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Schulbeginn: Schulleiterin im Interview: "Der erste Schultag ist heute eine Show"

Schulbeginn

Schulleiterin im Interview: "Der erste Schultag ist heute eine Show"

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    Sigrid Puschner ist Rektorin an der Mittelschule Gersthofen. In diesem Jahr steht ihr ein ungewöhnlicher Schulanfang bevor.
    Sigrid Puschner ist Rektorin an der Mittelschule Gersthofen. In diesem Jahr steht ihr ein ungewöhnlicher Schulanfang bevor. Foto: Marcus Merk

    Frau Puschner, Sie leiten die Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen. Am Dienstag ist der erste Schultag. Wie war Ihrer vor vielen Jahren?

    Sigrid Puschner: Wunderbar. Ich wurde damals an Ostern eingeschult. Da gab es noch einen anderen Rhythmus in den Bundesländern. Das war in den 60er Jahren an einer Grundschule in Dortmund, wo ich geboren wurde. Es gab eine Schultüte und das war’s. Heute ist der Tag eine Show: mit Essen gehen, Geschenken und Ausflügen in Freizeitparks.

    Heuer ist der erste Schultag der Pandemie wegen eine besondere Show. Was halten Sie von Masken im Unterricht?

    Puschner: Während des Unterrichts stelle ich mir das schwierig vor. Eine zu tragen ist anstrengend für Lehrer und Schüler. Im Unterricht läuft vieles über Gestik und Mimik. Ich hoffe sehr, dass wir die Masken nach zwei Wochen nicht mehr tragen müssen.

    Sie tragen in Ihrem Büro keine Maske.

    Puschner: Wenn ich alleine im Büro bin, nicht. Kommt jemand herein, dann setze ich die Maske auf. Hier kommen viele Kollegen und Schüler vorbei.

    "Es ist unangenehm eine Maske zu tragen, aber bewältigbar"

    Schüler fühlen sich als Verlierer, Gäste in einem Wirtshaus etwa müssen keine Maske tragen.

    Puschner: Ich kann die Schüler verstehen. Aber im Wirtshaus stehen die Tische weit auseinander. Das ist in der Schule schwierig. Von morgen an kommen wieder alle 600 Schüler unserer Schule. Es ist unangenehm eine Maske zu tragen, aber bewältigbar.

    Wie ist es, mit einer Maske Unterricht zu halten?

    Puschner: Schlecht. (lacht) Man kennt das vom Einkaufen. Besonders schwierig ist es etwa im Englisch-Unterricht. Da kommt es auf die Aussprache an. Diskussionen stellen wir eher zurück. In anderen Fächern wie Mathe können wir gut schriftlich arbeiten. Inwieweit Gruppenarbeiten möglich sind, werden wir sehen.

    Im Sportunterricht ist eine Maske bisher nicht vorgeschrieben.

    Puschner: Das geht eigentlich nur ohne Maske. Wir hoffen, dass die Schüler draußen Sport treiben können. Der Sportplatz ist groß. Wir müssen die Hygienebestimmungen beachten.

    Wie ist es, einen Corona-Test zu machen?

    Puschner: Das kann ich noch nicht beurteilen. Ich mache erst am Mittwoch einen. Er ist für mich und meine Kollegen freiwillig. Wir machen ihn nachmittags in einer Arztpraxis in Gersthofen. Manche sagen, dass es unangenehm ist, wenn das Stäbchen etwa in den Rachen geführt wird. Es ist gut, dass es nicht lange dauert. Bisher fallen an unserer Schule nur vier Lehrerinnen aus, weil sie schwanger sind und deshalb ein Beschäftigungsverbot haben. Die restlichen 70 sind einsatzbereit.

    Die Tests gelten sowieso nur als eine Momentaufnahme.

    Puschner: Das stimmt. Eigentlich müsste ich mich ständig testen lassen. Aber das ist ein allgemeines Problem.

    Erster Schultag: Welche Note bekommt die Staatsregierung?

    Beziehungsweise das der Staatsregierung. Wie sehr fühlen Sie sich aus München unterstützt?

    Puschner: Das Ministerium bemüht sich sehr.

    Das heißt ja meist durchgefallen.

    Puschner: Nein. Wir bekommen ausreichend Infos und wir müssen viel zurückmelden. Das klappt gut. Es ist aber schwierig aus einem Gremium in München etwas zu organisieren. Da werden schon mal Details vergessen.

    Welche sind das?

    Puschner: Wie wir zum Beispiel mit dem Elternabend und dem Wandertag umgehen. Wir sollten uns offen halten, das zu machen. Vermutlich in kleineren Gruppen. Ein anderer Punkt ist, dass ich selber bestimmen muss, ob Lehrer bei der Lehrerkonferenz eine Maske tragen sollen oder nicht. Wir halten sie in der Turnhalle ab und können Abstand wahren.

    Welche Note geben Sie dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder für seine Corona-Politik?

    Puschner: Ich gebe kein politisches Statement ab. Er ist besorgt und bemüht sich um das Wohlergehen der bayerischen Bevölkerung.

    Sagen wir befriedigend plus?

    Puschner: Noten haben nicht immer eine umfassende Aussagekraft, sie können nicht immer das Gesamtbild eines Schülers erfassen. Sie sind Aussagen, die wenig Spielraum lassen. Deswegen geben wir zusätzlich einen Kommentar zu den Leistungen.

    "Hygienemaßnahmen, abgesperrte Toiletten und verschiedene Eingänge hatten wir schon vor den Ferien"

    Hinter Ihnen hängt ein Sticker, auf dem "Es ist kompliziert" steht. Inwiefern passt das zu den Vorbereitungen für das neue Schuljahr?

    Puschner: Ich habe aber auch einen Sticker mit "Schule ist schön". Hygienemaßnahmen, abgesperrte Toiletten und verschiedene Eingänge hatten wir schon vor den Ferien. Nun kommen wieder alle Schüler anstatt nur Abschlussklassen oder halbe Klassen. Wir bieten wieder Ganztagsunterricht und Fächer wie Religion, Musik und Sport an. Also einen vollen Stundenplan. Die Jahrgangsstufen halten sich in den Pausen an verschiedenen Orten auf.

    Hinter Ihnen steht auch ein gelber Ordner mit der Aufschrift "Corona". Inwiefern sind Sie routinierter als noch im Frühling?

    Puschner: Das sind wir in organisatorischen Dingen und dabei, Hygieneregeln umzusetzen. Es gibt auch noch einen zweiten Corona-Ordner. Ich muss Lehrern und Schülern ein Kompliment machen. Wir sind erfahrener darin, mit der Pandemie umzugehen als noch im Frühjahr. Die Herausforderung ist aber gewaltig. Wie es in Schulen läuft, daran messen Eltern die Politik.

    Wie gehen Sie mit besorgten Eltern um?

    Puschner: Es ist eine Gratwanderung. Manche sagen, dass das Virus nicht so schlimm sei und ihre Kinder keine Maske tragen sollen, weil das nichts bringe. Andere sehen sich selber oder ihre Kinder gefährdet. Aber nur ein Attest kann Schüler davon befreien, herzukommen. Sie müssen dann Aufgaben zu Hause machen.

    Zur Person: Sigrid Puschner, 63, ging ein Jahr auf eine Dortmunder Grundschule, ehe ihre Familie in den Kreis Augsburg zog. Seit 14 Jahren ist sie Leiterin der Anna-Pröll-Mittelschule in Gersthofen im Kreis Augsburg. Sie unterrichtet Deutsch.

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