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Schule: Bayern will mehr Lehrer einstellen - aber die Pädagogen fehlen

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Bayern will mehr Lehrer einstellen - aber die Pädagogen fehlen

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    Das Geld ist da - die Lehrer nicht. Jetzt sollen bereits Studenten nach dem ersten Staatsexamen unterrichten dürfen.
    Das Geld ist da - die Lehrer nicht. Jetzt sollen bereits Studenten nach dem ersten Staatsexamen unterrichten dürfen. Foto: Alexander Kaya

    Das gab es noch nie: Ab Januar stellt der Freistaat mitten im Schuljahr weitere Lehrer ein. Das Kultusministerium will auf diese Weise qualifizierten Unterricht für deutsche Schüler und tausende Kinder aus Flüchtlingsfamilien aufrechterhalten. 1079 Stellen sollen über das Jahr hinweg befristet besetzt werden, dazu kommen 621 Jobs für Fachpersonal wie Sozialpädagogen oder Sprachtrainer.

    Doch woher sollen die Lehrer kommen? Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und seine Mitarbeiter können sicher gar nicht mehr zählen, wie oft ihnen diese Frage in den vergangenen Wochen gestellt wurde. Denn alle verfügbaren Lehrkräfte für Grund- und Mittelschulen sind bereits eingestellt, an Berufsschulen herrscht ohnehin chronischer Lehrermangel. Doch gerade diese Schulen besuchen junge Flüchtlinge, gerade diese Schulen brauchen dringend Fachpersonal.

    An Grund-, Mittel- und Berufsschulen ist der Bedarf am größten - nur Lehrer gibt es keine

    Seit Mitte vergangener Woche sind die Mittel für neue Stellen aus dem Nachtragshaushalt offiziell genehmigt. Doch längst läuft im Hintergrund die beschwerliche Suche. Noch nennt das Kultusministerium keine Zahlen dazu, wie viele Lehrer schon zum Januar parat stehen müssten, um den ersten Bedarf zu decken. Egal wie viele es sind: Langsam wird es eng.

    „Jetzt Lehrer werden!“ – wer auf die Internetseite des bayerischen Kultusministeriums surft, den führt diese Aufforderung seit kurzem direkt zum neuen „Bewerberportal für Vertretungslehrkräfte“. Nicht nur das Ausrufezeichen im Satz zeigt, dass die Lage ernst ist. Das Ministerium will nun im Ausnahmefall sogar Lehramtsstudenten an die Schulen schicken. Dafür reicht bereits das erste Staatsexamen.

    „Wir brauchen in der jetzigen Situation kreative Lösungen“, sagt Ministeriumssprecher Ludwig Unger dazu. Er betont aber, dass Studenten nur dann zum Einsatz kommen sollen, „wenn geeignete Lehrkräfte über andere Wege nicht gefunden werden“. Andere Wege – das heißt zum einen, dass verstärkt Lehrer auf bestehenden Stellen an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, damit sie auch Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache unterrichten können.

    Lehrer kurz vor dem Rentenalter sollen den Ruhestand aufschieben und Studenten früher unterrichten dürfen

    Zum anderen heißt es, dass Mitarbeiter des Kultusministeriums und der sieben bayerischen Regierungsbezirke am laufenden Band Briefe verschicken und zum Telefonhörer greifen, um Teilzeitkräfte um mehr Stunden zu bitten. Sie versuchen, Gymnasial- und Realschullehrer von den Wartelisten und auch Pensionäre zum Unterrichten an Grund-, Mittel- und beruflichen Schulen zu bewegen. Und sie bitten Lehrer kurz vor dem Rentenalter, ihren Ruhestand noch ein bisschen hinauszuschieben. Wie erfolgreich diese Maßnahmen sind, möchte Ministeriumssprecher Unger dann bewerten, wenn die ersten Verträge schwarz auf weiß unterschrieben sind. „Natürlich haben wir noch keine Verträge abgeschlossen, solange das Geld dafür nicht bewilligt war.“

    Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), hat sich schon umgehört. „Es gibt durchaus Kollegen aus Gymnasium und Realschule, die sich das vorstellen könnten“, sagt sie. Viele mögliche Bewerber aber seien noch irritiert. Denn sie wüssten nach wie vor nicht, was die neuen Verträge genau beinhalten sollen – weder die rechtliche Gestaltung noch die pädagogische Erwartung. „Ich hoffe, dass der Masterplan des Ministeriums bald kommt.“

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