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Seehofer kritisiert die Opposition

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Seehofer kritisiert die Opposition

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    Horst Seehofer. Bild: dpa
    Horst Seehofer. Bild: dpa

    Wenn Horst Seehofer und Guido Westerwelle unter sich sind, dann können sie ganz humorvoll miteinander umgehen. Westerwelle nimmt sich schon mal selbst als "Sensibelchen" auf den Arm. Seehofer kokettiert, er sei "der letzte Sozialdemokrat Deutschlands". Und geschwätzig wie sie sind, haben sie hinterher einen Riesenspaß daran, es andern zu erzählen.

    Beim politischen Aschermittwoch ist das etwas anders. Am "größten Stammtisch der Welt", würden sich die beiden Herren gerne mal so richtig und öffentlich die Meinung sagen. Dummerweise aber sind sie Regierungspartner und somit zu einer gewissen Zurückhaltung verpflichtet. Das treibt kuriose Blüten. Fast verzweifelt stellte Seehofer im Vorfeld der traditionellen Redeschlacht in einem Interview die Frage: "An welchem politischen Wettbewerber soll ich mich am Aschermittwoch reiben?"

    Seine Mitstreiter wussten gestern früh in der Dreiländerhalle auch noch nicht so recht, was auf sie zukommen wird. Was wird Seehofer sagen? "Ich befürchte das ändert sich stündlich", mutmaßte ein CSU-Oberer. Ein Kabinettsmitglied lästerte gar: "Ich glaube, der ist selber noch neugierig, was er wohl sagen wird." Der Titel des Redemanuskripts immerhin war verheißungsvoll: "Klare Werte, klare Worte." Und anders als im vergangenen Jahr stand auch mit der Gesundheit des

    Das Ritual in Passau verlangt Mir-san-mir-Stimmung. Seehofer gab sein Bestes. Er schwärmte vom "Paradies Bayern", von den bayerischen Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen, von besten Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsdaten. Er rief ins Publikum: "

    Während die FDP im 86 Kilometer entfernten Straubing ihren politischen Aschermittwoch mit Attacken auf die CSU einleitete, arbeitete sich Seehofer erst einmal an seinen Lieblingsgegnern ab: SPD, Grüne, Linkspartei und neuerdings die Freien Wähler. Über die

    Für die Grünen musste in Passau Renate Künast - Seehofer: "der Inbegriff des Charmes" - herhalten. Schwarz-grünen Fantasien erteilte Seehofer eine (fast) eindeutige Absage: "Die Grünen tragen hier in Bayern gelegentlich Lederhosen. Aber darunter sind rote Unterhosen. Für uns kommen die Grünen so lange nicht infrage, bis es schwarze Unterhosen sind." Den Freien Wählern schließlich haute der CSU-Chef die jüngste Umfrage um die Ohren: "Wirtschaftskompetenz? Null. Bildungskompetenz? Null. Zukunftskompetenz? Null. Null und Null und Null bleibt Null." Das Parteivolk in Passau dankte es ihm mit viel Applaus.

    Ganz still wurde es kurzfristig, als Seehofer zum heikelsten Teil seiner Rede kam: das Verhältnis zu FDP-Chef Westerwelle. Er begann leise. Er sprach über "meinen Freund Guido". Er riet ihm zu "einem Stück mehr Gelassenheit und mehr Souveränität". Dann holte er aus. Westerwelles Drohung an die Adresse der CSU - "Ich kann auch anders" - konterte Seehofer mit den Worten: "Oha. Das war beachtlich. Das hat uns umgehauen. Da beben die Alpen, da wackelt der Frankenwald, da schäumt der Chiemsee. Aber keine Angst, liebe Freunde, das ist kein Tsunami, das ist nur eine Westerwelle." Die Halle atmet spürbar auf. Na also, geht doch.

    Die Inhalte der CSU unters Volk zu bringen, fiel nach diesem Auftakt nicht mehr schwer. Seehofer bekannte sich zu Sozialstaat und Gemeinwohl, wetterte lautstark gegen Casino-Kapitalismus und unanständig hohe Manager-Boni. Es könne nicht sein, dass ein junger Investmentbanker in einem Jahr mehr verdient als seine Eltern in ihrem ganzen Leben.

    Doch auch das ärgerlichste Thema für die CSU sparte Seehofer nicht aus. "Der Umgang mit der Bayerischen Landesbank ist so angenehm und populär wie eine Zahnwurzelbehandlung", sagte er, bekannte sich zu Fehlern und versprach Aufklärung. Er warb aber auch um Verständnis für das Handeln seiner Vorgänger. Zum verlustreichen Kauf der Hypo Group Alpe Adria sagte Seehofer: "Ich wüsste nicht, liebe Freunde, wie ich persönlich entschieden hätte."

    Der Rest war christdemokratische Routine: gegen die Kopfpauschale im Gesundheitssystem, gegen Verwerfungen beim Länderfinanzausgleich, gegen den EU-Beitritt der Türkei. Nach gut zweieinhalb Stunden schien es so, als sei für die CSU und ihre Fans die Welt wieder in Ordnung - zumindest gestern, in Passau. Seehofer wurde mit langem Applaus und "Oh-wie-ist-das-schön"-Gesängen verabschiedet. Uli Bachmeier

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