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Schwangau: Die Rückkehr zur Unglückgondel

Schwangau

Die Rückkehr zur Unglückgondel

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    Ein Gondeldrama in Schwangau sorgte letzten Sommer für Aufsehen. 20 Menschen saßen über Nacht in der Höhe fest. Jetzt haben sie sich am Unglücksort wiedergetroffen.
    Ein Gondeldrama in Schwangau sorgte letzten Sommer für Aufsehen. 20 Menschen saßen über Nacht in der Höhe fest. Jetzt haben sie sich am Unglücksort wiedergetroffen.

    Neun Monate ist es her, dass Tanja Feyl zusammen mit ihrem Mann und den beiden Kindern einen ihr wohl ewig im Gedächtnis bleibenden Urlaub im Allgäu verbracht hat. Am 12. August 2011 wird die Familie aus Schwäbisch-Hall zusammen mit 15 anderen Passagieren und dem Gondelführer in der Bergbahn gestoppt - und bleibt mehr als 18 Stunden in einer

    Trotz der dramatischen Ereignisse sind alle Betroffenen am Freitag wieder nach Schwangau gekommen und noch einmal gemeinsam in eine Gondel der Bergbahn gestiegen. "Das war kein Problem für mich. So etwas passiert einem kein zweites Mal", sagt Tanja Feyl, als sie an der Gipfelstation ankommt.

    Das Unglück nahe Schloss Neuschwanstein hatte vergangenen Sommer für Aufsehen gesorgt. Nachdem sich ein Gleitschirmflieger samt Fluggast in den Tragseilen der Bahn verfangen hatte, saßen zwei Gondeln mit Touristen fest. Aus einer der zwölf Quadratmeter großen Kabinen konnten etwa sechs Stunden später 30 Insassen aus 70 Meter Höhe abgeseilt werden. In einer anderen mussten 19 Passagiere und der Gondelführer über Nacht 100 Meter über dem Boden ausharren, da es für eine Rettung mit Hubschraubern zunächst zu windig war.

    "Ich mag die Höhe nicht und habe immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich in eine Gondel steige", sagt Feyl. Dennoch konnte sie ihre Angst ausblenden, als die Kabine stehen blieb und keine schnelle Rettung möglich war. "Wir mussten uns um unsere Kinder kümmern, die damals vier und sieben Jahre alt waren." Tom, der inzwischen acht Jahre alt ist, hat keine schönen Erinnerungen an das Unglück. "Ich hatte Angst, als die Gondel stehen blieb. Es hat da oben so gewackelt."

    Erst am nächsten Morgen konnten Helfer die Eingeschlossenen aus der Gondel befreien. Durch die Dachluke wurden sie einzeln mit einer Winde in einen Hubschrauber hochgezogen. 250 Einsatzkräfte waren an der aufwendigen Rettungsaktion beteiligt. "Am Anfang dachte ich mir noch: "Das mache ich nie im Leben." Aber irgendwann war ich einfach nur froh, endlich aus dieser Gondel rauszukommen", sagt Feyl.

    Ganz anders hat Gabi Reindl die Stunden in der Gondel empfunden. "Es war natürlich eine sehr ereignisreiche Nacht. Aber ich war erstaunt, wie ruhig alle waren und wie schnell die Zeit vergangen ist", sagt die 61-Jährige aus Biberach in Baden-Württemberg. Mit zwei Freunden war sie damals zum Wandern auf den Tegelberg gefahren. Immer wieder mussten sie danach die Geschichte vom Gondeldrama im Allgäu erzählen. "Darüber zu reden hat uns allen aber sehr gut getan."

    Ein dreiviertel Jahr nach den Ereignissen, haben sich nun alle Gondelinsassen am Unglücksort wiedergetroffen. Auf Einladung von Franz Bucher, Geschäftsführer der Tegelbergbahn, verbringen sie einen kostenlosen Kurzurlaub in Schwangau. Bei einem gemeinsamen Essen an der Gipfelstation erinnern sie sich an das Erlebte. "Ich freue mich, dass wirklich alle gekommen sind", sagt Bucher. Zwar gehöre auch die

    Obwohl das Unglück letztlich für alle glimpflich ausgegangen ist, denkt Bucher noch oft daran. "Wenn viele Gleitschirmflieger oben am Berg sind, bin ich schon etwas nervös. Man will so etwas nicht noch einmal erleben." Den Schaden für die Bergbahn beziffert er inklusive des Umsatzausfalls auf 95 000 Euro. Da der Gleitschirmpilot Buchers Angaben zufolge keine Haftpflichtversicherung hatte und keine Bereitschaft zeige, die gesamten Kosten zu übernehmen, will der Bahnchef Klage gegen ihn einreichen.

    Die Staatsanwaltschaft Kempten hat gegen den aus der Schweiz stammenden Piloten inzwischen einen Strafbefehl beantragt. Dem 55-Jährigen wird fahrlässige Gefährdung des Luftverkehrs, fahrlässiger Eingriff in den Bahnverkehr sowie fahrlässige Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen. Den Angaben zufolge wurden der Tandem-Mitflieger und ein Gondelpassagier verletzt. Ob der Pilot die Geldstrafe akzeptiert, ist noch unklar. Der Strafbefehl lautet über 150 Tagessätze, was fünf Monatsgehältern entspricht. Legt der Beschuldigte Einspruch ein, kommt es zu einer Hauptverhandlung. dpa

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