Dabei spiele die soziale Herkunft nicht die entscheidende Rolle, sagte der Leiter der Staatlichen Schulberatungsstelle für die Oberpfalz, Hans Rammrath, am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Fürstenfeldbruck. Oft gerieten Jugendliche über die Musikszene in den Dunstkreis Rechtsradikaler. Auch Sportvereine und andere gesellschaftliche Gruppierungen spielten eine Rolle.
"Wenn junge Menschen anfällig für rechtsradikale Tendenzen sind, ist das oft eine Folge von Frustrationserlebnissen im Elternhaus", erläuterte Rammrath. Günter Kohl - er leitet den Fachbereich "Demokratie und Toleranz" in der Beratungsstelle - ergänzte: "Wo Kinder die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen, sinkt die Anfälligkeit." Bei weniger gut ausgebildeten Jugendlichen sei Fremdenfeindlichkeit ausgeprägter als etwa bei Gymnasiasten, sagte Kohl. Dies sei empirisch nachgewiesen.
Der Experte sieht fremdenfeindliche Tendenzen an Schulen als Eingangstor in die rechte Szene. Kohl hält Vorsorgemaßnahmen in der Schule daher für unerlässlich. Neben Aufklärung im Unterricht spiele die Beratung von Eltern eine wesentliche Rolle.
Das Wissen um die rechtsradikale Szene spielt auch bei der Ausbildung polizeilicher Führungskräfte eine Rolle. Beamte erfahren an der Fachhochschule der bayerischen Polizei in Fürstenfeldbruck und der Zweigstelle im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg, wie Staatsbürger in die rechte Szene abgleiten. "Was macht man gegen Stammtischparolen?" laute nur eine der Fragen, die mit den künftigen leitenden Polizeibeamten diskutiert werden, erläuterte der Politikwissenschaftler Holger Nitsch. Dargelegt werde zudem die gesamte Bandbreite der rechtsradikalen Ideologien, von der Verherrlichung des Rassismus bis zum Antisemitismus.
In Bayern gibt es neun Staatliche Schulberatungsstellen. Zusammen mit der Polizei-Fachhochschule veranstalteten die für Oberbayern und die Oberpfalz zuständigen Stellen an zwei Tagen in Fürstenfeldbruck und Sulzbach-Rosenberg ein Symposium zum Thema "Gemeinsam gegen Rechtsextremismus - für Demokratie und Toleranz". Dabei wurde auch über rechtsextreme Musik aufgeklärt. Ein Aussteiger aus der Neonaziszene sprach zum Thema "Ein- und Ausstiegsprozesse - Wege in die rechtsextreme Szene und wieder heraus". dpa/AZ