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Ostallgäu: Wenig Schnee – und trotzdem hatten Tausende schulfrei

Ostallgäu

Wenig Schnee – und trotzdem hatten Tausende schulfrei

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    Der Winter kann Spaß machen – besonders dann, wenn die Schule wegen "schneefrei" ausfällt.
    Der Winter kann Spaß machen – besonders dann, wenn die Schule wegen "schneefrei" ausfällt. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Für viele Schüler in Bayern war die Freude heute groß: Der Unterricht in ihren Schulen fiel aus – wegen des starken Schneefalls in den vergangenen Tagen. Durch die schlechten Straßenverhältnisse sei es nicht gewährleistet, dass alle Schüler gesund zum Unterricht erscheinen.

    Aber in welchen Fällen gibt es eigentlich "Schneefrei"? Wer entscheidet überhaupt, ob der Unterricht wegen zu viel Schnees ausfällt? Und warum galt im Ostallgäu sogar flächendeckend "Schneefrei", obwohl im Norden des Landkreises gar nicht übermäßigen viel Schnee lag?

    Kein Unterricht an Schulen: Wann gibt es "Schneefrei"?

    Der Unterricht kann beispielsweise ausfallen, wenn Straßen so stark verschneit sind, dass es kein Durchkommen mehr gibt. Die Entscheidung, ob der Unterricht ausfällt, trifft eine "lokale Koordinierungsgruppe Schulausfall". In ihr sitzen Schulamtsleiter und Rektoren. Damit Schüler und Lehrer erfahren, wann sie nicht zur Schule kommen müssen, sollten sie bei extremem Wetter das Radio einschalten. Einen aktuellen Überblick gibt es auch auf unserer Internetseite.

    Welche Probleme gibt es mit der "Schneefrei"-Regelung?

    Die Entscheidung über einen möglichen Unterrichtsausfall gilt in der Regel einheitlich für alle öffentlichen Schulen eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt. Das heißt dann: Entweder gibt es in allen Schulen eines Landkreises "Schneefrei" – oder eben in keiner. Damit wird unter anderem sichergestellt, dass es keine Verwirrung bei Eltern und Kindern gibt, teilte das Kultusministerium mit. Durch diese Regelung kam es dazu, dass alle Schulen im Landkreis Ostallgäu ausfielen, obwohl die Schneesituation nur im Landkreissüden besonders dramatisch war. Tausende Schüler auch im Norden konnten sich über einen freien Tag freuen.

    Diese Regelung sorgte gleichzeitig aber auch für ein Problem: Im Ostallgäu galt schulfrei, während es in der kreisfreien Stadt Kaufbeuren, die der Landkreis umgibt, regulären Unterricht gab. Die mehr als 1000 Schüler, die im Ostallgäu wohnen und in Kaufbeuren zur Schule gehen, mussten also trotz "Schneefrei" in ihrem Landkreis beim Unterricht in Kaufbeuren antreten. Allerdings erschien beispielsweise bei der Fach- und Berufsoberschule die Hälfte der auswärtigen Schüler nicht.

    Wie es zu den unterschiedlichen Regelungen kommen konnte? Auf Anfrage bei den zuständigen Ämtern hieß es: Beide Koordinierungsgruppen hätten miteinander gesprochen, dann aber doch eine eigenständige Entscheidung gefällt. Für Schüler aus dem Ostallgäu, die nicht oder zu spät zum Unterricht gekommen seien, soll aber ein Auge zugedrückt worden sein.

    Warum gab es andernorts nur in einzelnen Schulen schulfrei?

    Laut Kultusministerium seien bei großen Landkreisen Ausnahmen von der Regel möglich, sodass in manchen Schulen der Unterricht ausfallen könne und in anderen nicht. In den Landkreisen Lindau und Oberallgäu galt der Unterrichtsausfall beispielsweise nur für einige Schulen. In Lindau begründet das Landratsamt diese Ausnahme so: Im Stadtgebiet sei es zu rund 70 Einsätzen gekommen, im ländlicheren Raum hingegen zu "nur sehr wenigen". Besonders die vielen abgebrochenen Äste sollen für Gefahr gesorgt haben. Deswegen sei nur der Schulbetrieb im Stadtgebiet vom Unterrichtsausfall betroffen.

    Auch im Oberallgäu hätten sich die Behinderungen nur auf eine Schule in Oy-Mittelberg ausgewirkt, weswegen es kein flächendeckendes schulfrei gegeben habe.

    Wie oft kommt "Schneefrei" in Bayern vor?

    Nach Angaben des Kultusministeriums in Bayern wird nur erfasst, wie viele Schulausfälle es durch "höhere Gewalt" gibt - ohne die Angabe der genauen Gründe. Außerdem könnten nur Zahlen zu Realschulen und Gymnasien genannt werden.

    Im Schuljahr 2017 / 2018 hatten demnach im Freistaat sechs Realschulen und neun Gymnasien eine erhöhte Anzahl ersatzlos ausgefallener Unterrichtsstunden durch "höhere Gewalt" gemeldet. Im Schuljahr 2016 / 2017 waren insgesamt 47 Realschulen und 51 Gymnasien betroffen - im Regierungsbezirk Schwaben gab es in den beiden Schuljahren keine Fälle.

    Was passiert, wenn Schüler trotzdem zur Schule kommen?

    Schüler, die trotzdem zur Schule kommen, dürfen dort nicht alleingelassen werden. "Es ist eine angemessene Beschäftigung in der Schule zu gewährleisten", teilte das bayerische Kultusministerium mit. Für diese Beschäftigung sollen die Lehrer sorgen, die - soweit es die Witterung zulässt - ihren Dienst antreten müssen. (AZ)

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