zeit haben, sich auf die Situation ab dem 22. Februar einzustellen“. Faktisch bleibt aber eben nur eine Woche Zeit. Gerd Schnellinger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hält die Öffnung der Kitas für verfrüht und fürchtet einen Anstieg der Infektionszahlen. Er empfiehlt, erst aufzumachen, wenn Schnelltests verfügbar sind. Die Staatsregierung rechnet mit deren Zulassung Anfang März.

    Kita-Gewerkschaft wirft Ministerpräsident Markus Söder Mogelpackung vor

    „Teststrategie klingt toll, aber die sollen Einrichtungen und Träger organisieren. Heißt: Das bleibt wieder an der Kita-Leitung hängen“, kritisiert Schnellinger und wirft Ministerpräsident Markus Söder vor, mehr zu versprechen, als er halten kann. „Das Bild, das Söder verkauft, sieht von Weitem gut aus. Aber wenn man es genauer anschaut, ist das eine Mogelpackung“, sagt er und ärgert sich, dass „Millionen in die Lufthansa gepumpt werden“, aber bei Masken für Erzieherinnen geknausert werde.

    Maria Magdalena Hellfritsch vom Verband katholischer Kindertageseinrichtungen in Bayern versteht nicht, warum in den Schulen Wechselunterricht angeordnet wird, in Kitas aber alle Kinder auf einmal zurückkehren sollen. Sie appelliert: „Keine weitere Öffnung ohne entsprechenden Gesundheitsschutz“. Die Regierung hat zumindest eine Brücke gebaut, damit vielleicht doch nicht alle Eltern ihre Kinder wieder in die Einrichtungen bringen. Wer freiwillig noch bis Ende Februar pausiert, soll die Gebühren für den ganzen Monat vom Staat erstattet bekommen.

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