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Silberdistel: Sie hat den kleinen Fluss im Blick

Silberdistel

Sie hat den kleinen Fluss im Blick

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    Nicht unweit ihres Hauses in Adelzhausen fließt die Ecknach: Für Hildegard Wessel ist der Fluss zu einer Lebensaufgabe geworden.
    Nicht unweit ihres Hauses in Adelzhausen fließt die Ecknach: Für Hildegard Wessel ist der Fluss zu einer Lebensaufgabe geworden. Foto: Ulrike Eicher

    Es ist einfach ein ganz normales kleines Tal, findet Hildegard Wessel. So, wie man sich ein solches Tal eben vorstellt: mit Wiesen, Auwäldern, Hängen und einem gewundenen Flüsschen. Etwas Besseres könnte es ihrer Meinung nach gar nicht geben. „Denn so was ist ja eine Seltenheit geworden“, sagt die 78-Jährige. Deshalb setzt sie sich seit fast zwei Jahrzehnten für den Erhalt und die Pflege dieses Tals im Landkreis Aichach-Friedberg ein, durch das die Ecknach fließt. Dafür wird sie nun mit der Silberdistel unserer Zeitung geehrt.

    Hildegard Wessel lebt in Adelzhausen. Nicht weit von ihrem Haus entfernt schlängelt sich die Ecknach durch einen Wiesengrund. Zum Naturschutz kam die frühere Übersetzerin wie die Jungfrau zum Kind. Als die Familie in den 1970er-Jahren nach

    Doch nicht nur das: 1999 hat sich der Arbeitskreis „Bayern-Netz-Natur – Projekt Ecknachtal“ gegründet. Hildegard Wessel wurde mit ins Boot geholt und ist seit der ersten Stunde ehrenamtliche Projektkoordinatorin. „Ich schaue, dass der Laden zusammenbleibt“, sagt sie resolut. Träger des Arbeitskreises sind die Kommunen Aichach, Sielenbach und Adelzhausen, durch deren Gebiet die Ecknach fließt. Viele andere Akteure sind auch mit dabei, darunter die Regierung von Schwaben, der Landkreis Aichach-Friedberg, verschiedene Fachbehörden, der Landschaftspflegeverband, die Projektgruppe Bayern-Netz-Natur beim Umweltministerium, Naturschutzverbände und Landwirte.

    Für Wessel geht es als Koordinatorin darum, den Überblick zu behalten. Auch mal auszugleichen, wo unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Dabei kam es in den gut 18 Jahren hin und wieder auch zu Konflikten, erinnert sich die 78-Jährige. Doch hielten sich diese meist in Grenzen – denn alle Beteiligten hätten ja ein gemeinsames Grundinteresse: „Wir wollen das Ecknachtal erhalten, die Natur fördern und aufwerten und als Naherholungsgebiet stärken. Und wir wollen neue Biotope schaffen.“ Das Ganze sei ein Gemeinschaftsprojekt, betont sie – gerade auch im Hinblick auf die Silberdistel: „Wir haben das alle zusammen geleistet.“

    Viel ist in Sachen Renaturierung schon getan worden seit der Gründung, sagt Wessel. Die Flur wurde bei Sielenbach und Heretshausen mit Rücksicht auf die Natur bereinigt, Gräben wurden aufgeweitet, Quellen kartiert, Beton-Sohlschalen aus dem Flussbett entfernt und Pufferzonen zu Landwirtschaftsflächen angelegt. Dem Grasfrosch und den Molchen geht es gut im Tal, Wasseramseln haben sich angesiedelt ebenso wie der seltene Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. So konnte das Gebiet um die Ecknach, die bei Landmannsdorf (Gemeinde Adelzhausen) entspringt und nach rund 15 Kilometern bei Aichach in die Paar mündet, als Wiesental erhalten bleiben. „Und darüber bin ich einfach heilfroh“, sagt Wessel stolz.

    Dass es den Arbeitskreis nach so langer Zeit immer noch gibt, erstaunt Wessel selbst am meisten, gesteht sie: „Aber es gibt auch immer noch was zu tun, das nimmt kein Ende.“ Und was einmal erreicht wurde, das müsse nun gepflegt werden. Die 78-Jährige, die schnellen Schrittes unterwegs ist, wenn sie runter bis zur Ecknach läuft, ist gerne draußen. Sie möchte mit eigenen Augen sehen, was sich so tut am Flüsschen. Und sie will die Natur genießen. Am liebsten geht sie zur Quelle, einem von Erlen gesäumten Sumpf. „Das ist für mich ein zauberhafter Ort, sehr geheimnisvoll, mit einem wunderschönen Licht“, sagt sie. Da wirkt die sonst so energische Frau fast ein bisschen verträumt.

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