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Schweinfurt: Notendurchschnitt von 5,4: Nach Abipleite wird Schulbetrieb eingestellt

Schweinfurt

Notendurchschnitt von 5,4: Nach Abipleite wird Schulbetrieb eingestellt

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    Der gesamte Abi-Jahrgang der privaten Fachoberschule in Schweinfurt hat das Fachabitur nicht bestanden.
    Der gesamte Abi-Jahrgang der privaten Fachoberschule in Schweinfurt hat das Fachabitur nicht bestanden. Foto: Daniel Peter dpa

    Die erste private Fachoberschule Schweinfurt (EPFOS) stellt zum kommenden Schuljahr offenbar ihren Lehrbetrieb ein. Dies ist von Schweinfurter Schülern zu hören, die sich für die 11. Klasse der bundesweit in die Schlagzeilen geratenen Schule angemeldet hatten.

    Wie  die Main-Posterfahren hat, hat die Schulleitung Elftklässlern in spe mitgeteilt, dass zum Schuljahr 2013/14 keine elfte Klassen gebildet werde. Ludwig Unger, Sprecher des Kultusministeriums, bestätigte am Donnerstagabend auf Anfrage, dass das Ministerium den an der privaten Schweinfurter Fachoberschule angemeldeten Schülern für die 11. Klasse geraten habe, sich an staatlichen Schulen zu bewerben, da die EPFOS ihren Betrieb im Schuljahr 2013/14 einstelle.

    Alle fielen durch die schriftliche Abiprüfung

    Der Betreiber der EPFOS, Michael Schwarz, war am gestern für ein Statement nicht erreichbar. Am Tag, an dem sich die Nachricht über die Einstellung des Lehrbetriebs verdichtete, diskutierte der Landtag über die unterfränkische Problem-Lehranstalt: Wie mehrfach berichtet, waren an der EPFOS alle 27 Abiturienten durch die schriftliche Abiprüfung gefallen; nur zwei der Absolventen konnten sich in mündlichen Prüfungen noch das Abi sichern.

    Wie sich bei der Landtagsdebatte herausstellte, sehen weder CSU und FDP noch SPD und Grüne gravierende Fehler der staatlichen Kultusbehörden. Allein der Freie-Wähler-MdL Günther Felbinger wirft Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) weiter schwere Versäumnisse vor. Im Landtag hörten die Abgeordneten neue Details über die Schule, die Teil ist der „Privaten Schulen Schwarz“.

    Verheerender Notendurchschnitt

    Laut Ministerium war der Notendurchschnitt der Fachabiturienten verheerend: So erreichten die Schüler in Mathematik im Schnitt die Note 5,4, in Betriebswirtschaft und im Fach Technologie je 5,3. „Lehrer, die so einen Schnitt produzieren, muss man kritisch hinterfragen“, sagte die Grünen-MdL Simone Tolle. Laut Ministerium hat die Schule inzwischen selbst erhebliche Fehler eingeräumt: So sei kaum auf Fehlzeiten geachtet worden.

    Eine Auswertung habe ergeben, dass die Schüler im Schnitt rund zehn Prozent des Unterrichts verpasst hätten, berichtete Ministerialrat Günter Liebl im Landtag. Auch seien von der Schule angebotene Förderkurse in den Ferien „nur spärlich besucht“ worden. Dabei hatten nur zwölf der 27 Schüler ein Übertrittszeugnis, das auch den Besuch einer staatlichen Fachoberschule erlaubt hätte.

    Die Schule habe zudem Hilfsangebote der Schulbehörden nicht angenommen und die Schüler zu spät über die Anforderungen der Abschlussprüfungen informiert, so das Ministerium. Den Vorwurf mangelhafter Kontrolle wies Liebl entschieden zurück: Bei der staatlichen Genehmigung im Jahr 2011 habe es keinen rechtlichen Spielraum gegeben. Und auch später gab es wegen der verfassungsrechtlich garantierten Privatschulfreiheit laut Liebl „keine rechtliche Möglichkeit des staatlichen Eingreifens“.

    Vorwürfe an das Ministerium

     Eine Einschätzung, die Felbinger nicht teilt: „Hier liegen sehr wohl Versäumnisse des Ministeriums vor“, sagte er. So seien die von ihm im November an Kultusminister Spaenle weitergeleiteten Beschwerden von zwei Lehrern in der Kultusbürokratie „versandet“. Dabei sei es „um rein fachliche Dinge“ gegangen, entgegnete Liebl. Zudem habe es sich um die vom gleichen Privatschulunternehmen betriebene Wirtschaftsschule gehandelt.

    Die vom Ministerium eingeschaltete Regierung von Unterfranken habe „keine Anhaltspunkte gefunden, an der Genehmigung der Schule zu rütteln“. Auch CSU-MdL Georg Eisenreich findet, dass die Verantwortung fürs Abi-Desaster vor allem bei der Schule liege. Trotzdem waren sich Vertreter aller Parteien einig, wegen des Schweinfurter Falles nicht an der Freiheit der Privatschulen rütteln zu wollen. 

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