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Schule: Ude: Sitzenbleiben auch in Bayern abschaffen

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Ude: Sitzenbleiben auch in Bayern abschaffen

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    Nach der Abschaffung des Sitzenbleibens in mehreren Bundesländern verlangt SPD-Spitzenkandidat Christian Ude einen Verzicht auf das Wiederholen auch in Bayern.  Foto: Franziska Kraufmann dpa
    Nach der Abschaffung des Sitzenbleibens in mehreren Bundesländern verlangt SPD-Spitzenkandidat Christian Ude einen Verzicht auf das Wiederholen auch in Bayern. Foto: Franziska Kraufmann dpa

    "Ich habe es schon in meiner Schulzeit nicht begriffen, warum Mitschüler, die in einigen wenigen Fächern nicht mitkommen, alle Fächer wiederholen müssen", sagte Ude am Montag in München. "Inzwischen ist herrschende Meinung auch in der pädagogischen Literatur, dass das Durchfallen unsinnig ist."

     Der Plan von Rot-Grün in Niedersachsen, mittelfristig das Sitzenbleiben abzuschaffen, hat die Debatte über den Umgang mit leistungsschwachen Schülern neu angefacht. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh (SPD), begrüßte das Konzept und verlangte mehr individuelle Förderung für Schulkinder. Mehrere Landesregierungen bereiten ähnliche Reformen vor.

    Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte dagegen: "Das ist bildungspolitischer und pädagogischer Populismus." Die designierte niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) stellte klar, das Rot-Grün das Sitzenbleiben nicht sofort und für alle Schulen abschaffen will. "Wir haben ein perspektivisches Ziel formuliert, das nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann", sagte sie. SPD und Grüne haben in ihrem Koalitionsvertrag als Ziel festgeschrieben, "Sitzenbleiben und Abschulung durch individuelle Förderung überflüssig (zu) machen".

    Heiligenstadt verwies auf die guten Erfahrungen, die man mit dem Verzicht aufs Durchfallen an integrierten Gesamtschulen gemacht habe: "Wir haben an den Schulen die niedrigste Schulabbrecher-Quote überhaupt", sagte sie. "Aber natürlich müssen die Schulen auch in die Lage versetzt werden, so arbeiten zu können." Bundesweit wiederholen pro Jahr etwa zwei Prozent aller Schüler eine Klasse. In den vergangenen Jahren haben eine ganze Reihe von Ländern entschieden, das Durchfallen ganz oder zumindest teilweise für bestimmte Jahrgangsstufen oder Schulformen zu streichen. In Hamburg zum Beispiel ist Sitzenbleiben zurzeit in den Klassen 1 bis 9 abgeschafft, bis 2017 soll das für alle Klassen gelten. Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte der dpa: "Wir haben eine Ersatzregelung eingeführt, die lautet: Wer in einem Kernfach eine 5 in einem Zeugnis hat, muss in eine kostenlose schulische Nachhilfemaßnahme."

    Das rot-grün regierte Rheinland-Pfalz will in einem Modellversuch den Verzicht aufs Sitzenbleiben testen. "Das ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben", sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Wolf-Jürgen Karle. In Berlin müssen nur Gymnasiasten und - im Ausnahmefall - Grundschüler befürchten, eine Klasse wiederholen zu müssen. In der kürzlich von Grün-Rot in Baden-Württemberg eingeführten Gemeinschaftsschule können die Kinder schon heute nicht mehr durchfallen.

    Das wolle er Schritt für Schritt auch an den anderen Schulen durchsetzen, sagte der Stuttgarter Kultusminister Andreas Stoch (SPD) der dpa. "Die Angst vor dem Sitzenbleiben ist keine sinnvolle Lernmotivation für die Schülerinnen und Schüler." In Bayern drehten im vergangenen Schuljahr 2,3 Prozent der Gymnasiasten, 2,6 Prozent der Realschüler und 1,1 Prozent der Mittelschüler eine "Ehrenrunde". Kultusminister Ludwig Spaenle kritisierte die Pläne Niedersachsens: "Man entkleidet sich ohne Not eines pädagogischen Instruments, das den Schülern die Möglichkeit bietet, Versäumtes nachzuarbeiten", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

    Chef des Lehrerverbandes warnt vor "Abitur-Vollkasko-Garantie"

    Josef Kraus, Chef des Deutschen Lehrerverbands, sagte dem Blatt: "Es gibt keine pädagogische Begründung für die Abschaffung, außer man ist ein naiver Utopist." Schulabschlüsse würden damit zu ungedeckten Schecks. "Da kann man gleich eine Abitur-Vollkasko-Garantie anbieten." Sachsen-Anhalts Kultusminister Dorgerloh betonte dagegen, die Wissenschaft sei zum größten Teil der Auffassung, dass das Sitzenbleiben nichts bringe. "Wir brauchen mehr individuelle Förderung", sagte der KMK-Präsident der dpa in Magdeburg. Dies sähen zunehmend auch Lehrer und Eltern so. dpa

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