Von Till Hofmann Augsburg - Am Schluss war es beinahe eine kleine schauspielerische Einlage, als der scheidende schwäbische Regierungspräsident Ludwig Schmid österreichischen Dialekt imitierte.
"Es war sehr schön. Es hat mich sehr gefreut", zitierte er Kaiser Franz Joseph aus dem Singspiel "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee". Schwabens Spitzenbeamter nahm gestern nach 15 Jahren im Amt des Regierungspräsidenten Abschied. 300 geladene Gäste - darunter drei Kabinettsmitglieder, Spitzen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur - spendeten lang anhaltenden Applaus.
Der 64-Jährige lässt keinen Zweifel daran, dass sein Haus gut bestellt ist. Wichtig war dem Juristen dabei, die Mittelbehörde in einen modernen Dienstleister umzubauen. "Wir haben überall die Finger drin", spielt Schmid beim Festakt im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses auf die Leistungsfähigkeit der Bezirksregierung mit ihren gut 600 Mitarbeitern an. Neben Beratung von Bürgern, Wirtschaft, der Kommunen und Behörden, neben der Rechtsaufsicht über Landkreise und kreisfreie Städte und staatlicher Förderung etwa beim Städtebau oder dem öffentlichen Personennahverkehr ist die Regierung vor allem bei umfangreichen Verwaltungsverfahren (etwa für Verkehrsprojekte) gefragt. Dass die Mühlen der Verwaltung dabei nicht langsam mahlen, war Schmid stets ein zentrales Anliegen. Aber nicht nur aufs Tempo kommt es ihm dabei an, sondern auch auf Präzision. Schnelle Entscheidungen "sind ohne Abstriche an der Qualität möglich", sagt Schmid und führte die vielen Planfeststellungsbeschlüsse im Straßenbau an. Während seiner Amtszeit sei dabei kein Einziger von einem Gericht aufgehoben worden.
Die Sicherung der "hohen Leistungsstandards" macht dem Regierungspräsidenten allerdings Sorge - sofern weiter ohne den Abbau von Aufgaben Personal reduziert werde. "Wir sind jetzt an einem kritischen Punkt angelangt", sagt er an die Adresse des anwesenden Innenministers Joachim Herrmann. Der hatte "den Spitzenbeamten in Schwaben" zuvor als "Führungspersönlichkeit von Format" gewürdigt.
Die Region, sagt Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert in seinem Grußwort, hätte es mit Schmid als Regierungspräsident nicht besser treffen können. "Als Diplomat in bayerisch-schwäbischen Diensten warst du erstklassig."
Nachfolger Karl Michael Scheufele ("Ich werde mein Bestes geben, mein Bestes tun") reagierte mit einem Hinweis auf das Deckengemälde im Goldenen Saal auf die an ihn gerichteten "hohen Erwartungen". Das Bild zeigt Sapientia - die Weisheit als wichtigste Herrschertugend. "Wenn sie mir gelegentlich zublinzelt, wäre schon viel gewonnen."
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Eine Bildergalerie zur Abschiedsfeier unter augsburger-allgemeine.de