Die Debatte um den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie an Schulen ist um einen Vorschlag reicher. Der Vorsitzende des bayerischen Realschullehrerverbandes, Jürgen Böhm, spricht sich für eine Verlängerung der Osterferien aus. Demnach soll die unterrichtsfreie Zeit um eine Woche ausgedehnt werden. Diese Phase könnte Böhm zufolge dazu genutzt werden, die Schulen auf die kommenden Wochen vorzubereiten und eine Teststrategie zu entwickeln.
Es sei unsinnig, betont der Vorsitzende, die Schüler mit überfüllten Bussen und öffentlichen Verkehrsmitteln „in die Schulen zu karren“, dort freiwillig und mit abgenommener Maske zu testen, um dann die positiv Getesteten zu isolieren und von ihren Erziehungsberechtigten abholen zu lassen. „Die Tests müssen entweder verbindlich zu Hause oder aber von Experten außerhalb von Schulen durchgeführt werden.“ Schon seit Monaten fordere der Realschullehrerverband außerdem, allen Lehrern umgehend ein Impfangebot zu machen. Böhm sagt: „Die unterrichtsfreie Woche könnte einen zeitlichen Puffer bei den Impfungen bringen.“
Dieser Corona-Stufenplan gilt an Bayerns Schulen
Grundsätzlich unterstützt der Verband angesichts der besonders ansteckenden Virusmutationen den Stufenplan, der auch nach den Ferien für Bayerns Schulen gelten soll. Bei einer lokalen Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 findet Wechselunterricht mit geteilten Klassen statt, bei einem Wert von über 100 wird auf Distanzunterricht umgestellt. Dem Lehrerverband geht es mit seinem Vorschlag vor allem auch darum, einen „Sicherheitskorridor“ zu schaffen. „Es gibt schlichtweg keine belastbaren Erhebungen dazu, wie sich die Corona-Infektionszahlen über die Osterfeiertage entwickelt haben. Aber wir werden uns vermutlich erschrecken“, prognostiziert Böhm.
Geschlossene Schulen, Distanzunterricht teils nur in den Hauptfächern, dazu verlängerte Weihnachtsferien: Nicht wenige Unterrichtsstunden fielen an Bayerns Schulen auf diese Weise aus. Und jetzt noch eine weitere freie Woche? Böhm betont: Da die einwöchigen Faschingsferien in diesem Jahr coronabedingt ausfielen, könne man bei einer Verlängerung nicht von zusätzlichen Ferien sprechen. „Ich habe lange überlegt. Eine Verlängerung der unterrichtsfreien Zeit bringt uns nur Vorteile.“
Verlängerung der Osterferien? Vorschlag des Lehrerverbands stößt auf Kritik
Doch nicht überall stößt Böhms Vorschlag auf Zustimmung. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, er könne die Forderung einer zusätzlichen Ferienwoche nicht befürworten. Ein Großteil der bayerischen Landkreise verzeichne aktuell eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 100, an den betroffenen Schulen gebe es deshalb sowieso kaum Präsenzunterricht nach Ostern.
Diese Corona-Regeln gelten aktuell in Bayern
Die Corona-Regeln in Bayern sollen ab 8. März schrittweise gelockert werden. Die Öffnungsschritte erfolgen zeitlich versetzt und unterscheiden sich regional. Ob und wie sehr Beschränkungen wegfallen, hängt von der Sieben-Tage-Inzidenz vor Ort, also im jeweiligen Landkreis oder einer kreisfreien Stadt ab.
Kontaktbeschränkung
• unter 35: bis zu drei Haushalte und zehn Personen
• 35 bis 100: bis zu zwei Haushalte und fünf Personen
• über 100: ein Haushalt und eine weitere Person
Kinder werden jeweils nicht mitgezählt.
