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Schmiergeld-Prozess: Staatsanwalt fordert mehr als zehn Jahre Haft für Gribkowsky

Schmiergeld-Prozess

Staatsanwalt fordert mehr als zehn Jahre Haft für Gribkowsky

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    Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat ein Geständnis abgelegt.
    Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat ein Geständnis abgelegt. Foto: dpa

    Gribkowsky habe 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone angenommen, weil er Anerkennung für seine Arbeit gesucht habe und finanziell profitieren wollte, sagte Oberstaatsanwalt Christoph Rodler heute in seinem Plädoyer vor dem Landgericht München. "Alle haben an dem Deal gewonnen, nur die Landesbank hatte ihm einen Bonus verweigert."

    Als Jurist habe Gribkowsky aber gewusst, dass er gegen das Gesetz handelte und das Geld als Amtsträger der BayernLB nicht hätte annehmen dürfen. Der Staatsanwalt wirft ihm Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung vor. Gribkowsky hatte die Vorwürfe vor einer Woche nach acht Monaten Schweigen gestanden - und damit zum "spätmöglichsten Zeitpunkt", wie Rodler sagte. Das Gericht hatte ihm dafür eine Strafe von maximal neun Jahren in Aussicht gestellt und damit weniger als nun vom Staatsanwalt gefordert.

    Die Chronologie der Formel-1-Affäre

    April 2002: Kirch Media meldet Insolvenz an. Die BayernLB erhält als Pfand für einen Kredit über 988 Millionen Euro 62 Prozent an der Formel-1-Gesellschaft Speed.

    Januar 2003: Die BayernLB beruft Gerhard Gribkowsky in den Vorstand. Als Risikomanager kümmert er sich auch um die Verwertung der Formel-1-Beteiligung.

    2004/2005: Autokonzerne drohen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, eine eigene Rennserie zu gründen.

    September 2005: Der Finanzinvestor CVC will der BayernLB ihre Speed-Anteile abkaufen.

    Oktober/November 2005: Laut Anklage fordert Gribkowsky von Ecclestone heimlich 50 Millionen Dollar und bekommt einen entsprechenden Beratervertrag zugesagt. Auf Veranlassung Gribkowskys zahlt die BayernLB Ecclestone 41 Millionen Dollar Provision für die Vermittlung des Käufers CVC. Vorstand und Verwaltungsrat der BayernLB billigen den Verkauf der Formel-1-Anteile an CVC für 839 Millionen Dollar (675 Millionen Euro).

    März 2006: Die BayernLB erstattet der Bambino-Stiftung von Eccelstones Ehefrau für Auslagen 25 Millionen Dollar.

    Juli 2006 bis Dezember 2007: Laut Anklage erhält Gribkowsky von Ecclestone und Bambino über Briefkastenfirmen 44 Millionen Dollar (knapp 33 Millionen Euro) auf Konten seiner Privatstiftung Sonnenschein in Salzburg.

    April 2008: Gribkowsky verlässt die BayernLB.

    Januar 2011: Gribkowsky wird unter dem Verdacht der Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung verhaftet.

    Mai 2011: Gribkowsky wird mit seinen ehemaligen Vorstandskollegen wegen Untreue beim Kauf der Hypo Group Alpe Adria 2007 angeklagt. Die BayernLB verklagt zudem alle auf 200 Millionen Euro Schadenersatz und lässt Gribkowskys Vermögen einfrieren.

    Juli 2011: Gribkowsky wird auch wegen der Formel-1-Affäre angeklagt. Eccelstone gibt die Millionenzahlungen öffentlich zu.

    Ecclestone hatte bei seiner Zeugenaussage gesagt, er habe sich von Gribkowsky bedroht gefühlt und eine Anzeige bei den britischen Steuerbehörden befürchtet, die ihn Milliarden hätte kosten können. Dieser Version schenkte der Staatsanwalt keinen Glauben. Ecclestone sei nicht Opfer einer Erpressung, sondern Mittäter einer Bestechung. Mit dem Geld wollte der Formel-1-Chef nach Ansicht von Rodler erreichen, dass Gribkowsky die Anteile der BayernLB an der Rennserie an einen Investor verkauft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Ecclestone, hat aber noch keine Entscheidung über eine Anklage getroffen. (dpa)

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