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Schulen in Bayern: PCR-Tests für Grund- und Förderschulen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Schulen in Bayern

PCR-Tests für Grund- und Förderschulen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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    An bayerischen Grund- und Förderschulen soll es ab Mitte September Pool-Tests geben. Wie die funktionieren und was der Vorteil der Methode ist, erfahren Sie hier.
    An bayerischen Grund- und Förderschulen soll es ab Mitte September Pool-Tests geben. Wie die funktionieren und was der Vorteil der Methode ist, erfahren Sie hier. Foto: dpa

    Das Gesundheitsministerium arbeitet gerade an einem Konzept, damit im neuen Schuljahr sogenannte Pool-Tests an Grund- und Förderschulen eingeführt werden können. Nach dem bisherigen Plan soll ab Mitte September auf die neuen Tests umgestellt werden. Hier schon einmal Antworten auf die wichtigsten Fragen:

    Wie läuft ein PCR-Pool-Test ab?

    Um einen Pool-Test durchzuführen, braucht es ein Labor mit PCR-Gerät. Dort werden die Proben von verschiedenen Personen zu einer Probe, dem Pool, vermengt und als ein PCR-Test ausgewertet. Ist das Testergebnis negativ, heißt das: Alle Personen in dem Pool sind negativ. Ist der Pool-Test positiv, wird von jeder Person in dem Pool eine Einzelprobe analysiert. Laut der Landesgruppe Bayern im Berufsverband Deutscher Laborärzte liegt die Laborkapazität in

    Was ist der Vorteil der PCR-Pool-Tests?

    PCR-Tests sind wesentlich sicherer, weil sie tausendfach empfindlicher sind als Schnelltests. So werden Infizierte schon erkannt, bevor sie überhaupt ansteckend sind. Mehrere Pilotprojekte haben das bewiesen – etwa die Wicovir-Studie aus Regensburg. Dr. Michael Hubmann, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands für Kinder- und Jugendärzte, hat sie eng begleitet. Bei rund 200000 Schnell- und PCR-Tests unter Kindern habe in acht von neun Fällen der PCR-Test schneller angeschlagen. Ein Schnelltest erkenne zudem vier von zehn asymptomatischen Fällen nicht. Und bei Kindern verläuft eine Infektion eben häufig ohne Anzeichen. Durch das Pooling können zudem mehr Menschen gleichzeitig getestet werden. Weitere Vorteile: Die Probenentnahme ist nicht so unangenehm wie bei einem „Nasenbohrer“-Schnelltest, weil die Kinder dafür nur Wattestäbchen lutschen müssen. Das Testergebnis wird daheim mitgeteilt – nicht vor der ganzen Klasse.

    Wie laufen die PCR-Tests in den Grundschul- und Förderklassen ab?

    Einen festen Ablauf hat das Gesundheitsministerium noch nicht kommuniziert. Wie gut informierte Kreise unserer Redaktion berichteten, sieht es danach aus, dass die Kinder zweimal pro Woche morgens in der Klasse auf zwei Wattestäbchen lutschen. Eines wird mit den anderen Stäbchen der Klasse in einen Behälter getan, aus dessen Inhalt dann die Pool-Probe gewonnen wird. Zwischen 15 und 25 Kinder soll ein Pool umfassen – bei einer Klasse von 30 Kindern werden also zwei Pools à 15 Kinder angelegt. Das zweite Stäbchen kommt in ein Einzelröhrchen, das ebenfalls ins Labor transportiert und nur im Falle eines positiven Klassen-Pools zur Einzelauswertung verwendet wird. Die Eltern eines positiv getesteten Kindes sollen bis spätestens um 6 Uhr am nächsten Morgen Bescheid bekommen, damit das Kind nicht in die Schule geht. Nach Informationen unserer Redaktion ist auch angedacht, dass negativ getestete Kinder ein Test-Zertifikat bekommen, das sie etwa beim Besuch in einem Kino oder Restaurant vorlegen können.

    Müssen negativ getestete Kinder bei einem Corona-Fall in ihrer Klasse auch in Quarantäne?

    Über die Quarantänemaßnahmen entscheiden die örtlichen Gesundheitsämter. Es gibt aber wohl schon Gespräche darüber, dass alle Nicht-Infizierten dann weiter in den Präsenzunterricht gehen dürfen. Für eine Anpassung der Quarantänemaßnahmen spricht sich Markus Pannermayr (CSU), Vorsitzender des Bayerischen Städtetags, aus: „Mit den bisherigen Quarantäneregeln, die bei einem positiven Fall die ganze Klasse betreffen, wird die Stabilisierung des Unterrichts nicht gelingen. Das können wir aber nicht auf lokaler Ebene mit jedem Gesundheitsamt klären. Das muss bayernweit klar geregelt werden, dass zum Beispiel nur noch der unmittelbare Sitznachbar in Quarantäne muss, wenn überhaupt.“ Augsburgs Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) sieht das ähnlich: „Eine Corona-Infektion sollte nicht automatisch zur Quarantäne der Mitschüler und Mitschülerinnen führen. Ansonsten führt dies zu einer De-facto-Schulschließung.“

    Werden die PCR-Pool-Tests auf weiterführende Schulen ausgeweitet?

    Das ist bisher nicht angedacht. Die Antigen-Schnelltests hätten andere Vorteile als die PCR-Tests, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Beispielsweise stehe das Ergebnis sofort zur Verfügung. Häufiges Testen mache die geringere Treffsicherheit wieder wett. Kindermediziner Hubmann hält Pool-Tests an weiterführenden Schulen derzeit auch nicht für sinnvoll. Für Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahren gebe es die Möglichkeit zur Impfung, schon jetzt liege die Impfquote bei 25 Prozent – vor diesem Hintergrund solle man es nicht riskieren, sich logistisch zu übernehmen.

    Sehen das alle so?

    Nein. Gabriele Triebel, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, setzt sich dafür ein, das Verfahren auch auf weiterführende Schulen auszuweiten. Sie hat eine Anfrage an den Landtag gestellt, wonach zwischen Februar und Juli über 416 Millionen Euro für etwas mehr als 88 Millionen Schnelltests ausgegeben wurden. Das ergibt einen Einkaufspreis zwischen 4,50 und fünf Euro. „Das Gesundheitsministerium gibt die Kosten für einen Pool-Test mit 70 Euro an.“ Nach Informationen unserer Redaktion werden mit den Labors gerade sogar Preise von 40 Euro pro Pool verhandelt – was rund zwei Euro pro Kind bedeuten würde. Triebel betont: „Noch dazu liegt die Verantwortung für die Auswertung nicht bei den Lehrkräften, sondern außerhalb der Schulen.“ Diese Entlastung fordern Lehrerverbände seit Monaten. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist für eine Ausweitung. Landesvorsitzende Martina Borgendale wirft der Staatsregierung vor, die Einführung der Pool-Tests „verschleppt“ zu haben. „Die Regierung hätte monatelang Zeit gehabt, die notwendigen PCR-Tests und Laborkapazitäten für deren Auswertung zu beschaffen. Man könnte schon den Eindruck gewinnen, dass das auch darin begründet liegt, dass zu viele Schnelltests bestellt wurden.“

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