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Schulstart: Beginnt die Schule wegen Corona bald später?

Schulstart

Beginnt die Schule wegen Corona bald später?

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    Um den Schülerverkehr zu entzerren, können Schulen den Unterricht zeitlich versetzt beginnen lassen.
    Um den Schülerverkehr zu entzerren, können Schulen den Unterricht zeitlich versetzt beginnen lassen. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Es war eigentlich nur ein Halbsatz, den Kultusminister Michael Piazolo am Dienstag nach der Kabinettssitzung fallen ließ. Und doch war es ein Halbsatz, der viele Fragen aufkommen ließ. Es ging um die Hygienemaßnahmen an Schulen, als Piazolo sagte: Schulen hätten die Möglichkeit für einen "gestaffelten Unterricht". Heißt: Die Schule muss - ja soll vielleicht sogar - nicht mehr zwingend um 8 Uhr beginnen. Der Grund: Die Begegnungen der einzelnen Schüler auf dem Schulweg sollen weniger werden. Um den Schülerverkehr zu entzerren, finanziert der Freistaat zusätzlich Busse und Straßenbahnen. Aber weil die nicht überall eingesetzt werden können, können Schulen auch entscheiden, versetzt mit dem Unterricht zu beginnen. Die Frage ist nur: Wie soll das gehen?

    Eine Nachfrage beim Kultusministerium. Das teilt mit: Die Zuständigkeit läge bei den Schulleitern und den Behörden vor Ort. Denn die könnten im Zweifel besser einschätzen, ob ein gestaffelter Unterricht etwas bringe, oder ob zusätzliche Busse und Bahnen helfen würden, den Verkehr zu entzerren. Für die Schulleiter ist es jedenfalls eine verzwickte Situation, das wird schnell deutlich, wenn man sich etwas umhört.

    Gestaffelter Unterrichtsbeginn: Für Schulen auf dem Land kaum machbar

    So berichtet etwa Günter Manhardt, Schulleiter des Schmuttertal-Gymnasiums in Diedorf, dass es natürlich sehr sinnvoll sei, den Schulverkehr zu entzerren. Er begrüßt auch die vielen Überlegungen zu Hygienemaßnahmen oder die Maskenpflicht im Unterricht für die ersten beiden Schulwochen. Er sagt aber auch: Ein gestaffelter Unterrichtsbeginn wird gerade für Schulen auf dem Land schwierig bis unmöglich. Die Schüler kämen mit dem öffentlichen Nahverkehr an und der fahre so, dass möglichst alle pünktlich um 8 Uhr in der Schule sind.

    "Selbst wenn man den Hintransport zur Schule noch umplanen könnte, beim Rückweg wird es dann wieder kompliziert", sagt er. Denn gerade nachmittags führen in viele ländliche Regionen kaum noch Busse oder Züge. Und die Fahrpläne zu ändern, sei hoch kompliziert. "Der öffentliche Nahverkehr befördert ja nicht nur Schüler, sondern auch alle anderen Menschen", gibt Manhardt zu bedenken.

    Eltern, Lehrer und Schüler müssen in diesem Schuljahr sehr flexibel bleiben

    Ein gestaffelter Unterrichtsstart bringt außerdem noch weitere Schwierigkeiten mit sich: Wie sollen etwa Lehrer eingesetzt werden? Beginnt der Unterricht zeitversetzt, könnte es sein, dass sie laut Stundenplan zwei unterschiedliche Klassen zeitgleich unterrichten müssten. Auch die Belegung von Räumen wie Sporthallen, Chemie- und Physiksälen wird komplizierter.

    Ind iesem Schuljahr wird nichts normal sein, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV.
    Ind iesem Schuljahr wird nichts normal sein, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Aber, sagt Bayerns Lehrerpräsidentin Simone Fleischmann, "wir haben das ja seit März geübt." Ein Stundenplan, der einmal entworfen werde und der dann das ganze Schuljahr über gelte, den werde es dieses Jahr nicht geben. "Dieses Schuljahr wird nicht normal. Wir starten zwar am Dienstag mit der Schule. Aber das ganze Jahr über wird es immer wieder kleine Schulstarts geben", sagt sie. Und meint damit, dass durch die Corona-Pandemie alle flexibler sein müssen: Lehrer, Eltern, Schüler und Schulleiter. "Die Schulleiter haben zum Schulbeginn vier, fünf Szenarien entworfen, wie alles ablaufen kann. Je nachdem, wie hoch die Corona-Fallzahlen in ihrer Region sind", sagt Fleischmann.

    Elternvertreter sind wenig begeistert von gestaffeltem Unterrichtsbeginn

    Die Elternvertreter sind von der Idee eines gestaffelten Schulbeginns jedenfalls wenig begeistert. So sagt etwa Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbandes: "Ich war entsetzt, als ich die Idee von Kultusminister Piazolo gehört habe." Beim Bildungsgipfel am Montag sei darüber nicht gesprochen worden. Der Grund: Viele Eltern müssen die Betreuung für ihre Kinder umorganisieren, wenn die Schule nicht wie gewohnt um 8 Uhr startet.

    Auch Löwe versteht natürlich, warum ein gestaffelter Schulbeginn notwendig sein könnte und hofft deshalb, dass Schulleiter, die über einen gestaffelten Unterrichtsstart nachdenken, die Elternvertreter rechtzeitig miteinbeziehen. "Denn eine Notbetreuung an der Schule ließe sich dann schwer umsetzen, dann kämen ja doch alle wieder gleichzeitig an", sagt er. "Ich fürchte am Ende müssen die Eltern bei dieser Lösung wieder in den sauren Apfel beißen."

    Manche Schulen werden dennoch auf das Modell des versetzten Unterrichts ausweichen. In Augsburg etwa haben sich mehrere Berufsschulen, die nah beieinander liegen, abgesprochen. Sie alle sind mit der Straßenbahn zu erreichen. Damit diese zum Schulbeginn nicht so voll ist, lassen die Berufsschulen ihren Unterricht versetzt beginnen. An der Berufsschule 1 startet der Unterricht etwa um 7.55 Uhr und um 8.40 Uhr, die Berufsschule 7 beginnt um 8.20 Uhr. Das sei möglich, weil sich die beiden Schulen nur einige Lehrer teilen und gar keine Räume, sagt Schulleiter Robert Karlinger. Wie lange das so gehen wird, kann er bisher nicht absehen. "Wir schauen erst mal, wie das funktioniert. Und werden uns dann der jeweiligen Situation anpassen." Wie alle anderen Schulleiter hofft auch er, dass es bis zum Schulstart am 8. September außerdem gelingen wird, mehr Busse und Bahnen einzusetzen.

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