Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Sicherheitskonferenz in München: Ischinger kritisiert öffentliche Debatte über Afghanistan-Abzug

Sicherheitskonferenz in München

Ischinger kritisiert öffentliche Debatte über Afghanistan-Abzug

    • |
    Wolfgang Ischinger ist Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Foto: Frank Leonhardt/ Archiv dpa
    Wolfgang Ischinger ist Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Foto: Frank Leonhardt/ Archiv dpa

    "Man sollte möglichst dem Gegner, in diesem Fall den Taliban, nicht das Datum mitteilen, ab dem sie wieder freies Schussfeld haben", sagte der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Ischinger hält die Debatte in den USA und in Frankreich über einen vorzeitigen Abzug für reinen Wahlkampf und bedauerlich.

    "Eigentlich braucht die Nato einen klaren Plan, den sollte sie dann aber für sich behalten und nicht den Taliban kommunizieren", so Wolfgang Ischinger. Im Deutschlandfunk äußerte er sich ähnlich. Es sei militärisch sicherlich besser, den Gegner über die eigenen Pläne im Unklaren zu lassen. "Das steht in jedem militärischen Lehrbuch." Der innenpolitische Druck zwinge allerdings Washington, Paris und Berlin zu symbolischen und tatsächlichen Schritten hin zur Beendigung des Krieges. "Solche Dinge" Könnten in einer offenen und transparenten Demokratie nicht geheimbleiben.

    Am heutigen Freitag wird die 48. Münchner Sicherheitskonferenz eröffnet, die bis Sonntagn dauert. Dabei treffen sich Spitzenpolitiker und Experten aus rund 60 Ländern. Die privat organisierte Veranstaltung ist keine Regierungskonferenz, so dass sie auch keine Beschlüsse fassen kann.

    Bei der Sicherheitskonferenz wird nach Ischingers Einschätzung auch der geplante US-Raketenschild in Europa eine Rolle spielen, die zu starkem Unmut in Russland führt. "Es geht ja nicht nur um die Frage, wie können wir uns effektiv gegen künftige Bedrohungen etwa aus dem Iran schützen. Sondern es geht auch um die Frage, kann man dieses Thema der Raketenabwehr zu einem neuen gemeinsamen Projekt auch der Vertrauensbildung zwischen West und Ost machen." Die Gespräche seien festgefahren. Ischinger: "Und ich denke, wir werden einige Kritik aus Moskau hier zu hören bekommen."

    Beim Nato-Luftwaffenkommando in Ramstein (Rheinland-Pfalz) soll die Einsatzleitung der geplanten Raketenabwehrliegen. Ischinger sagte im Bayerischen Rundfunk, man werde in München ganz konkrete Vorschläge diskutieren. "Wird es Möglichkeiten geben, dass die Daten dieser Kommandozentrale ausgetauscht werden mit einer Kommandozentrale, die die russische Föderation irgendwo an einem Orte X weiter östlich aufbaut?" Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenzsprach von einer "Verschwisterung", "so dass die eine Seite von den Daten der anderen und umgekehrt profitiert, ohne dass man unbedingt beide Systeme zu einem System zusammenlegt". 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden