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Schwestern getötet: Krailling findet nach zweifachem Kindermord in den Alltag zurück

Schwestern getötet

Krailling findet nach zweifachem Kindermord in den Alltag zurück

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    Der Name Chiara steht am Montag (05.12.11) auf von Kindern gemalten Bildern die an einem Baum auf dem Schulhof der Grundschule in Krailling haengen.  Schueler hatten die Bäume im Oktober gepflanzt, um an die achtjährige Chiara und ihre elfjährige Schwester Sharon zu erinnern. Die Mädchen wurden Opfer eines Gewaltverbrechens, das Bayern in diesem Jahr erschüttert hat.
    Der Name Chiara steht am Montag (05.12.11) auf von Kindern gemalten Bildern die an einem Baum auf dem Schulhof der Grundschule in Krailling haengen. Schueler hatten die Bäume im Oktober gepflanzt, um an die achtjährige Chiara und ihre elfjährige Schwester Sharon zu erinnern. Die Mädchen wurden Opfer eines Gewaltverbrechens, das Bayern in diesem Jahr erschüttert hat. Foto: Lukas Barth

    Zwei kleine Birnbäumchen stehen im Pausenhof der Kraillinger Grundschule. Zettel mit den Namen Sharon und Chiara sowie bunte Bilder flattern in den dürren Zweigen.

    Schüler hatten die Bäume im Oktober gepflanzt, um an die achtjährige Chiara und ihre elfjährige Schwester Sharon zu erinnern. Die Mädchen wurden Opfer eines Gewaltverbrechens, das Bayern in diesem Jahr erschüttert hat.

    Als die Mutter der beiden Kinder in den frühen Morgenstunden des 24. März aus der Kneipe ihres Lebensgefährten nach Hause zurückkehrt, findet sie beide Mädchen leblos und grausam zugerichtet in der eigenen Wohnung. Die Polizei wird später ein Seil, eine Hantelstange und ein Messer als Tatwaffen identifizieren.

    Ermittler lange ohne heiße Spur

    Zunächst tappen die Ermittler im Dunkeln. In der kleinen Gemeinde Krailling herrscht Verunsicherung und Angst. Eine Mutter von zwei Kindern, die mit Chiara und Sharon auf der Schule waren, erinnert sich: "Ich kenne kein Kind, das in dieser Zeit ohne Begleitung zur

    Spurenhunde werden eingesetzt, das bayerische Landeskriminalamt setzt für Hinweise eine Belohnung von 5.000 Euro aus, die von Privatpersonen und Firmen noch einmal um 8.500 Euro erhöht wird. Nach einer Woche gibt es einen Tatverdächtigen: Der Onkel der beiden Mädchen wird am 1. April vor seinem Wohnhaus im oberbayerischen Peißenberg  festgenommen. Eine am Tatort sichergestellte DNA stimmte mit der Speichelprobe von Thomas S. überein.

    Der Vater von vier Kindern schweigt bis heute. Auch sein Pflichtverteidiger will sich bislang nicht äußern. Habgier wäre ein mögliches Motiv. Thomas S. war offenbar in einer finanziell schwierigen Lage: Das Haus der Familie S. konnte erst nach einem Spendenaufruf der Gemeinde fertiggestellt werden. Angeblich hat Thomas S. mit seiner Schwägerin, der Mutter der beiden Mädchen, immer wieder um Geld gestritten.

    Prozess gegen den Onkel beginnt im Januar

    Nun soll der Prozess vor dem Landgericht München, in dem sich der 50-jährige ehemalige Postzusteller ab dem 17. Februar wegen zweifachen Mordes verantworten muss, Klarheit schaffen. In Krailling blickt man der Verhandlung mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits soll der Prozess für Gewissheit sorgen: "Ich hoffe, dass die Indizien ausreichen, um denjenigen, der es getan hat, seiner gerechten Strafe zuzuführen", sagt Bürgermeisterin Christine Borst.

    Andererseits fürchte man, dass sich mit dem Prozess auch die Medienaufmerksamkeit wieder auf Krailling richtet. "Nach all der Angst der ersten Monate hat sich die Gemeinde nun endlich wieder beruhigt", sagt Borst. "Ich hoffe, dass diese Ruhe anhält".

    Außer den Birnbäumchen erinnert das Grab der Kinder an die schreckliche Tat. Auf zwei großen, unbehauenen Steinen stehen in geschwungener Goldschrift die Namen der beiden Mädchen. Dazwischen liegt ein faustgroßer, unscheinbarer Stein, auf den von Kinderhand geschrieben steht: "Komm zurück Sharon". dapd

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