Schnee und Glätte lösten im südlichen Bayern Chaos aus. Zwar flaute der Schneefall in der Nacht zu Montag etwas ab, doch immer noch gibt es Behinderungen auf den Straßen und beim Bahnverkehr. Hinzu kommen Straßensperrungen wegen Lawinengefahr (aktuelle Übersicht). Für die nächsten Tage sind weitere Schneefälle angekündigt. Auch am Dienstag gibt es an mehreren Schulen "Schneefrei" (mehr Infos hier).
Mehrere Menschen sind im Zusammenhang mit dem Wintereinbruch gestorben. In Vorarlberg in den österreichischen Bergen starben zwei deutsche Skifahrer. In Schoppernau wurde ein 26-Jähriger aus dem bayerischen Landkreis Dachau abseits der gesicherten Pisten von einem Schneebrett verschüttet. Bei einem zweiten Lawinenunglück starb ein 32-Jähriger aus der Nähe von Heilbronn im Gebiet von Damüls. Im österreichischen Tennengau wurden zwei seit Samstag vermisste Schneeschuhwanderer am Montag tot geborgen.
Auch in Oberbayern starben zwei Menschen. Im Berchtesgadener Land am Teisenberg verunglückte am Wochenende eine junge Frau in den Schneemassen tödlich. In Wackersberg bei Bad Tölz wurde ein 44 Jahre alter Skitourengänger von herabfallenden Ästen erschlagen. Der Mann sei von einer Baumkrone getroffen worden, die unter der Schneelast abgebrochen sei, hieß es von der Polizei. Der Mann war demnach sofort tot.
Die Polizei verzeichnete zudem hunderte Unfälle auf glatten und schneebedeckten Straßen. In Österreich sind mehrere Skiorte und Täler nicht mehr erreichbar.
Aktuelle Wetter-Lage und Unwetterwarnungen
Nach dem Schneechaos in den vergangenen Tagen ist keine Entspannung in Sicht: Wetterexperten rechnen schon ab Mittwoch mit dem nächsten Schub Schnee in Südbayern. Dann bringt die neue Kaltfront durch Tief Benjamin in ganz Südbayern neuen Schnee. Besonders große Schneemengen sind in den Alpen um im Allgäu zu erwarten, sagt Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor: "Mindestens ein halber Meter Schnee wird da nochmal fallen."
Wegen der heftigen Schneefälle rief das Landratsamt im bayerischen Miesbach den Katastrophenfall aus. Dies sei nötig, um die unterschiedlichen Einsatzkräfte besser zu koordinieren, erklärte eine Sprecherin. Sämtliche Schulen im Landkreis Miesbach nahe München sollen bis einschließlich Freitag geschlossen bleiben.
Eisglätte und Unfälle: Wie ist die Lage auf den Straßen in Bayern?
Beim Zusammenstoß von zwei Autos bei winterlichen Straßenverhältnissen in der Nähe von Reichersbeuern (Landkreis Bad Tölz) starb ein 19-Jähriger. Vier weitere Personen wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte.
Die meisten Unfälle gingen am Wochenende glimpflich aus, es blieb überwiegend bei Blechschäden. Ebenso blockierten immer wieder liegengebliebene Lastwagen die Straßen. Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. In München mussten Linienbusse, die sich festgefahren hatten, von der Feuerwehr wieder flott gemacht werden.
Verzögerungen, Ausfälle und Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr
Am Münchner Flughafen waren Räumdienste am Wochenende fast ununterbrochen damit beschäftigt, die Start- und Landebahnen von den Schneemassen zu befreien. Auch hier entspannte sich die Lage seit Sonntag: Es gab nur noch 15 Annullierungen, wohingegen am Vortag noch 130 Flüge ausfielen. Hunderte Flugzeuge hatten zudem zum Teil erheblich Verspätung. Insgesamt stehen für den Winterdienst am Flughafen München 672 Mitarbeiter zur Verfügung.
Bahnreisende sollten auch zum Wochenstart viel Geduld mitbringen: Der starke Schneefall behindert den Zugverkehr vor allem im Süden und Westen von München. Räumtrupps der Deutschen Bahn waren am Montag auf Regionalstrecken im Einsatz, um mit Eisschnee überzogene, festgesetzte Weichen von Hand freizuschaufeln. Reisende sollten sich vorab erkundigen, ob ihr Zug fährt (hier geht's zur DB-Reiseauskunft).
Hohe Lawinengefahr in den Alpen
Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontorwarnt vor einer Gefahr für Wintersportler: In den deutschen und österreichischen Alpen herrscht große Lawinengefahr. "Weil so besonders große Mengen auf einmal fallen, hat sich der Neuschnee noch nicht verfestigt. An der Südseite herrscht Föhn, da ist es nicht so schlimm. Aber besonders an der Nordseite der Alpen besteht derzeit Lawinengefahr."
Die Einsatzkräfte der Bergwacht sind nach eigenen Angaben in Alarmbereitschaft, rechnen aber nicht mit mehr Rettungseinsätzen. "Wenn die Lawinengefahr bei vier oder fünf auf der Skala liegt, sind wesentlich weniger Leute unterwegs", sagte David Pichler von der Bergwacht Chiemgau am Freitag. Ähnlich sieht das auch Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein: "Die meisten tödlichen Lawinenunfälle passieren bei Gefahrenstufe drei, weil viele das Risiko unterschätzen."
Laut Bucher wird sich die Lawinengefahr in den nächsten Tagen noch verschärfen. Deswegen sollte man vor geplanten Touren unbedingt den Lawinenlagebericht der Warnzentrale checken. Auf den gesicherten Pisten müsse aber niemand Angst haben.
Droht in Südbayern und Schwaben nun etwa noch ein Jahrhundertwinter? Schmidt winkt ab: "Nein, ganz bestimmt nicht." Er gibt Entwarnung und erklärt: "Wir haben es gerade mit einer sehr stabilen Nordwest-Wetterlage zu tun, die zwar viel feuchte Luft und Schnee nach Süddeutschland bringt, aber nicht so eisige Luft wie es eine Ost-Wetterlage vermag."
Ein Jahrhundertwinter sei außerdem nur dann gegeben, wenn es über den gesamten Zeitraum der drei Wintermonate Dezember, Januar und Februar hinweg kälter wäre als in einem durchschnittlichen Winter, sagt Schmidt. "Allein im Dezember war es schon rund drei Grad wärmer als im Durchschnitt. Das macht einen Jahrhundertwinter schon jetzt fast unmöglich." (zian/axhe/AZ/dpa)
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