Einzelhandel
Ab 8. März gilt:
• unter 50: Öffnung des Einzelhandels
• über 50: Besuch nur nach Terminvereinbarung
• über 100: nur Geschäfte des täglichen Bedarfs geöffnet
Sport
Ab 8. März gilt:
• unter 50: kontaktfreier Sport mit max. 10 Personen im Außenbereich
• über 50: Individualsport mit maximal 5 Personen aus 2 Haushalten und Gruppen von bis zu zwanzig Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich
• über 100: Individualsport nur im Rahmen der Kontaktbeschränkung
Ab 22. März gilt:
• unter 50 seit 14 Tagen: kontaktfreier Sport im Innenbereich, Kontaktsport im Außenbereich
• 50 bis 100 seit 14 Tagen: kontaktfreier Sport im Innenbereich sowie Kontaktsport im Außenbereich nur mit tagesaktuellen Schnell- oder Selbsttests
Buchhandlungen, Archive und Bibliotheken
Ab 8. März gilt:
• Buchhandlungen, Archive, Bibliotheken und Büchereien dürfen wieder öffnen.
Museen, Galerien, zoologischen und botanischen Gärten sowie Gedenkstätten
Ab 8. März gilt:
• unter 50:Besuch ohne Terminvereinbarung möglich
• 50 bis 100: Besuch nur mit vorheriger Terminbuchung und Kontaktnachverfolgung möglich
• über 100: keine Öffnung
Schulen
Ab 15. März gilt:
• unter 50: Präsenzunterricht in allen Grundschulen und Förderschulen
• unter 100: Wechselunterricht in allen anderen Schularten
• 50 bis 100: Wechselunterricht in Grundschulen
• über 100: generell Distanzunterricht außer in Abschlussklassen
Die Festlegung der Unterrichtsform gilt für die gesamte Schulwoche, auch wenn sich die Inzidenz unter der Woche ändert.
Außengastronomie
Ab 22. März gilt:
• unter 50 seit 14 Tagen: Außengastronomie öffnet
• 50 bis 100 seit 14 Tagen: Besuch der Außengastronomie nur nach Terminbuchung möglich; Personen aus mehreren Hausständen benötigen tagesaktuellen Schnell- oder Selbsttest, wenn sie am selben Tisch sitzen
• über 100: keine Öffnung
Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos
Ab 22. März gilt:
• unter 50 seit 14 Tagen: Theater, Konzert- und Opernhäuser öffnen
• 50 bis 100 seit 14 Tagen: Besuch nur mit tagesaktuellem Schnell- oder Selbsttest
• keine Öffnung
Ausgangssperre
• unter 100: keine Ausgangssperre
• über 100: Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr
Gerade Schüler, die kurz vor dem Abschluss stehen, bräuchten jeden Tag Unterricht, sagt Meidinger. Erst am Dienstag hatte das Kultusministerium bekanntgegeben, das Abitur finde in Bayern wie angekündigt ab 12. Mai statt. „Ich habe außerdem Zweifel, ob bei der Impfung der Lehrkräfte eine Woche mehr überhaupt Wirkung trägt, nachdem sie derzeit ja weitgehend gestoppt ist.“ Lehrer an Bayerns Grund- und Förderschulen waren vor allem mit AstraZeneca geimpft worden, bevor die Gabe des Vakzins für Menschen unter 60 Jahren ausgesetzt wurde.
Das Kultusministerium plant keine Verlängerung der Osterferien
Was das Kultusministerium zu einer zusätzlichen unterrichtsfreien Woche sagt? Die Behörde teilt auf Anfrage mit, eine Verlängerung der Osterferien sei nicht angedacht. Es gebe einen bewährten, mit dem Gesundheitsministerium abgestimmten Hygieneplan, zudem sei die Teststrategie den Schulen bereits kommuniziert worden.
Demnach dürften in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 lediglich Abschlussschüler am Präsenzunterricht teilnehmen, die entweder einen aktuellen, professionell durchgeführten und negativen Covid-19-Test haben oder in der Schule unter Aufsicht einen Schnelltest mit negativem Ergebnis machen. Bei einer Inzidenz unter 100 sind Tests für Schüler nicht verpflichtend, werden aber „nachdrücklich empfohlen“.
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